REUTLINGEN. Fast sieben Jahre sind vergangen, seit das GEA-Mobil im Storlach Station gemacht hat. Jetzt war es wieder so weit. Viele Anwohner sind gekommen und haben den Reportern erzählt, wo der Schuh drückt und was rund läuft.
Unter ihnen Susanne Schmid, die auf »ihren« Storlach nichts kommen lässt. Für sie ist das Quartier »ideal«; auch mit Blick auf Senioren, die »fast alles, was der Mensch so braucht« in nächster Nachbarschaft finden. Von Arzt über Apotheke, Bank und Bäckerei bis hin zum Lebensmittler – »die infrastrukturelle Ausstattung ist super«. Was auch für die ÖPNV-Anbindung gelte. Der einzige Kritikpunkt betrifft die Linie 23: »Da sitzen oft nur drei Leute drin«, bemängelt Walter Stückle, das Ziel Betzinger Industriegebiet sei für Fahrgäste einfach nicht attraktiv.
Grüner Treffpunkt
Storlach – das ist auch Naherholung in fußläufiger Nähe. Der sogenannte Ententeich ist dafür beispielhaft: ein »grüner Treffpunkt«. Aber auch der kleine Platz mit Brunnen vis-à-vis der Peter-und-Paul-Kirche atmet Wohlfühlatmosphäre. Einziger Wermutstropfen: wild entsorgter Müll. Der, findet Schmid, trübe den positiven Gesamteindruck. Was von Roland Sauer bestätigt wird. »Manchmal«, weiß er, »sieht es am Ententeich übel aus. Schade, dass es Mitbürger gibt, die es nicht zum nächsten Mülleimer schaffen und Tüten oder Dosen achtlos fallen lassen«.
Was von Werner Weimar als »trauriges Phänomen«, bezeichnet wird. Wiewohl es seiner Beobachtung nach nicht ausschließlich Menschen sind, die die Landschaft vermüllen, sondern auch Tiere. Krähen zum Beispiel. »Die machen sich über die Abfalleimer her, um Nahrung zu finden. Sie schnappen sich Sachen und verteilen sie.« Weimar fände es vor diesem Hintergrund gut, wenn die TBR häufiger aufräumen würden.
Wilder Müll
Vielleicht wäre aber auch schon einiges gewonnen, wenn öffentliche Mülleimer in größeren Formaten aufgestellt würden. Zumal an etablierten gesellschaftlichen Treffpunkten, das regt Reinhard Grenningloh an. Ansonsten hat der gebürtige Sauerländer, der sich seit 1959 in Reutlingen, davon drei Jahrzehnte im Storlach, pudelwohl fühlt, keine Kritik: »Alles ist einwandfrei.«
Weniger die öffentlichen Mülleimer als vielmehr die Standorte von Glas- und Altkleidercontainern sind Christa Mitbrod ein Dorn im Auge: weil sie Schmuddelecken-Charakter haben. Als extremes Negativ-Beispiel nennt sie die Sammelbehälter in der Mittnachtstraße, wo zweibeinige Schweinigel in unschöner Regelmäßigkeit Sperr- und Hausmüll abladen.
Verkehr: Total verfahren
Ein weitaus wichtigeres Anliegen ist Mitbrod allerdings die buchstäblich verfahrene Verkehrssituation in der Storlachstraße. Und: Sie wünscht sich von Herzen, dass die Dietwegtrasse endgültig beerdigt wird. Statt ihrer sollte die B 27 ausgebaut und im Dietweg-Bereich ein »Bürgerpark für alle – Storlach, Römerschanze, Orschel-Hagen« entwickelt werden. »Das ist mir ein Herzenswunsch, dass etwas Schönes für die Menschen geschaffen wird und nicht für die Autos.« Apropos Autos: Die können ziemlich belastend sein. Wovon Rudi Treven und seine Frau Annemarie mehr als nur ein Liedchen singen können. Die Eheleute wohnen am Saum der Storlachstraße und monieren, dass sich binnen der zurückliegenden sechs, sieben Jahre trotz regen Austauschs mit den zuständigen Reutlinger Behörden »fast nichts an den widrigen Bedingungen geändert hat«. Der Durchgangsverkehr ist nach wie vor dicke. Der Wunsch nach konsequenten Kontrollen groß. Zumal »Anlieger frei«-Schilder, weil viel zu häufig ignoriert, keine wirkliche Abhilfe schaffen. Ebenso wenig wie Parkbuchten zur Tempodrosselung beitragen. »Dafür sind sie zu weit auseinandergezogen.« Zwischen diesen Schikanen werde nämlich ordentlich Gas gegeben.
Diese Probleme seien bekannt, bestätigt Bruno Jaschinski, der seit 55 Jahren im Storlach lebt: »das Parken und der Verkehr«. Die Stadt habe zwar einiges probiert, »aber geklappt hat es weniger gut«.
