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Der Tübinger Journalist und Verleger Christoph Müller ist tot

Der ehemalige Verleger des Schwäbischen Tagblatts starb im Alter von 86 Jahren in seiner Wahlheimat Berlin.

Der ehemalige Verleger des »Schwäbischen Tagblatts« und Kunstsammler, Christoph Müller, ist gestorben. Das Foto zeigt ihn im Jahr 2010 in seiner Wohnung in Berlin. Foto: Archivfoto: dpa
Der ehemalige Verleger des »Schwäbischen Tagblatts« und Kunstsammler, Christoph Müller, ist gestorben. Das Foto zeigt ihn im Jahr 2010 in seiner Wohnung in Berlin.
Foto: Archivfoto: dpa

TÜBINGEN/BERLIN. Der ehemalige Mitverleger und Chefredakteur des Schwäbischen Tagblatts ist tot. Christoph Müller starb am Dienstag im Alter von 86 Jahren nach einem Schlaganfall in Berlin. Müller hatte die Zeitung 35 Jahre lang geprägt. 2004 verkaufte er seine Anteile und zog nach Berlin. 2019 hat die Unistadt ihm die Uhland-Plakette verliehen.

Müller hat den Ruf der »Neckar-Prawda« begründet, wie Kritiker das Blatt gerne nannten, wenn sie mit der Berichterstattung nicht einverstanden waren. Wo immer Kontroversen entstanden, mischte das Tagblatt mit – und hat sie nicht selten mit engagierten Kommentaren und Berichten selbst hervorgerufen.

»Er hatte ein Gespür für Themen und hohen journalistischen Sachverstand«, sagen ehemalige Mitarbeiter. Viele haben sich an ihrem Chefredakteur orientiert und ihn als Vorbild gesehen. Abends noch schnell ein »Übrigens« – die tägliche Kolumne im Schwäbischen Tagblatt – zu schreiben, sei für ihn nie ein Problem gewesen.

Großes Faible für Kultur

Müller hat viele Talente entdeckt und gefördert. Nach seiner Auffassung konnte man Schreiben nicht lernen, sondern musste alles Wesentliche schon mitbringen. Die Mitarbeiter haben ihn als entscheidungsfreudig und zielsicher erlebt. »Konferenzen brachten immer ein Ergebnis«, heißt es. Dass man lange diskutiert hat, ohne Konsequenzen zu ziehen, habe es bei ihm nicht gegeben.

Bekannt war Müller – der keinen Hehl daraus machte, dass er homosexuell war – für sein großes kulturelles Interesse. Er hat sich nicht nur schreibend eingemischt, sondern im Verwaltungsrat des Landestheaters/LTT auch über die Besetzung der Intendantenposten mitbestimmt. Als Sammler hat er sich auf niederländische Gemälde des 16. bis 18. Jahrhunderts spezialisiert. Die Sammlung mit 155 Werken hat er dem Staatlichen Museum Schwerin geschenkt. Kenner der Branche sprechen von der »größten Schenkung von Altmeistergemälden, die ein deutsches Museum nach dem Zweiten Weltkrieg erhalten hat.«

Nach seinem Abschied von Tübingen war Müller der Unistadt rund 15 Jahre ferngeblieben. Boris Palmer würdigte ihn bei der Ehrung 2019 als »Mensch mit Ecken und Kanten«. (-jk)