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Hausgemachte Windkraft aus Reutlingen?

Hausgemachte Windkraft für 20.000 Reutlinger Haushalte? Der Reutlinger Projektentwickler Schöller steht für Potenzialflächen rund ums Altenburger »Käpfle« in den Startlöchern.

Ein Windrad.
Ein Windrad. Foto: Deutsche Presse Agentur
Ein Windrad.
Foto: Deutsche Presse Agentur

REUTLINGEN. Hausgemachte Windkraft aus Reutlingen? Für eine der hiesigen Potenzialflächen, die der Regionalverband am kommenden Dienstag vorstellt, gibt es schon einen Interessenten: Für den Bereich rund ums Alteburger »Käpfle« steht der Projektentwickler Schöller SI in den Startlöchern.

Auf GEA-Nachfrage will man im Reutlinger Unternehmen nichts dementieren und wenig bestätigen. Denn bisher sei noch nichts in reinen Tüchern. »Das Interesse ist da. Wir sind in Gesprächen mit der Stadt«, sagt Andreas Dominguez, Prokurist bei Schöller.

Im Landkreis Reutlingen sei man mit mehreren Kommunen im Gespräch. Das »Käpfle« ist der Wunschkandidat auf Reutlinger Gemarkung. Links und rechts der Gönninger Landstraße sind weitere Potenzialflächen eingezeichnet. Auch im übrigen Stadtgebiet findet man grüne (»Windkraftanlagen grundsätzlich möglich«) und gelbe (»Windkraftanlagen im Einzelfall möglich«) Flächen, vor allem in den Teilorten, aber auch an der Achalm.

»Wir sind in Gesprächen mit der Stadt«

Erst bis Ende des Jahres würden aus den Flächen, die am Dienstag vorgestellt werden, tatsächlich die Vorranggebiete festgelegt, berichtet der Prokurist. »Wir müssen auf die Kommune warten, wir üben uns in Geduld.« Dem Vernehmen nach ist von fünf bis sechs Windrädern die Rede. Auch das möchte Dominguez nicht bestätigen: »Da steht nichts fest. Wir sind in Abstimmung mit der Kommune.« Sechs seien aber auf dieser Fläche realistisch, so viel verrät er.

Je nach Standort baue das Unternehmen Räder zwischen 120 und 150 Metern Höhe. Bei einer Leistung von je 5 bis 6 Megawatt könnte fast die Hälfte der Reutlinger Haushalte mit dem Strom aus dem Südraum versorgt werden. Wenn Schöller den Zuschlag bekäme und das Verfahren ohne Komplikationen seinen Gang nähme, könnten sich am Albrand schon 2026 die Rotorblätter drehen.

Das Reutlinger Rathaus konnte gestern auf die Schnelle keine Stellungnahme liefern. Klar ist: Die Kommunen im Süden der Republik sind unter Druck. Sie müssen laut Bundesvorgabe zwei Prozent ihrer Fläche für die Windkraft reservieren. »Die Kommunen sind aufgewacht«, meint Andreas Dominguez.

WIND UND SONNE

»Regionalplanung Wind- und Solarenergie« – Vorstellung der Suchraumkulissen in der Region Neckar-Alb heißt eine Veranstaltung am Dienstag, 4. April, 18 Uhr in der Kulturhalle Dußlingen (und im Online-Stream). Der Regionalverband wird dabei potenziell geeignete Flächen in der Region Neckar-Alb zeigen. Themen sind auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen für den Ausbau der Erneuerbaren Energien und der weitere Planungsprozess des Regionalverbands. (GEA)

Für Projektentwickler und Investoren dürften im Süden der Republik, der sich in Sachen Windkraft bisher so beharrlich zierte, goldene Zeiten anbrechen. Neue Landesgesetze unter anderem mit großzügigeren Abstandsregeln geben mehr Spielräume. Moderne Technik macht viel mehr Standorte interessant. »Die Technik der Anlagen hat einen extremen Schritt gemacht«, berichtet der Schöller-Prokurist. Durch Vergrößerung der Rotorflächen lohne sich nun auch, an windschwachen Standorten Anlagen zu bauen.

Das Reutlinger Unternehmen wirbt derzeit auch in den Briefkästen mit seinem Geschäftsmodell »Regionale Wertschöpfung«. »Diejenigen, die die Windräder vor der Türe haben, sollen auch etwas davon haben.«

Und so räume der Projektentwickler den Bürgern vor Ort, die investieren wollen, Priorität ein. Schöller behalte die Verwaltung und in der Regel auch selbst Anteile von bis zu 25 Prozent.

Vor rund zehn Jahren war das Gebiet um Käpfle und Deponie bereits Thema gewesen, nachdem der Nachbarschaftsverband Reutlingen-Tübingen einen Suchlauf für Windkraft-Potenzialflächen gestartet hatte.

Schon damals hatte sich die Firma Schöller in Position gebracht. Von fünf Rädern war die Rede. Auf dem Käpfle sei »nichts entschieden«, berichtete Unternehmenschef Willi Schöller seinerzeit auf GEA-Nachfrage. »Wir warten, bis die Grundlagen geklärt sind.« Spürbar blies danach vor allem Gegenwind.

Vorgabe der grün-roten Landesregierung war 2012 übrigens: Bis ins Jahr 2020 sollten zehn Prozent der Stromproduktion aus heimischen Anlagen stammen.

Zumindest der Regionalverband könnte nun seine zentrale Funktion beim Ausbau der Erneuerbaren Energien verlieren. Im Sinne des neuen Deutschlandtempos will die große Koalition künftig den Kommunen erlauben, freihändig Windparks zu bauen, auch wenn sie im Regionalplan nicht vorgesehen sind. (GEA)