Auch andere Maßnahmen, um die Verkehrssituation zu verbessern, fruchten wenig, sagt Albrecht Neubrander. Als Beispiel nennt er das versetzte Parken: »Deshalb fährt kein Auto weniger«. Besorgt blickt er auf die Wochen im Sommer, wenn auf der Sondelfinger Straße ein neuer Belag aufgebracht wird: Die Umleitung werde sicherlich wenig genutzt, prophezeit er. Vielmehr werden sich die Autofahrer wieder kürzere Schleichwege suchen, ist er überzeugt. Sein Vorschlag: Die Storlachstraße in der Mitte unpassierbar machen. Das habe er so auch schon der Stadt vorgeschlagen. Ob das aufgegriffen wird? »Ich bin gespannt«, sagt Neubrander. »Die Idee ist super«, lobt auf jeden Fall Ute Steiner.
Parkplätze und schmale Straßen
Sie fürchtet, dass die Probleme rund um die Autos in Zukunft noch größer werden könnten, denn zwischen Christoph- und Storlachstraße entsteht ein neues Wohnquartier – mit zu wenig Parkplätzen. Bereits jetzt werde überall geparkt, selbst auf den Grünstreifen.
Hinzu kämen Radler und E-Scooter-Piloten, bei denen auf der schmalen Storlachstraße offenbar die Angst mitfährt. »Deshalb weichen sie auf den Gehweg aus,« erzählt Treven. Was für brenzlige Situationen sorge: wenn Anwohner mit ihren Autos aus ihren Ausfahrten in die Storlachstraße einbiegen möchten. Idee zur Entschärfung: »die Storlachstraße als Einbahnstraße ausweisen. Dann hätten wir 50 Prozent weniger Verkehr vor der Haustür«, ist sich Rudi Treven sicher, der in dieser Angelegenheit bereits Kontakt mit dem kommunalen Tiefbauamt hatte. »Die haben mir erklärt, dass die Idee zwar gut sei, aber leider nicht realisierbar.«
Rolf Müller (82) wohnt seit 1975 im Quartier. »Der Verkehr auf der Storlachstraße nimmt zu. Das ist der direkte Weg zur Tankstelle. Da wird gnadenlos gefahren, weder rechts noch links geschaut«. Ansonsten habe er »wenig zu bemängeln«. Und Evelin Behar? Nun, diese Storlacherin hat »überhaupt nichts auszusetzen«. Seit 1988 lebt sie mit Ihrem Mann im Storlach, hat hier die gemeinsamen Kinder großgezogen und freut sich über die gute Nachbarschaft im Viertel. Der Storlach sei multikulti und generationendurchmischt. »Das gefällt mir. « Claudia Rau (63) ist mit ihrer Enkelin unterwegs. »Ich finde den Platz mit dem Brunnen und dem Eiscafé toll«, sagt die Sondelfingerin. Sie habe auch keine Probleme gehabt, einen Parkplatz zu finden.
Ein wunderschönes Viertel
Marcel Merz (37) wohnt seit 2016 im Storlach. »Mich stört, dass sich in der Storlachstraße keiner ans Tempolimit hält«, klagt der Radfahrer, »vielen Autofahrern ist es einfach wurscht«. Außerdem »wird es abends und nachts sehr laut. Es sind Jugendliche. Es wird viel rumgepöbelt und randaliert«. Bei ihm sei vor dem Haus der Mülleimerdeckel abgerissen worden. »Es hat eine andere Qualität bekommen.« Erfreulich für ihn: »Von der Infrastruktur her ist es toll. Man hat hier alles. Und es ist ein wunderschönes Viertel – das schönste von Reutlingen.«
Jörg Hildbrand (78) ist im Storlach aufgewachsen, war dann Jahrzehnte beruflich woanders, kehrte 2008 zu seinen Wurzeln zurück. »Ich bemängele die Parksituation. Da wird wild geparkt – und wenn man etwas sagt, kriegt man eine freche Antwort«. Es werde teilweise so geparkt, »das die Müllabfuhr nicht mehr durchkommt«. Hildbrand würde sich »als große Hilfe gezackte Sperrstreifen wünschen. Wo die sind, da parkt keiner«. Kopfzerbrechen bereiten ihm »die vielen alten Bäume. Die könnten riskant werden, wenn’s stürmt oder blitzt. Die sollten gegen junge Bäume ersetzt werden«. Ein weiterer Wunsch von ihm betrifft die Straßenreinigung. Vor allem im Herbst bleibe zu viel Laub liegen. Sein Fazit: »Die Siedlung hier hat abgebaut, der Ausländeranteil zugenommen. Die fühlen sich weniger zuständig, Ordnung zu halten«. (GEA)