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Politische Botschaften im Sport: Sinnvoll, oder nicht? Ein Pro-und-Contra

Athleten oder Fans starten immer wieder Aktionen, wenn die Würde des Menschen mit Füßen getreten wird. Ist das sinnvoll, oder sollte der Sport unpolitisch bleiben? Ein Pro-und-Contra aus der GEA-Sportredaktion.

One-Love-Kapitänsbinde
Die spezielle Kapitänsbinde als Zeichen gegen Diskriminierung. Foto: Sebastian Gollnow
Die spezielle Kapitänsbinde als Zeichen gegen Diskriminierung.
Foto: Sebastian Gollnow

Politische Botschaften im Sport können sinnvoll und wertvoll sein

Diskriminierung und Rassenhass in den USA, Black-Power-Bewegung – das waren für mich als Achtjährigen böhmische Dörfer. Weil aber die 200-Meter-Sprinter Tommie Smith und John Carlos bei den Olympischen Sommerspielen 1968 in Mexiko-City diese Bewegung mit ihrem Verhalten bei der Siegerehrung in den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit rückten, war das politische Statement auch bei mir als kleinem Knirps angekommen. Deshalb: Politische Botschaften im Sport können sinnvoll und wertvoll sein.

Dass die Vereinten Nationen (UN) nun vor den Spielen in Paris eine Resolution zum sogenannten Olympischen Frieden verabschieden, ist begrüßenswert. Dabei geht es um eine Art Waffenstillstand unmittelbar vor, während und nach den Spielen. Deshalb: Dieses Bemühen, ein Instrument wie den Sport in der derzeitigen katastrophalen Weltlage einzusetzen, ist löblich.

Keine Frage: Das Maulkorb-Foto des Fußball-Nationalteams 2022 in Katar wirkte im Sinne des Wortes aufgesetzt. Aber dennoch kam die Botschaft der deutschen Elf, die gegen Diskriminierung jeder Art stehen sollte, in der Öffentlichkeit an. Politische Botschaften in einem Stadion oder einer Halle können eine immense Wirkung entfalten.

Weil die Machthaber um diese Wirkung wissen, bemühen sich immer mehr Länder mit einem zweifelhaften Ruf um Sport-Events. Damit soll über Missstände hinweggetäuscht und ihre Reputation verbessert werden. Vor allem Golfstaaten werfen bei der Vergabe von Veranstaltungen ihren Hut immer öfter in den Ring. Geld regiert auch die Sport-Welt.

manfred.kretschmer@gea.de

Es entsteht nicht der Eindruck, dass Fans Wert auf politische Äußerungen ihrer Helden legen

Sport und Politik sind zwei Gegenpole. Im Sport prägen Emotionen das Bild. Das politische Terrain ist von ganz anderer Charakteristik: Ein tückischer Untergrund, auf dem schon manche den Boden unter den Füßen verloren haben. Und für Leistungssportler und Profis mit einem elementaren Risiko verbunden. Wer brisante Themen aufgreift, für den ist ein Shitstorm in den Sozialen Medien noch das kleinste Übel. Er wird angreifbar und läuft Gefahr, Sanktionen seines Clubs aufgebrummt zu bekommen oder Sponsoren zu verlieren. Karriere-Ende nicht ausgeschlossen.

Wenn die Formel 1 oder der Fußball-Weltverband Fifa die Ausrichtung einer Veranstaltung in ein Land vergibt, dem Menschenrechts-Verletzungen vorgeworfen werden, oder wenn der Boykott eines Großereignisses diskutiert wird, ist es sicher nicht die erste Aufgabe der Sportler, dies öffentlich zu kommentieren. Sie haben diese Entscheidung nicht getroffen und können kaum kritisieren, was im finanziellen Interesse ihres Arbeitgebers oder ihrer Sportart liegt.

Es drängt sich auch nicht der Eindruck auf, dass die Fans Wert auf politische Äußerungen ihrer Helden legen. Nicht ohne Grund. Das Maulkorb-Foto der Fußball-Nationalelf in Katar wirkte eher verzwungen als zielführend. Meist haben nur sehr erfolgreiche Athleten am Ende ihrer Karriere überhaupt den Mut, klare Kante zu zeigen wie der frühere Formel-1-Star Sebastian Vettel. Ob sie damit dauerhaft Eindruck hinterlassen, ist zumindest fraglich. Wird man Vettel für seinen Kampf in Sachen Klimaschutz in Erinnerung behalten oder für seine vier Weltmeister-Titel? Eben.

frank.pleyer@gea.de