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Blamage des SSV Reutlingen beim Oberliga-Schlusslicht: Eine Ursachenforschung

Bittere Pille für die Reutlinger Oberliga-Fußballer. Der SSV verlor beim abgeschlagenen Schlusslicht Offenburger FV mit 2:3 (0:1). Eine Ursachenforschung.

Viele Hunde sind des Hasen Tod. Der Reutlinger Tobias Dierberger (am Ball) muss sich mit den Offenburgern (von links) Tim Kreuzp
Viele Hunde sind des Hasen Tod. Der Reutlinger Tobias Dierberger (am Ball) muss sich mit den Offenburgern (von links) Tim Kreuzpeintner, Jonas Pies, Luca Kehl und Maximilian Leist auseinandersetzen. Foto: JoBaur
Viele Hunde sind des Hasen Tod. Der Reutlinger Tobias Dierberger (am Ball) muss sich mit den Offenburgern (von links) Tim Kreuzpeintner, Jonas Pies, Luca Kehl und Maximilian Leist auseinandersetzen.
Foto: JoBaur

OFFENBURG. Es lief die 90. Minute im altehrwürdigen Offenburger Karl-Heitz-Stadion: Nils Staiger vom Fußball-Oberligisten SSV Reutlingen zirkelte einen Freistoß in den Strafraum, David Zenner stieg zum Kopfball hoch, das Timing passte aber nicht, so dass OFV-Keeper Lion Wellnitz den Ball ohne Probleme herunterpflückte. Diese Szene war symptomatisch für die gesamte Partie. Beim SSV passte das Timing nicht, in keinem Bereich. Die Quittung: Eine verdiente 2:3 (0:1)-Pleite beim abgeschlagenen Schlusslicht aus dem Ortenau-Kreis und eine Standpauke der Fans der Szene E.

Ist das Zwischen-Hoch des SSV schon wieder vorbei? Nach dem Trainerwechsel in der Winterpause starteten die Nullfünfer mit vier Spielen ohne Niederlage (acht Punkte) ins Jahr 2024. Nun gab's aber zwei Niederlagen in Folge - 1:3 gegen das Spitzenteam 1. CfR Pforzheim, 2:3 beim Offenburger FV. Der SSV ist damit auf den fünftletzen Platz abgerutscht und befindet sich am Samstag im Heimspiel gegen den VfR Mannheim in Zugzwang.

Während das Reutlinger Team in den ersten vier Begegnungen in diesem Jahr mit seiner Kompaktheit überzeugte, die Räume gut besetzte und den Kontrahenten extrem wenig Tor-Gelegenheiten gestattete, war der Auftritt in Offenburg besorgniserregend. »Wir haben den Gegner zum Toreschießen eingeladen«, stellte Trainer Philipp Reitter zerknirscht fest. Allen drei Gegentreffern seien »dilettantische Fehler« vorausgegangen.

Trotz der großen Enttäuschung, so Reitter, wolle er »nicht alles in Frage stellen«. Seine Aufgabe sei es, »kühlen Kopf« zu bewahren. Aber: »Wir müssen an den richtigen Stellschrauben drehen.« Es ist ihm zu wünschen, dass er diese Stellschrauben findet. In Offenburg wurde auch deutlich, dass der zweite Anzug doch nicht so gut passt wie gedacht. Der SSV hat einen breiten Kader, die derzeitigen Ausfälle fallen jedoch enorm ins Gewicht. In Offenburg standen Torhüter Enrico Piu, Luca Plettenhardt, Kevin Founes, Riccardo Gorgoglione, Jonah Adrovic und Luca Meixner nicht zur Verfügung. Und Ole Deininger war gesundheitlich stark angeschlagen, wurde aber in der 64. Minute eingewechselt, um die Kohlen doch noch aus dem Feuer zu holen.

Reitter musste deshalb seine Formation total umkrempeln. Stefan Ilic agierte im Zentrum der Abwehr-Dreierkette, Denis Lübke rückte auf die Sechser-Position nach vorne, Ben Schaal durfte sich auf der linken Außenbahn versuchen, Onesi Kuengienda fungierte als zurückhängende Sturmspitze. Es war nicht verwunderlich, dass mit dieser Elf nicht alles reibungslos funktionieren konnte. Nur: Es funktionierte viel zu wenig.

»Wir haben nie die richtige Entscheidung getroffen«, resümierte Tobias Dierberger. »Das war von Jedem zu wenig. Ich kann mir diese Leistung nicht erklären.« Während die Offenburger schnörkellos und zielstrebig den Weg nach vorne suchten, dauerte beim SSV alles viel zu lange.

In den relativ wenigen Situationen, in denen die Reutlinger eine Offenburger Kette gut überspielten, wurde es immer brandgefährlich vor dem Gehäuse des OFV. In diesen Szenen wurde deutlich, weshalb Offenburg Tabellenletzter ist. In Durchgang eins vergab Denis Lübke (31. Minute) eine hundertprozentige Gelegenheit, als er nach Dierberger-Vorarbeit aus fünf Metern an einem auf der Linie postierten Offenburger scheiterte. Der Keeper war längst geschlagen. Auch Dierberger, Tom Schiffel, Kuengienda und Mattia Trianni fehlte die letzte Konsequenz im Abschluss.

Offenburg ging nach einer Ecke von Marco Petereit durch ein Kopfballtor von Jannik Schwörer (43.) in Führung. Das 2:0 erzielte Moritz Bandle (67.), der nach einem Angriff über die linke Seite plötzlich alleine vor Torhüter Louis Potye auftauchte. Nach Vorarbeit von Kuengienda stellte Dierberger (72.) den Anschluss her. Dann war die Reutlinger Hintermannschaft einmal mehr unsortiert und Tim Kreuzpeintner (81.) sorgte für das 3:1. Den zweiten SSV-Treffer markierte Mirhan Inan (87.) nach einem Zuspiel von Marco Gaiser. Mehr ging nicht mehr bei den Reutlingern, die nun schleunigst den Weg zurück in die Erfolgsspur finden sollten. »Die Jungs sind jetzt in der Verantwortung«, nahm Sportvorstand Christian Grießer das Team in die Pflicht. (GEA)