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Aktuell Randnotiz

Metzinger Kommunalpolitik wandert mehr ins Netz

Bisher hat die Stadt Metzingen amtliche Bekanntmachungen im »Blättle« veröffentlicht. Das geht wegen veränderter Abläufe jetzt nur noch eingeschränkt. Wie die Alternativen aussehen.

Künftig eher amtliches Info- als Bekanntmachungsblatt: s'Blättle aus Metzingen.
Künftig eher amtliches Info- als Bekanntmachungsblatt: s'Blättle aus Metzingen. Foto: gea
Künftig eher amtliches Info- als Bekanntmachungsblatt: s'Blättle aus Metzingen.
Foto: gea

METZINGEN. Jeder Metzinger Haushalt hat es einmal die Woche zuverlässig im Briefkasten stecken: s'Blättle. Jahrzehntelang war es das Bekanntmachungsblatt der Stadt Metzingen, wie der blaue Streifen ganz unten verrät. Ab sofort nicht mehr. Weil der Verlag, der es druckt, es aufs Wochenende hin verteilt. Zuvor war es donnerstags im Kasten. Dem Tag, an dem sich alle vier Wochen der Gemeinderat trifft. Dessen Tagesordnungen müssen mindestens eine Woche vorher öffentlich bekanntgemacht werden.

Das Zeitfenster passt wegen der veränderten Verlagsgewohnheiten jetzt nicht mehr, ist zu klein geworden. Das hat die Stadtverwaltung dazu veranlasst, »dass künftig öffentliche Bekanntmachungen durch digitale Veröffentlichungen im Internet erfolgen«, wie es im Sitzungspapier für den Gemeinderat heißt.

Verwaltung will flexibler werden

Der hat das allerdings nicht widerspruchslos hingenommen. »Kann man die Tagesordnung nicht eine Woche früher veröffentlichen?«, hakte CDU-Fraktionssprecher Eckart Ruopp nach, »dann wäre die Frist gewahrt.« Doch die Verwaltung ist voll auf Digitalisierungskurs. »Das würde unsere kompletten Abläufe verändern«, argumentierte Stefanie Ruoff von der Abteilung Gremien, »wir wollen flexibler werden.«

Mit dem neuen Weg ins Netz werden die Gemeinderatsankündigungen aber auch unsichtbarer. Bei Weitem nicht jeder Mensch ist so digital unterwegs wie die Stadtverwaltung. Liegt das Blättle nicht mehr mit gewohntem Inhalt im Briefkasten, wird ein gewisser Anteil der Bevölkerung Schwierigkeiten haben, an gewisse Informationen zu kommen. »Online werden es nicht viele sehen«, meinte Grünen-Rat Klaus Rümmelin.

Niemand vom Informationsfluss abhängen

OB Carmen Haberstroh ist eine glühende Verfechterin einer weitgehenden Digitalisierung, sieht diese als zentrales Handlungsfeld für die Zukunft an. Diese Linie darf aber nicht dazu führen, dass Einwohner vom Informationsfluss abgehängt werden, weil sie (noch) keinen Zugang zu den neuen Medien haben. Nicht von ungefähr hat der Erste Bürgermeister Patrick Hubertz in seiner Bewerbungsrede 2021 versprochen, dass die Stadtverwaltung neben den zunehmend digitalen weiterhin auch analoge Dienstleistungen anbieten wird. Die, die mehr mit Menschen und Blickkontakt zu tun haben.

Seine Chefin ist nicht nur ausgesprochen internetaffin, sondern auch eine Verfechterin seriösen Journalismus' in Zeitungen - dessen Wert sie in der jüngsten Gemeinderatssitzung genauso betont hat wie in ihrer Neujahrsansprache vor 500 Mitbürgern in der Stadthalle. Zeitungen sind sowohl gedruckt auffällig im Briefkasten liegend als auch digital jeden Tag zu haben. »Früher waren Zeitungen amtliche Bekanntmachungsorgane«, blickte Haberstroh zurück. Warum sollen sie es nicht wieder werden? Abos sind zu haben. Auch in der GEA-Geschäftsstelle am Metzinger Kelternplatz.

s'Blättle weiter wichtig für Vereine und Kirchen

Das Blättle wird es auch weiterhin geben. Vereine und Kirchen werden sich unverändert breit darin wiederfinden, Bebauungspläne auch. Gedanken will sich die Verwaltung über einen Relaunch, also ein aufgefrischtes Layout des Dauerbrenners machen. Die Verlagerung der öffentlichen Bekanntmachungen ins virtuelle Netz hat der Gemeinderat letztlich einstimmig mitgetragen. Und damit die Breitenwirksamkeit geschwächt. (GEA)