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DFB erlaubt HSV kontrollierte Pyro-Show

Der DFB überrascht mit einer Genehmigung: Der HSV darf kontrolliert Pyrotechnik zünden - und das schon am Samstag. Was steckt dahinter? Dürfen das auch andere Vereine?

Pyro-Abbrennen
Fans des Hamburger SV brennen Pyrotechnik ab. Foto: Christian Charisius/dpa
Fans des Hamburger SV brennen Pyrotechnik ab. Foto: Christian Charisius/dpa

Hamburg (dpa) - Im Volksparkstadion des Hamburger SV wird es vor dem Zweitliga-Spiel gegen den Karlsruher SC am Samstag qualmen.

Aber anders als sonst muss der Verein diesmal keine Geldstrafe befürchten: Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) genehmigte am Dienstag die einmalige Pyro-Aktion. »Nach der behördlichen Genehmigung durch die zuständigen Stellen in Hamburg hat die Kommission 'Prävention & Sicherheit & Fußballkultur' des DFB einen Antrag des Hamburger SV bewilligt, wonach der Club vor Anpfiff seines Heimspiels gegen den Karlsruher SC am 8. Februar im Volksparkstadion zehn Rauchtöpfe außerhalb der Zuschauerbereiche unter Aufsicht einer Fachfirma kontrolliert abbrennen darf«, teilte der Verband mit.

Voraussetzung für die DFB-Genehmigung war die Zustimmung der Hamburger Behörden und der Feuerwehr. Die Verantwortung für etwaige Schäden und Haftungsansprüche übernimmt der HSV. Das Prozedere: Ein Pyrotechniker leitet zehn beteiligte Fans an, begleitet und überwacht die Feuershow auf dem Rasen. »Feuerlöscher und Löscheimer stehen zur Verfügung«, heißt es in der Mitteilung. Hinter jedem der zehn Fans wird ein Ordner postiert. Bei widrigen Wetterbedingungen hat die Feuerwehr das Recht, die Aktion abzusagen.

Der DFB sieht den ersten kontrollierten Pyro-Einsatz im deutschen Fußball als Test. Er soll die Frage beantworten, ob die Fans sich mit dieser abgespeckten und überwachten Variante anfreunden können und künftig auf den unkontrollierten Einsatz von Feuerwerk im Zuschauerbereich verzichten.

»Der HSV begreift Pyrotechnik als Teil der Fankultur«, sagte Cornelius Göbel, Leiter der Abteilung Fankultur, auf der Internetseite des Vereins: »Die in den letzten Jahren ergriffenen Maßnahmen und härteren Sanktionen ... haben nachweislich nicht dazu geführt, dass Pyrotechnik in Stadien weniger zum Einsatz gekommen ist.« Der HSV sei »der Meinung, dass es erforderlich ist, neue Wege zu gehen«.

Der DFB legt Wert auf die Festellung, dass die einmalige Aktion keine Abkehr vom Pyrotechnik-Verbot bedeutet. Die bis zu 2500 Grad heißen Pyro-Artikel können im gedrängten Fanblock zu schweren Verletzungen führen und sind weiterhin geächtet. Weitere Ausnahmegenehmigungen für kontrollierte Pyro-Shows nach dem HSV-Muster schließt der DFB nicht aus. »Jeder zukünftige Antrag unterliegt daher auch weiterhin der Einzelfallprüfung«, informierte er.

Der HSV will auf diese Weise die seit Jahren anhaltende Kostenspirale für Pyro-Vergehen stoppen. Erst vor wenigen Tagen war der Verein zum wiederholten Male zu einer Geldstrafe wegen Pyro-Einsatzes verurteilt worden. Es ging um die Feuershow im Stadtderby gegen den FC St. Pauli am 16. September vergangenen Jahres. Der HSV muss 140.000 Euro, St. Pauli 90.000. Die Summe steht allerdings noch nicht endgültig fest. Denn gegen das Urteil des Sportgerichts hat der DFB-Kontrollausschuss beim Bundesgericht des Verbandes Berufung eingelegt. Ursprünglich hatte der Kontrollausschuss dem HSV eine Geldbuße von 200.000 Euro auferlegt. Zunächst waren gar 250.000 Euro beantragt worden.

Das Zünden von Pyrotechnik im Stadion bezeichnen die sogenannten Ultras unter den Zuschauern als »Teil der Fan-Kultur«. Beim jüngsten Stadtderby hatten HSV-Fans nach DFB-Angaben 35 Bengalische Feuer, mindestens 20 Blinker, 21 Feuerwerkskörper und fünf Knallkörper gezündet. Pauli-Zuschauer setzten eine Rauchbombe, 20 Bengalische Feuer und mindestens 20 Blinker ab. HSV-Vorstandsvorsitzender Bernd Hoffmann hatte vor wenigen Wochen betont: »Wir verstehen uns nicht als Anwälte bei der Pyro-Diskussion dieser 20 durchgeknallten Straftäter, denen Gesundheit und Leben ihrer Mitmenschen egal ist, wenn sie unkontrolliert Pyro zündeln. Um das klar zu sagen: Hier gilt eine absolute Null-Toleranz-Politik.« Deshalb wird ein neuer Weg versucht.

Mitteilung DFB

DFB-Sportgerichtsbarkeit