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Neue Ausstellung im Wilhelm-Hauff-Museum in Honau öffnet

Was hat ein 200 Jahre altes Märchen mit der Gegenwart zu tun? Die Vernissage zur neuen Ausstellung »Das kalte Herz« im Wilhelm-Hauff-Museum in Honau und viele neue Objekte zeigen es.

Museumsmitarbeiterin Jutta Kraak mit der neuen Kommode, die unter anderem echte Köhlerkohle und Textilien der Zeit um 1820 enthä
Museumsmitarbeiterin Jutta Kraak mit der neuen Kommode, die unter anderem echte Köhlerkohle und Textilien der Zeit um 1820 enthält. Foto: Gabriele Böhm
Museumsmitarbeiterin Jutta Kraak mit der neuen Kommode, die unter anderem echte Köhlerkohle und Textilien der Zeit um 1820 enthält.
Foto: Gabriele Böhm

HONAU. Habgier, falsche Wünsche, Naturzerstörung, fatale Irrtümer und Liebe. Das Märchen »Das kalte Herz« enthält alle Zutaten einer spannenden Story, die auch fast 200 Jahre nach ihrer Entstehung nichts von ihrer Aktualität verloren hat. Im Gegenteil, die Themen Natur und Klimawandel sind wichtig wie nie. Die neue Sonderausstellung im Wilhelm-Hauff-Museum, die am Samstag, 6. April eröffnet wird, widmet sich dem »kalten Herz« auf vielfältige Weise. Einen Eröffnungsvortrag hält an diesem Tag um 14 Uhr Professorin Christel Köhle-Hezinger, die sich unter dem Titel »Was Hauffs Märchen zeitlos macht« mit der Aktualität der Erzählung beschäftigt.

Im Herbst 2023 gab es im Museum ein Werkstattgespräch mit dem Hamburger Comiczeichner Sascha Hommer und dem brasilianischen Übersetzer Augusto Paim, der das Märchen ins Portugiesische übertragen hatte. »Ihm war dabei besonders wichtig, dass durch die Geschichte auf die Zerstörung des Regenwalds aufmerksam gemacht wird«, sagt Museumsmitarbeiterin Jutta Kraak. Denn als Hauff das Märchen schrieb, habe es im Nordschwarzwald keinen Wald mehr gegeben: Auf Kosten der Natur kamen Flößer und Händler zu Reichtum, die das Holz nach Holland verkauften.

Cartoons zu »Das kalte Herz« von Sascha Hommer.
Cartoons zu »Das kalte Herz« von Sascha Hommer. Foto: Gabriele Böhm
Cartoons zu »Das kalte Herz« von Sascha Hommer.
Foto: Gabriele Böhm

Sascha Hommer stammt aus dem Schwarzwald, hat eine enge Bindung zu dessen Natur und erkannte sich auch in der Hauptfigur des Märchens, dem armen Köhlerjungen Peter Munk wieder. Dieser verkauft sein Herz an den hinterlistigen Holländermichel, um zu Reichtum zu kommen. Hommer übertrug die Erzählung in Comiczeichnungen, die in der neuen Ausstellung in Auszügen zu sehen sind. Und er modernisierte die Story ein wenig, indem er aus dem guten Geist des Glasmännleins ein Glasweiblein machte.

Gezeigt werden auch dramatische Zeichnungen von Christian Sobeck, in denen Licht und Schatten der Hauptfigur eingefangen werden. Das Buch, in dem die Grafiken das Märchen illustrieren, ist bereits erschienen und im Museum käuflich zu erwerben.

Christian Sobeck fertigte düster-dramatische Zeichnungen zur spannenden Geschichte.
Christian Sobeck fertigte düster-dramatische Zeichnungen zur spannenden Geschichte. Foto: Gabriele Böhm
Christian Sobeck fertigte düster-dramatische Zeichnungen zur spannenden Geschichte.
Foto: Gabriele Böhm

Ein Studienlehrgang der Malerschule Altes Schulhaus in Haid bei Bad Saulgau widmete sich zu Hauffs 200-jährigem Geburtstag vor 22 Jahren ebenfalls dem kalten Herzen und fertigte ganze Mappen mit Zeichnungen an. Auch CDs und VHS-Kassetten zeigen das allgemeine Interesse über eine lange Zeit. »Das Kalte Herz war der allererste Farbfilm der DEFA in Babelsberg«, so Jutta Kraak.

»Ich finde es spannend, dass das Thema immer wieder aufgegriffen wird«. Jutta Kraak entschied sich zu einer weiteren Vertiefung und organisierte einen Workshop für eine eigene Ausstellung zum Thema. Viele Ideen kamen zusammen. So gibt es in der Sitzecke eine Kommode, deren Schubladen originale Köhlerkohle sowie Textilien der Zeit um 1830 enthalten. Weitere Themen der Ausstellung sind die damalige Zeitgeschichte, die um Neuorientierung bemühte nachnapoleonische Ära, die Welt der Köhler und Flößer und der Zusammenhang Hauffs mit dem Schwarzwald: Er hatte dort einen Cousin, den er oft besuchte.

Öffnungszeiten

Das Wilhelm-Hauff-Museum, Echazstraße 2 in Honau, hat vom 6. April bis 10. November, samstags, sonntags und feiertags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. (GEA)

Neu ist auch ein Bildschirm, auf dem unter anderem die Neuverfilmung des Märchens an der Wilhelm-Hauff-Realschule gezeigt wird. Ferner erklingt ein Podcast mit Wünschen der Workshop-Teilnehmer an das Glasmännlein. (GEA)