TÜBINGEN. Schnaps, Kippen, ein Hauch Erotik - und mittendrin Alt-Bundespräsident Christian Wulff (CDU). So recht zusammenpassen will das auf den ersten Blick nicht. Doch Wulff und die deutsche Rocklegende Udo Lindenberg, zu dessen Ausstellung das ehemalige Staatsoberhaupt kürzlich extra ins Neue Kunstmuseum Tübingen in Begleitung von Oberbürgermeister Boris Palmer kam, kennen sich seit Jahren. Wulff ist mit Lindenbergs Gesamtwerk gut vertraut. »Er wird nicht so kritisch hinterfragt, ob er was falsch macht - ganz im Gegensatz zu uns Politikern«, sagte Wulff bei einer Führung durch die Schau. Mit einem Blick auf eines der meterhohen Kunstwerke greift er den Text auf: »Ich mach' mein Ding - ein gutes Motto.«
Insbesondere Lindenbergs steter Blick auf die andere Seite der Mauer in Zeiten eines geteilten Deutschlands schätzt der Alt-Bundespräsident sehr. »Udo Lindenberg war zu einer Zeit, als das kaum einer tat - vor allem keiner aus seiner Szene - am Osten interessiert, an der DDR«, sagte Wulff einst während seiner Amtszeit. Zustimmend nickte er, als Führer Ferdinand von Stuckrad-Barre sagte: »Der politische Udo macht seine Äußerungen nicht mit dem erhobenen Zeigefinger.«

Auf eines der Ausstellungsstücke blicke Wulff hingegen fast schon wehmütig: »Menschenfamilie I«, ein künstlerischen Bekenntnis für eine bunte Republik Deutschland und signiert mit einem »Hi Christian« - ein Geschenk von Lindenberg an Wulff, zur Zeit als Leihgabe im NKT. »Das vermisse ich schon sehr in meinem Arbeitszimmer«, sagte der Alt-Bundespräsident. (GEA)