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Gedenkstätte Grafeneck: Jugendguide aus Honau in der Tagesschau

Lotta Brockel aus Lichtenstein-Honau führt Besucher durch die Gedenkstätte Grafeneck bei Gomadingen. Ihr Engagement an dem Ort, wo die Nazis mit den ersten Euthanasiemorden an Behinderten begannen, gewinnt gerade besondere öffentliche Aufmerksamkeit. Warum es die 17-Jährige bis in die abendliche Tagesschau schaffte.

Lotta Brockel (Mitte) führt eine Besuchergruppe über das Gelände der Gedenkstätte Grafeneck.
Lotta Brockel (Mitte) führt eine Besuchergruppe über das Gelände der Gedenkstätte Grafeneck. Foto: Tagesschau/ARD/Screenshot
Lotta Brockel (Mitte) führt eine Besuchergruppe über das Gelände der Gedenkstätte Grafeneck.
Foto: Tagesschau/ARD/Screenshot

LICHTENSTEIN/GRAFENECK. Die 17 Jahre alte Lotta Brockel aus Lichtenstein-Honau kommt an diesem Abend direkt nach Bundeskanzler Olaf Scholz, Friedrich Merz und Robert Habeck - zur besten Sendezeit in der 20 Uhr-Tagesschau. Denn Lotta Brockels Engagement außerhalb der Schule gilt der Gedenkstätte Grafeneck zwischen Münsingen und Gomadingen. Hier, wo die Nazis mit ihren Massenmorden begannen und erstmals in industriellem Maßstab Menschen töteten - zu Tausenden. In Grafeneck sollten schließlich mehr als 10.000 Behinderte den Tod finden. Als eine Art Test für die spätere Mordmaschinerie in den NS-Konzentrationslagern.

Diese Gräueltaten rücken gerade wieder in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses, denn vor genau 80 Jahren wurde mit der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz der millionenfache Massenmord weltweit sichtbar und das Ende des Nazi-Regime war eingeläutet - auch in Grafeneck, wo alles begann.

»Sie wussten nicht, dass sie noch am selben Tag sterben würden«

An all das und noch mehr erinnert Lotta Brockel regelmäßig die Besucherinnen und Besucher der Gedenkstätte. Sie führt sie über das Gelände, auf dem heute die Gebäude der Behindertenhilfe der Samariterstiftung stehen: Auch das Dokumentationszentrum mit einem kleinen Museum sowie die offene Kapelle sind hier. Sie erinnern an die Geschichte der Einrichtung und wie die Nazis 10.654 Menschen dort 1940 mit Kohlenmonoxidgas ermordeten. Dieses Mal wurde Lottas Führung begleitet von einem TV-Team der Tagesschau.

Zu sehen und zu hören ist sie im Filmbeitrag, wie sie ihren Besuchern erklärt, wie ahnungslos die behinderten Menschen waren, als sie 1940 nach Grafeneck kamen, das vor der Machtergreifung der Nazis bereits eine Behinderteneinrichtung der evangelischen Samariterstiftung war. Lotta Brockel erklärt: »Die Menschen, die hier ankamen, dachten, sie wären nur für eine gewisse Zeit hier. Sie wussten nicht, dass sie noch am selben Tag sterben würden.« Im TV-Bericht sind auch Ausschnitte aus historischen Filmaufnahmen zu sehen, wie diese ahnungslosen Menschen seinerzeit in Grafeneck ankamen.

»Ich fand es super, dass über die Arbeit der Jugendguides berichtet wurde«

In weiteren Einstellungen ist Lotta Brockel im Dokumentationszentrum und an der offenen Kapelle von Grafeneck mit ihren Besuchern zu sehen. Eine von ihnen zeigt sich vor der Kamera angetan von dem, was sie von der 17-Jährigen gerade erfahren hat: »Es ist schon etwas anderes, dass wir diese Dinge von einem Mädchen erfahren und nicht von einem Lehrer.«

Lotta Brockel sagt dem GEA nach der Tagesschau: »Es war seltsam und auch etwas komisch, mich selbst im TV zu sehen und meine Stimme zu hören. Aber ich fand es super, dass über die Arbeit der Jugendguides berichtet wurde. Hoffentlich bringt das andere in meinem Alter dazu, unser Team zu verstärken. Das wäre toll, weil es eine wichtige Aufgabe ist, dort in Grafeneck.« (GEA)