REUTLINGEN. Polizei und Ordnungsamt der Stadt Reutlingen haben von einer am Montagmorgen am AOK-Knoten geplanten Straßenblockade der »Letzten Generation« im Vorfeld Wind bekommen. Als die sechs Aktivisten gegen 8 Uhr versuchten, den Straßenverkehr an dieser vielbefahrenen Kreuzung zu blockieren, wurden sie bereits von Polizisten erwartet. Die Beamten brachten die Demonstranten über die Straße. Dabei gelang es einem der Protestler sich kurz hinzusetzen, während ein anderer schlichtweg stehen blieb.
»Die sind garnicht auf die Straße gekommen, weil die Polizei schon da war«, beschreibt Ordnungsamtsleiter Albert Keppler die Lage, »als man sie über die Konrad-Adenauer-Straße geleitet hat, hat sich einer hingesetzt und einer blieb stehen«. Die Straße sei stadteinwärts fünf Minuten lang blockiert gewesen. Das reichte allerdings gemeinsam mit durch Polizeifahrzeuge sicherheitshalber gesperrten Fahrspuren für einen zumindest kurzfristig heftigen Stau im Berufsverkehr.
Gut eine Stunde lang sind die Vertreter der »Letzten Generation« dann freundlich umzingelt von Polizisten auf einer Verkehrsinsel gesessen. Über den Schultern Transparente mit der Aufschrift» Letzte Generation vor den Kipppunkten«. Die Aktivisten sind aus Reutlingen, Nürtingen und Stuttgart. Einem Platzverweis der Polizei kommen sie absichtlich nicht nach. »Störung heißt Störung - und nicht einfach tun, was die Polizei sagt. Wir werden uns dann vor Gericht erklären«, meint der 67-jährige Demonstrant Jörg, der sich als Rentner zum Protest verpflichtet fühlt. »Die Ziele des Klimaschutzgesetzes werden speziell im Verkehrssektor nicht eingehalten«, sagt er. Nach seinen Worten war es geplant, sich auf der Straße festzukleben.
»Der Zweck ist es, so lange wie möglich den Alltag zu stören«, erklärt Lennart Wenzel als »Pressesprecher« des kleinen Grüppchens. Die »Letzte Generation« fordere ein Tempolimit von 100 Stundenkilometern auf Autobahnen und 80 Kilometern pro Stunde auf Landstraßen. Außerdem »die Einberufung eines Gesellschaftsrates, der einen Notfallplan erarbeitet, der uns zu Null Emissionen ab 2030 bringt«.
Die Reutlinger Aktion endet friedlich gegen 9.30 Uhr mit dem Abtransport der Aktivisten aufs Reutlinger Polizeipräsidium - weil sie sich geweigert haben, dem Platzverweis nachzukommen. Dort sollen die Personalien aufgenommen werden. Juristisch drohen dem Organisator der Aktion Konsequenzen wegen der »Durchführung einer unangemeldeten Versammlung« sowie den Teilnehmern wegen »Nötigung«.
Reutlingen war heute morgen nicht die einzige Stadt, in der Klimaaktivisten für Aufsehen sorgten. Aktivisten der »Letzten Generation« haben in mehreren deutschen Städten Straßen blockiert. Aktionen gab es am Montag etwa in Berlin, Leipzig oder Magdeburg. An einer Autobahnausfahrt in der Hauptstadt klebten sich mehrere Aktivisten fest. In Hannover blockierte eine Gruppe einen Kreisel. Zwei der Aktivisten hätten sich am Asphalt festgeklebt, sagte ein Polizeisprecher. Die Störaktionen sorgten mancherorts für Staus.
Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge äußerte ihr Unverständnis mit Blick auf erneute Straßenblockaden. »Was ist die Botschaft daran? Was wollen die bewirken?«, fragte sie im RTL/ntv-»Frühstart«. »Wollen sie den Leuten etwa sagen, fahrt nicht mehr zur Arbeit oder bringt eure Kinder nicht mehr zur Schule – da passt Handeln und Botschaft nicht zusammen.« (GEA/dpa)