GRUORN. Vor eineinhalb Jahren starteten die umfangreichen Sanierungsmaßnahmen an der Gruorner Stephanuskirche mit Reparaturen am Dachstuhl, bei denen schadhafte Holzteile ersetzt, Fledermausquartiere eingebaut und Fledermauseinflugöffnungen hergestellt wurden. Im Frühjahr wurde die Außenfassade gereinigt, bevor naturschutzbedingt in die Sommerpause gegangen werden musste. Vor einigen Wochen konnte die Restauration fortgesetzt werden, nachdem die Fledermäuse inzwischen in ihr Winterquartier umgezogen sind.
Derzeit stehen Steinmetzarbeiten an und es zeigt sich: »Es wird teurer als ursprünglich geplant.« Architekt Dieter Schmid ging aufgrund von Gutachten zunächst von 1,08 Millionen Euro Gesamtkosten aus, auf dieser Basis wurden Anträge auf Zuschüsse gestellt. »Die Kosten sind aber deutlich nach oben gegangen. Letztendlich landen wir bei 1,3 Millionen Euro, wenn wir alles machen, was wir uns vorgenommen haben.«
Diese Steigerung ist unter anderem der Verteuerung der Steinmetzarbeiten geschuldet. Wie aufwendig diese sind, zeigt sich beim Rundgang um die eingerüstete Kirche: An der Außenfassade am Chor muss das Steingesims entfernt werden, weil es das Regenwasser nicht mehr abfängt, sodass es in das Mauerwerk eindringen kann. Auch einige Überdachungen an den Pfeilern müssen gegen Waldenbucher Sandstein ausgetauscht werden. Die Steine um die Fenster sind dagegen in einem »sehr guten Zustand«.
Auch im Inneren wird nun wieder fleißig im Chorraum gearbeitet. Die Fresken an der Decke werden gereinigt, darunter auch die noch gut erhaltenen Gewölbeschlusssteine. Gleichzeitig müssen unbedingt die Grundmauern im Chor stabilisiert, der Innenputz saniert und der Chorboden mit Waldenbucher Sandstein verlegt werden. Hier wurden bereits Leerrohre für die spätere Medientechnik eingezogen, um die Kirche für ihre vorgesehene kulturelle Nutzung vorzubereiten. Geplant war laut Dieter Schmid auch ein barrierefreier Zugang, die Erneuerung der Eingangstüren, die Sanierung des Außenputzes, ein Anstrich für das Kirchenschiffs im Inneren sowie ein neuer, mobiler Altar aus Holz. Ob diese Maßnahmen jetzt jedoch umgesetzt werden können, ist fraglich. »Wir fahren auf Sicht und machen es von den Finanzen abhängig. Wenn nicht genügend Geld da ist, üben wir uns in Verzicht.«
»Bei so alten Gebäuden ist bei einer Sanierung eben nicht alles kalkulierbar«
Denn die Zuschüsse vom Bund als Eigentümer, vom Entwicklungsprogramm ländlicher Raum sowie vom Landkreis Reutlingen decken mit rund 900.000 Euro lediglich etwa zwei Drittel der Gesamtkosten ab, den Rest muss das Komitee zur Erhaltung der Kirche in Gruorn selbst finanzieren. Die Stadt Münsingen ist als Bauherr tätig und unterstützt mit operativen Arbeiten bei Verwaltungsaufgaben. »Bei so alten Gebäuden ist bei einer Sanierung eben nicht alles kalkulierbar. Letztendlich hängt die Differenz am Verein«, macht der Vorsitzende Günter Braun deutlich. Vieles müsse mit dem Landesdenkmalamt, mit der BIMA und dem Naturschutz abgestimmt werden. Zum Glück blieben bisher bei den Arbeiten größere Überraschungen aus, auch bei archäologischen Grabungen sei nichts gefunden worden.
Die wesentlichen Gewerke schlagen mit rund 1,13 Millionen Euro zu Buche. Sind sie abgeschlossen, erfolgt ein Kassensturz und eine Einschätzung, ob alles Weitere noch durchgeführt werden und man sich die insgesamt 1,3 Millionen Euro leisten kann. Das hängt nun laut Braun vor allem von Spenden ab. »Wir brauchen dringend Spenden, aber auch neue Mitglieder und ehrenamtliche Helfer in unserem Komitee«, betont er. Denn zu tun gibt es in und an der Stephanuskirche, aber auch drumherum auf dem Friedhof oder bei Veranstaltungen immer mehr als genug. Auch die laufenden Kosten müssen vom Verein gestemmt werden.
»Wir brauchen dringend Spenden, aber auch neue Mitglieder und ehrenamtliche Helfer in unserem Komitee«
Am 1. November steht wieder das jährliche Herbst- und Heimattreffen an. Den Gottesdienst um 11 Uhr zelebriert Dekan Norbert Braun. Trotz Sanierungsarbeiten will das Komitee daran festhalten und hofft auf viele Besucher, die das Vorhaben, Spenden zu sammeln, um möglichst alle Maßnahmen bis nächstes Jahr durchführen zu können, unterstützen.
Kürzlich fand die Wahl zur neuen Vorstandschaft statt. Außer Schriftführerin Daniela Bleher standen alle Mitglieder zur Wiederwahl. Vorsitzender bleibt Günter Braun, sein Stellvertreter ist Bürgermeister Mike Münzing, zweiter Stellvertreter ist Hans Lamparter. Heike Feuchter wurde zur neuen Schriftführerin gewählt, Kassenführer bleibt Stephan Reutter. Beisitzer sind Margarethe Brändle, Simon Brändle, Christian Bückle, Markus Glück und Dieter Schmid, Kassenprüfer bleiben Werner Goller und Adolf Vöhringer. (GEA)
Spendenkonto
Die Sanierung der Stephanuskirche Gruorn kommt teurer als gedacht. Spenden sind notwendig. Spendenkonto: IBAN DE12 6409 1300 0000 0030 00



