TÜBINGEN. Der insolvente Batteriehersteller Customcells ist gerettet. Er ist von einem Konsortium industrienaher Family Offices rund um den Investor Abacon und Salvia übernommen worden. Die Übernahmevereinbarung wurde einen Tag nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens am 1. Juli 2025 unterzeichnet.
Für den Stammsitz in Itzehoe in Schleswig-Holstein bedeutet dies, dass 80 Prozent der Arbeitsplätze erhalten bleiben. Die Forschungs- und Entwicklungskapazitäten sowie die laufende Produktion für bestehende Kunden sollen dort fortgeführt werden. Zu den Kunden von Customcells zählen Unternehmen aus den Bereichen Verteidigung und Sicherheit, Luftfahrt, Motorsport und Bergbau. Nato-Systemintegratoren beziehen bereits qualifizierte Zellen für die Marine.
Kein Sozialplan
Für das Werk in Tübingen gibt es jedoch keine weitere Perspektive. Zum Zeitpunkt der Antragstellung auf Insolvenz war der Standort bereits geschlossen. »Die Arbeitsverhältnisse der aktuell 68 freigestellten Beschäftigen werden im Laufe des Monats gekündigt«, erläutert Meike Ostrowski vom Insolvenzverwalter Willmerköster auf GEA-Anfrage. »Durch die Freistellung erhalten die Beschäftigten die Möglichkeit zum Erhalt von Arbeitslosengeld, obwohl das Arbeitsverhältnis noch nicht beendet ist.« Für einen Sozialplan reiche allerdings die Insolvenzmasse nicht aus. Um die geordnete Abwicklung des Tübinger Werks kümmere sich in den kommenden Wochen ein aus drei Personen bestehendes Team.
Hintergrund der finanziellen Schieflage von Customcells war der Zahlungsausfall des Luftfahrtunternehmens Lilium, dem größten Kunden von Customcells. Zusätzlich wirkte sich der hohe Wettbewerbsdruck in der Batteriebranche erschwerend aus.
Customcells wurde 2012 als Ausgründung der Frauenhofer-Gesellschaft gegründet. Das Unternehmen expandierte schnell und entwickelte sich zum gefragten Entwicklungspartner für Industrie und Forschung. Es konnte früh prominente Investoren wie Porsche Ventures oder 468 Capital gewinnen. Mit dem Automobilhersteller gründete Customcells zwischenzeitlich ein Joint Venture. Nach eigenen Angaben ist es eines der wenigen europäischen Unternehmen, die sich auf maßgeschneiderte Batterielösungen spezialisiert haben. (GEA)