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Bronnweiler Dorfchefin kämpft gegen Windmühlen

Die Bronnweiler Bezirksbürgermeisterin und Gemeinderätin der Freien Wähler, Friedel Kehrer-Schreiber, verweigerte der städtischen Stellungnahme zu den Gebieten für Windenergieanlagen als Einzige im Reutlinger Gemeinderat die Zustimmung.

Wie viele Windräder? Wie hoch? Auch viele offene Fragen verunsichern die Bürger in Bronnweiler.
Wie viele Windräder? Wie hoch? Auch viele offene Fragen verunsichern die Bürger in Bronnweiler. Foto: Jens Büttner/dpa
Wie viele Windräder? Wie hoch? Auch viele offene Fragen verunsichern die Bürger in Bronnweiler.
Foto: Jens Büttner/dpa

REUTLINGEN-BRONNWEILER. Friedel Kehrer-Schreibers Job als Bronnweiler Bezirksbürgermeisterin ist ungemütlich geworden, seit sich herausschält, dass der Südraumteilort – zumindest nach aktuellem Prüfungsstand – auf Reutlinger Gemarkung das meiste Potenzial für die Aufstellung von Windrädern bieten könnte (der GEA berichtete).

So verwehrte Kehrer-Schreiber, die in Personalunion auch FWV-Gemeinderätin ist, der Stellungnahme der Stadt zu den Entwürfen des Regionalverbands Neckar-Alb für die Gebiete für Windkraftanlagen in der jüngsten Gemeinderatssitzung nach einer emotionalen Rede als Einzige die Zustimmung. »Wir sind mittendrin mit zwei Standorten«, beklagte sie.

Für Unruhe im Dorf sorge auch Unsicherheit: »Keiner weiß, wie viele Räder es sein können, wie hoch sie werden oder wie viel Fläche zum Aufstellen benötigt wird.« Die betroffenen Gebiete Plattach und Käpfle/Kreuzwald sind zudem Flächen, die grenzübergreifend zu Nachbarn liegen – die an ihren Ränder weitere Räder aufstellen könnten. Man fürchtet Schattenwurf, Infraschall und unverhältnismäßig hohen Natureingriff für zu wenig Windertrag.

»Flächen im Wiesaztal ’runterfahren, damit die Bürger wieder besser schlafen können«

Einig waren man sich im Gremium, »dass an der Energiewende kein Weg vorbei geht«, wie CDU-Gemeinderätin Elisabeth Hillebrand formulierte. »Unsensibel« sei es jedoch, befand sie »in die Info zu gehen und Ängste zu produzieren, solange noch so viele offene Fragen bestehen.« Auch FDP-Rätin Regine Vohrer forderte »supersensiblen« Umgang und riet, die Betroffenen »in jeder Hinsicht, nicht nur mit Dollarzeichen in den Augen« zu beteiligen.

FWV-Rat Erich Fritz regte an, zu schauen, ob man nicht »die Flächen im Wiesaztal ’runterfahren« kann, wenn die Stadt ihren Anteil am Flächensoll (1,8 Prozent für Windkraft) erfüllt hat: »Damit die Bürger wieder besser schlafen können.«

Andere sehen’s entspannter: »Wenn die Räder stehen, hat keiner mehr was dagegen. Am Ende sind alle froh«, mutmaßte Marco Wolz (WiR).

Vier Gebiete für Windenergie liegen ganz oder teilweise im Reutlinger Stadtgebiet. Widerstand gibt es, wie berichtet, nicht nur aus Bronnweiler, sondern auch aus Ohmenhausen und Gönningen: »Ich verstehe die kritischen Fragen und Anregungen aus den Bezirksgemeinden«, sagte Oberbürgermeister Thomas Keck. Er versprach: »Wir geben sie weiter.«

Der Leiter des Stadtplanungsamts, Stefan Dvorak, erläutert nochmal den Sachstand: Die zunächst 880 Hektar auf Reutlinger Gebiet in den Suchraumkarten des Regionalverbands sind nach weiteren Prüfungen auf knapp 180 Hektar geschrumpft. Dieses Flächenpotenzial könnte sich nach vertiefter Untersuchung weiter verringern. Was gar nicht so unwahrscheinlich ist: Bei den Umweltbelangen haben alle verbliebenen Reutlinger Flächen laut Dvorak »erhebliche Betroffenheiten«.

»Wenn die Räder stehen, hat keiner mehr was dagegen«

Aktuell würde die Stadt das 1,8-Prozent-Soll übererfüllen. Dvorak riet aber zu einem »ernsthaften Beitrag«. Denn die Stadt sei schließlich auch ein großer Stromabnehmer: »Wir werden von den kleinen Albgemeinden beobachtet.«

In ihrer Stellungnahme hat die Stadt unter anderem auch die Abstandsvergrößerung vom Bronnweiler Nordrand angeregt. »Das dortige Mischgebiet ist für uns ein Wohnstandort.« Daher solle der Abstand zu einer Anlage mindestens 750 Meter betragen. Die Sorge, dass der Südraum zusätzlich noch die Räder der Nachbarn mitträgt, ist ebenfalls angekommen im Rathaus. In »Abstimmung« mit den Nachbarn Gomaringen, Mössingen, Nehren und Pfullingen will man das Thema behandeln. Eine gemeinsam verfasste Präambel, in der Anlage zum Beschlussvorschlag nachzulesen, steht schon vor den jeweiligen Stellungnahmen. Darin wird die »Wichtigkeit der interkommunalen Zusammenarbeit« betont. Ihr Vorteil sei unter anderem, das man bereits während des Planverfahrens Flächen gemeinsam ausschreiben und Anlagenstandorte untereinander abstimmen könne. (GEA)