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Aichelau feiert 750 Jahre Dorfgeschichte und weiht neues Haus ein

Vor 750 Jahren wurde Aichelau erstmals urkundlich erwähnt. Das wird am kommenden Wochenende gefeiert. Dabei darf auch in die Geschichte des Dorfes eingetaucht werden.

Das Leben in Aichelau zu früheren Zeiten.
Das Leben in Aichelau zu früheren Zeiten. Foto: Privat
Das Leben in Aichelau zu früheren Zeiten.
Foto: Privat

PFRONSTETTEN-AICHELAU. Aichelau wurde 1275 als »Aychiloch« erstmals urkundlich erwähnt. Das Dorf ging aus hohensteinischem oder gundelfingischem Besitz an die Adelsfamilie Speth über. 1432 war es ein Lehen der Grafen von Württemberg. Die Speths verkauften den Ort wohl 1495 an die von Herren von Bubenhofen, zwei Jahre später ging er in den Besitz des Klosters Zwiefalten über. Obwohl Württemberg im 16. Jahrhundert seinen Lehnanspruch erhob, blieb es beim Kloster, bis Aichelau 1803 endgültig Württemberg und dem Oberamt Münsingen zugeordnet wurde.

An mehreren Stellen der Gemarkung sind Grabhügel überliefert, aber lediglich im Wald Feilhau noch erkenntlich erhalten. Funde wurden dort bislang nicht geborgen. In den Schönwiesen, so heißt es von Seiten des Landratsamts Reutlingen, sollen Mauerreste und Ziegel auf einen römischen Gutshof hinweisen. Nicht weiter zu lokalisieren sind angeblich vorgeschichtliche und römische Funde aus einer verschütteten Höhle im Tiefental. Hinweise auf eine frühmittelalterliche Gründung gibt es jedoch nicht. Auch eine vermutete Burg auf der Burghalde nordwestlich des Orts ist bislang nicht nachgewiesen.

Heuernte in Aichelau.
Heuernte in Aichelau. Foto: Privat
Heuernte in Aichelau.
Foto: Privat

Wer wissen will, wie in Aichelau vor rund 500 Jahren gelebt wurde, kann im Freilichtmuseum Beuren ein kleinbäuerliches Einhaus besichtigen. Es wurde wohl in zwei Bauschritten gebaut: zunächst 1509 als freistehende Scheune, die schließlich 1511 um einen Wohnteil erweitert wurde. Ein Großteil der spätmittelalterlichen Bausubstanz ist erhalten geblieben. Fast 500 Jahre lang stand es am Originalstandort und wurde mehrmals umgebaut. Im Jahr 2005 wurde es abgebaut, danach erstand es im Freilichtmuseum neu und wurde 2010 zur Besichtigung freigegeben.

Dank einer von Johann Georg Sauter erstellten Chronik können zumindest die Zeit, das Leben und das Arbeiten in Aichelau von 1796 bis 1942 lückenlos nachvollzogen werden. Er berichtet darin unter anderem vom Durchzug der Franzosen, die im Dorf mit 154 Mann Ende Juli 1796 Quartier bezogen. Anschließend stürmten sie mit 8.000 Mann das Kloster Zwiefalten und besetzten es. Immer wieder musste auch den kaiserlich-österreichischen Truppen, die gegen die Franzosen kämpften, Quartier geboten werden. In der Chronik ist auch von größeren Hagelschäden zwischen 1784 und 1798 die Rede. In dieser Zeit musste der hoch gelegene Kohlwald vollständig abgeholzt werden.

1817 gab es ein Hungerjahr, die Menschen in Aichelau und Umgebung ernährten sich überwiegend von Himbeeren. Viele Gewerbetreibende waren in Aichelau zu finden, darunter Leinenweber und Glaser, Maurer und Seiler, Schneider und Schuhmacher, Wagner und Zimmermann, Hufschmied, Küfer und Metzger. Um 1820 hatten im Ort noch rund ein Drittel der Gebäude Strohdächer. 1817 lebten hier 317 Menschen, 1834 waren es 343 Einwohner, im Jahr 1900 wurden 320 Einwohner gezählt und im Jahr 1934 insgesamt 275 Einwohner. Im Zuge der Kreisreform kam Aichelau im Januar 1975 zur Gemeinde Pfronstetten. Heute leben im Dorf 269 Menschen. Es gibt viele Vereine, eine funktionierende Dorfgemeinschaft und auch Gewerbe. So hat hier auch die Firma Paravan, größter Arbeitgeber der Gemeinde Pfronstetten, ihren Sitz.

Im Rahmen der  750-Jahr-Feier wird auch das neue Dorfgemeinschaftshaus mit Feuerwehrhaus eingeweiht.
Im Rahmen der 750-Jahr-Feier wird auch das neue Dorfgemeinschaftshaus mit Feuerwehrhaus eingeweiht. Foto: Maria Bloching
Im Rahmen der 750-Jahr-Feier wird auch das neue Dorfgemeinschaftshaus mit Feuerwehrhaus eingeweiht.
Foto: Maria Bloching

Am kommenden Wochenende wird das 750-jährige Bestehen des Dorfs gefeiert, in diesem Zuge findet gleichzeitig die Einweihung des neuen Dorfgemeinschaftshauses samt Feuerwehrhaus statt. Festauftakt ist am Samstag, 4. Oktober um 17 Uhr mit dem Fassanstich durch Bürgermeister Manuel Maier. Im Anschluss wird eine Fotoausstellung zur Dorfgeschichte eröffnet, außerdem gibt es eine Filmvorstellung. Um 19 Uhr hält Kreisarchivar Dr. Marco Birn einen Vortrag und berichtet darin Historisches und Spannendes über Aichelau. Ab 22 Uhr ist Barbetrieb.

Am Sonntag, 5. Oktober, findet um 9.30 Uhr eine Erntedankfeier im Festzelt auf dem neuen Dorfplatz mit Einweihung des neuen Gebäudes statt. Musikalisch unterhalten die Albdorfmusikanten Pfronstetten und die Stadtkapelle Gammertingen. Aus dem Backhaus wird frische Dinnete serviert, außerdem bringt die Dorfgemeinschaft ein leckeres Mittagessen auf den Tisch, später gibt es Kaffee und Kuchen. Mit einem großen Kinderprogramm ist auch für den Spaß der kleinen Gäste gesorgt. (GEA)