KUSTERDINGEN-WANKHEIM. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg hat den jüdischen Friedhof Wankheim zum Denkmal des Monats April ernannt. Unter den 145 jüdischen Friedhöfen Baden-Württembergs ist er einer der kleineren: Die Begräbnisstätte am Waldrand zählt 137 Grabsteine aus drei Jahrhunderten. Einem Stufensystem folgend, sind die restaurierungsbedürftigen Grabmale nach Dringlichkeit kategorisiert und inzwischen konserviert worden.
Mehrere Familien der jüdischen Gemeinde Wankheim haben den Friedhof 1774 gegründet. Als sich der Gemeindesitz später verlagerte, fanden auch Juden aus Tübingen und Reutlingen hier ihre letzte Ruhestätte, zuletzt 1941. Seither finden sich auf dem Wankheimer Friedhof die einzigen erhaltenen materiellen Spuren der ehemaligen jüdischen Gemeinde im Raum Tübingen und Reutlingen.
50.000 Euro Fördermittel
Der jüdischen Tradition folgend, werden Gräber nicht aufgelöst, sondern bleiben bestehen. Dementsprechend gilt der Wankheimer Friedhof nicht nur als Erinnerungs- und Mahnmal an die Verbrechen des NS-Regimes, sondern stellt auch für die Nachfahren der vertriebenen, zwangsweise emigrierten oder ermordeten Juden aus der Region Neckar-Alb einen Gedenkort von zentraler Bedeutung dar.
Der Förderverein für jüdische Kultur Tübingen hatte in der Vergangenheit wiederholt auf den zum Teil dramatischen Verfall der Grabsteine von Wankheim aufmerksam gemacht. Konservatoren haben die Steine im Lauf des vergangenen Jahres gereinigt, instand gesetzt und wieder haltbar gemacht. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg hat die Sanierung des jüdischen Friedhofs Wankheim mit einem Zuschuss von 50.000 Euro aus Mitteln der Lotterie Glücksspirale unterstützt. Nach ihrem Motto »Bürger retten Denkmale« fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg seit nunmehr 40 Jahren insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmalen im Land engagieren. (eg)