NEHREN. Die rührigen Ehrenamtlichen des »Freundeskreises für die Residenz und das Pflegewohnheim Nehren«, der sich bereits seit 15 Jahren für die Einrichtung der Evangelischen Heimstiftung in Nehren - dort gibt es 30 Wohneinheiten in der »Residenz« sowie 40 Plätze im Pflegewohnheim - einsetzt, hat schon einiges bewegen können: Beispielsweise mit seiner »Rolligruppe«. Die bringt die Seniorinnen und Senioren, die nicht mehr gut zu Fuß sind oder gar auf den Rollstuhl angewiesen sind, zu kleinen Ausflügen in die Umgebung. »Zuletzt waren wir bei einem gemeinsamen Ausflug 43 Personen«, erinnert sich Heimleiter Johann Eichinger. Doch die Kräfte der Schiebenden sind begrenzt. »Wir sind schon zum Rathaus oder auch einmal zum Schoko-Klett gekommen, aber das bringt unsere Helfer schon an ihre Grenzen.« Schließlich ist die Steinlachgemeinde durchaus hügelig.
Vor zwei Jahren trat dann Gemeinderätin Tanja Schmidt an die Freundeskreis-Vorstände Leonhard Hasting und Rolf Breining mit der Idee einer Rikscha heran, die den Bewohnern eine neue Mobilität ermöglichen könnte. Und nachdem Sponsoren gefunden wurden - immerhin kostet das in Nehren und Dußlingen hergestellte Gefährt trotz eines Freundschaftspreises noch 13.500 Euro - konnte nun die Einweihung gefeiert werden, zu der zahlreiche Ehrenamtliche des Freundeskreises gekommen waren. »Sie dürfen als kleine Anerkennung zuerst einmal eine Runde drehen, später dann die Bewohner«, betonte Eichinger.
Seit kurzem ein eingetragener Verein
Seit kurzem ist der »Freundeskreis für die Residenz und das Pflegewohnhaus Nehren« ein selbstständiger, eingetragener Verein. Die Einrichtung der Evangelischen Heimstiftung wird von den rund 100 Ehrenamtlichen aber schon lange unterstützt. Der Freundeskreis betreibt etwa das beliebte Café, in dem auch Geburtstage und Hochzeiten gefeiert werden. Die Einnahmen aus dem Café-Betrieb fließen eins zu eins in Projekte, die dem Pflegeheim zugute kommen. Das jüngste Projekt ist die Rikscha, für deren Kauf auch die Stiftung Demenz, die Kreissparkasse Tübingen, die LBBW und der Freundeskreis der Evangelischen Heimstiftung Mittel zur Verfügung gestellt haben.
Vier Ehrenamtliche sind einem Aufruf der Evangelischen Heimstiftung bereits gefolgt und haben sich als freiwillige Rikscha-Fahrer gemeldet. Doch dabei soll es nicht bleiben. »In den Sommermonaten haben wir viele Schülerpraktikanten und auch Angehörige können, nachdem sie von unserem Personal eingewiesen wurden, die Rikscha nutzen«, erklärt Eichinger, dem es ein spürbares Anliegen ist, dass die nagelneue Rikscha »nicht viel steht«. Deshalb bekommt das ungewöhnliche Gefährt, das schon bei den ersten Testfahrten alle Blicke auf sich zog und so manches Lächeln in die Gesichter zauberte, einen prominenten Standort, direkt am Haupteingang, gut geschützt unter dem Vordach. »Schnell, präsent und unbürokratisch« soll die Nutzung der Rikscha laufen, verspricht Eichinger.
Eisessen in Tübingen, aufs Kirschenfeld oder einmal rund ums Dorf: Viele Ziele sind möglich, die Reichweite der Pedelec-Rikscha beträgt, gestützt durch einen Elektromotor, rund 60 Kilometer. »Schon bei unserem Digitalcafé haben wir gemerkt, wie wichtig es den Bewohnern war, ihr früheres Zuhause oder ihr Äckerle nochmal zu sehen - jetzt können sie sich bequem in der Rikscha hinkutschieren lassen«, freut sich Eichinger und ergänzt lachend: »Das einzige, was die Mitfahrer lernen müssen, ist schön zu winken.« (GEA)