REUTLINGEN. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Reutlingen schätzt den aktuellen Wohnraumbedarf in der Region Neckar-Alb – den Landkreisen Reutlingen, Tübingen und Zollernalb – auf 3.000 bis 3.500 Wohnungen, die allein in diesem Jahr gebaut werden müssten.
Die IHK hat laut Pressemitteilung Berechnungen auf Basis von Daten des Instituts der deutschen Wirtschaft angestellt. Stelle man dem Bedarf die Zahl der tatsächlich gebauten und genehmigten Wohnungen gegenüber – 2023 wurden 2.460 fertiggestellt und 2.134 genehmigt – ergebe sich ein klar erkennbares Defizit, wird IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Epp zitiert. »Unsere Region ist in den letzten Jahren deutlich gewachsen. Die dafür nötige Zahl an Wohnungen ist jedoch nie entstanden.«
Zahl der Fachkräfte aus dem Auslang könnte zunehmen
In ihrer aktuellen Abschätzung eines Bedarfs von 3.000 bis 3.500 Wohnungen für Neckar-Alb hat die IHK demnach berücksichtigt, dass es wegen politischer Änderungen in der Asylpolitik weniger Wohnraumbedarf geben könnte. Zudem könne eine schwächelnde Konjunktur dazu führen, dass weniger Arbeitskräfte neu in die Region kämen, die eben auch Wohnungen suchten. Gleichzeitig geht die IHK davon aus, dass die Fachkräftezuwanderung aus dem Ausland eher ansteigen wird. »Die mittlere Perspektive bleibt unverändert. Wir brauchen mehr Fachkräfte, die auch Wohnraum benötigen. Das ist ein entscheidender Standortfaktor für alle, die in die Region kommen oder hierbleiben wollen«, stellt Epp fest.
Die IHK plädiert für einen Maßnahmenmix, um den Wohnraumbedarf dauerhaft decken zu können. So müssten Flächenentwicklung für Wohnraum er-möglicht und das Bauen insgesamt vereinfacht und günstiger werden. Dafür müssten Vorschriften abgebaut und die Regularien entschlackt werden.
Flächenrecycling und die Wiedernutzung von Gebäuden
»Dass die Baugenehmigungen seit Jahren zurückgehen, hängt neben den Zinsen auch an den reinen Baukosten und die hängen mit von der Flächenverfügbarkeit und den Vorschriften ab«, sagt IHK-Immobilienexpertin Antonia Hettinger. Weiter sollten, wo möglich, Flächenrecycling und die Wiedernutzung von Gebäuden stärker forciert werden. »Gerade in den Ortsinnenlagen gibt es viele Objekte, die nicht mehr richtig genutzt werden«, so Hettinger. Dazu gehöre auch, den Wechsel älterer Menschen in kleinere Objekte zu unterstützen. Wenn die Kinder längst aus dem Haus sind, würden Eigenheime mit Garten schnell zur Last. »Wir haben noch keine umfassende Strategie, wie wir diesen Wandel besser begleiten können«, erklärt die Expertin.
Das Institut der deutschen Wirtschaft hatte einen landesweiten Bedarf von 53.000 Wohnungen pro Jahr errechnet. Ausgehend von einem regionalen Bevölkerungsanteil von 6,4 Prozent liegt der Wohnungsbedarf in der Region Neckar-Alb bei 3.390 Wohnungen. Rechnet man mögliche Effekte wie Asylpolitik, Konjunktur und Fachkräftezuwanderung ein, ergibt sich eine Spannbreite von circa 3.000 bis 3.500 Wohnungen für 2025. Fragen zum Thema beantwortet IHK-Volkswirtin Hettinger. (GEA)
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