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Aktuell Verkehrssicherheit

Felssicherungsarbeiten bei Gundelfingen beginnen nach Ostern

Die Empörung über die kurzfristige Straßensperrung im Lautertal war groß. Jetzt hat das Landratsamt eine überraschende, gute Nachricht: Der gefährliche Fels wird zeitnah niederlegt, bereits ab Mitte Mai soll die Durchfahrt wieder frei sein.

Keine freie Fahrt im Lautertal, dafür weitläufige Umleitungen: Die Sperrung der Gundelfinger Ortsdurchfahrt war der große Aufreg
Keine freie Fahrt im Lautertal, dafür weitläufige Umleitungen: Die Sperrung der Gundelfinger Ortsdurchfahrt war der große Aufreger vor gut zwei Wochen. Jetzt zeichnet sich überraschend eine schnelle Lösung ab. Foto: Schrade
Keine freie Fahrt im Lautertal, dafür weitläufige Umleitungen: Die Sperrung der Gundelfinger Ortsdurchfahrt war der große Aufreger vor gut zwei Wochen. Jetzt zeichnet sich überraschend eine schnelle Lösung ab.
Foto: Schrade

MÜNSINGEN. Jetzt geht es doch viel schneller als geplant: Diese gute Nachricht verkündete Landrat Ulrich Fiedler am Mittwoch in einer Pressekonferenz. Anstatt wie bisher angenommen, wird die Sperrung der Gundelfinger Ortsdurchfahrt nicht bis in den Herbst hinein, sondern nur noch wenige Wochen andauern. Bereits am Dienstag nach Ostern, am 22. April, sollen die Arbeiten beginnen, die nötig sind, um den instabilen Fels niederzulegen. Läuft alles nach Plan, wird die Sperrung bereits Mitte Mai wieder aufgehoben. Damit dürften sich die erhitzten Gemüter beruhigen: Am Freitag, 28. März, hatten Anwohner, Gastronomen und Gewerbetreibende kurzfristig erfahren, dass »ihre« Ortsdurchfahrt von Montag, 31. März, an gesperrt sein würde (der GEA berichtete). Die Empörung war groß, die Kommunikation, wie Landrat Fiedler inzwischen mehrfach entschuldigend beteuerte, »nicht perfekt«.

Jetzt also soll alles doch ganz schnell gehen: »Wir haben in den vergangenen Wochen sehr intensiv nach Lösungen gesucht, um den widerstreitenden Interessen gerecht zu werden«, betonte Fiedler. Mit im Spiel war auch das Regierungspräsidium Tübingen als übergeordnete Landesbehörde, mit der man sich nun auf die weitere Vorgehensweise unter Berücksichtigung der »Gemengelage verschiedener Interessen« geeinigt habe. Der Landrat sprach von einer »naturschutzfachlich und rechtlich komplexen Situation«, für die auch Münsingens Bürgermeister Mike Münzing - bei allem Ärger unter den Bürgern, den er durchaus teilte - Verständnis signalisierte. Die Behörden hatten die Sperrung der Ortsdurchfahrt mit der Begründung veranlasst, dass der sogenannte »Nadelfels« unterhalb der Burgruine Hohengundelfingen eine akute Gefährdung für den Verkehr und die Anwohner darstelle.

Zuerst wird der Nadelfels entfernt, danach werden die rot markierten Felsen überprüft und gegebenenfalls gesichert.
Zuerst wird der Nadelfels entfernt, danach werden die rot markierten Felsen überprüft und gegebenenfalls gesichert. Foto: Landratsamt Reutlingen
Zuerst wird der Nadelfels entfernt, danach werden die rot markierten Felsen überprüft und gegebenenfalls gesichert.
Foto: Landratsamt Reutlingen

Soweit so gut, doch dass die Straße dicht war und es bis September bleiben sollte, stieß in der Öffentlichkeit auf wenig Verständnis. Die Begründung: Die Felssicherungsarbeiten sind dringend nötig, müssen aber warten, weil sie einen Eingriff in naturschutzrechtlich sensible Gebiete bedeuten. Um allen Interessen, denen der Bürger genauso wie denen des Naturschutzes, Rechnung zu tragen, hieß es damals: Gesperrt wird gleich, gearbeitet wird aber erst viel später - die Sperrung hätte deshalb bis in den September hinein nötig sein können. Vor allem für diejenigen, die vom Tourismus leben, war das eine Hiobsbotschaft: Nach der Sanierung der Hundersinger Ortsdurchfahrt und des Lautertalradwegs drohte erneut ein maues Jahr. Jetzt haben Regierungspräsidium und Landratsamt gehörig an der Uhr gedreht und aufs Gas gedrückt. Es gibt nicht nur einen neuen Zeitplan, sondern auch schon eine Spezialfirma aus Rottweil, die am 22. April mit den Arbeiten beginnen wird. Für Münzing ist damit die Kuh vom Eis, der Bürgermeister hofft auf die Akzeptanz der Betroffenen, denn: »Die Sperrung dient nun dazu, die Maßnahmen tatsächlich umzusetzen.«

Am Freitag sei die naturschutzrechliche Entscheidung des Regierungspräsidiums gefallen, berichtete Tobias Halm, Leiter des Kreis-Straßenbauamts. Voraussetzung dafür, dass nun doch früher als gedacht am Fels gearbeitet werden darf, ist eine »Umwelt-Baubegleitung«, zusätzlich wird ein Geologe permanent vor Ort sein, erläuterte Halm die Details. Im sensiblen und topografisch schwierigen Gelände werde kein Arbeitsschritt ohne die Fachleute vollzogen. Man habe »immense Anstrengungen unternommen, um dem Naturschutz gerecht zu werden«, betonte auch der Landrat. Felskletterer werden den rund 500 Tonnen schweren und elf Meter hohen »Nadelfels« mithilfe von Seilwinden kontrolliert im Hof der Burgruine Hohengundelfingen niederlegen. Dafür werden in der gegenüberliegenden Felswand Anker gesetzt. Der Beton muss einige Tage aushärten, dann kommt der große Moment.

Hochenergiezaun soll die Straße dauerhaft schützen

»Wenn er fällt, gibt das einen Impuls auf die gesamte Felskulisse«, erklärte Halm. Deshalb werden vier weitere kritische Stellen im Gelände, für die es bereits Gutachten gibt, erneut begutachtet. Wo nötig, werden weitere Sicherungsarbeiten an den brüchigen Kalkfelsen erledigt. Voraussichtlich Mitte Mai soll die Sperrung dann aufgehoben werden, bis dahin gelten die bereits eingerichteten Umleitungen. Im Herbst müssen Anwohner dann mit einer weiteren Sperrung rechnen: In der vegetationsarmen Zeit sollen Vorbereitungen für weitere Arbeiten getroffen werden. Um die Straße dauerhaft vor Steinschlägen zu schützen, soll ein sogenannter »Hochenergiezaun« aufgestellt werden, erklärte Halm. »Auf welcher Länge, muss noch geklärt werden.« Grundsätzlich gilt: »Wir sperren nur so lang wie nötig«, versicherte Fiedler, es werde geprüft, ob auch einspurige Lösungen und Ampelregelungen infrage kommen. Die Kosten können bisher nur vage beziffert werden, Halm sprach von einem »niedrigen fünfstelligen Betrag« und erläuterte: »Das ist keine alltägliche Leistung wie ein neuer Fahrbahnbelag oder eine Brücke.« (GEA)