TÜBINGEN. Die schlechte Nachricht zuerst: Aufgrund ihres maroden Zustands ist die Tübinger Alleenbrücke für Zuschauer beim diesjährigen Stocherkahnrennen gesperrt. »Wir müssen vermeiden, dass es Menschenansammlungen auf der Brücke gibt«, erklärt Lukas Haderlein, Leiter der städtischen Fachabteilung Ordnung und Gewerbe. »Sechs Tonnen Maximalgewicht mögen auf den ersten Blick viel erscheinen, jedoch ist dieses Gewicht bereits erreicht, wenn sich auf der Brücke gleichzeitig 80 Personen mit einem durchschnittlichen Gewicht von 75 Kilo aufhalten.«
Fahrzeuge, die über sechs Tonnen wiegen, dürfen die baufällige Brücke schon jetzt nicht länger überqueren, auch die Parkplätze sind bereits weggefallen. Bei der jüngsten Überprüfung zeigte sich, dass die Alleenbrücke, die sich vom Fahrradtunnel in Richtung Bahnhof am östlichen Ende der Neckarinseln über den Fluss spannt, aufgrund ihres maroden Zustands abgerissen und neu gebaut werden muss. Um zu gewährleisten, dass die Sperrung eingehalten wird, ist der kommunale Ordnungsdienst sowie ein professioneller Sicherheitsdienst im Einsatz.
Die vergangenen Rennen haben gezeigt, dass das europaweit einzigartige Spektakel bis zu 15.000 Besucher anziehen kann - und Brücken als Zuschauerort besonders beliebt sind. Das leuchtet ein, ist der Blick über den Neckar so am besten. In diesem Jahr kämpfen über 40 Kahn-Mannschaften auf dem Wasser um den Sieg. Start ist am Neckarsteg zwischen der Ernst-Bloch-Straße und der Paul-Horn-Arena, das Wettrennen folgt dem Stromverlauf des Flusses. Am Bügeleisen der Neckarinsel müssen die Kontrahenten den linken Seitenarm befahren und dann zweimal ums Nadelöhr an der Eberhardsbrücke stochern. Dann geht's auf der anderen Seite der Neckarinsel entlang zum Endspurt auf die Ziellinie. Der Kahn, der als erstes unter der maroden Alleenbrücke hindurchrauscht, gewinnt. Den Verlierer trifft's besonders hart: Die Besatzung des letzten Kahns muss den allseits unbeliebten Lebertran runterwürgen und das kommende Rennen ausrichten. Vergangenes Jahr ereilte dieses Schicksal die Alte Turnerschaft Palatia.

Aber nicht nur auf der Alleenbrücke gibt es Einschränkungen: Da sich auf der Eberhardhardsbrücke, auch Neckarbrücke genannt, direkt über dem berüchtigten Nadelöhr erfahrungsgemäß viele Zuschauer aufhalten, bittet die Stadt darum, dass Autofahrer den Übergang für die Dauer des Rennens - vor allem zwischen 14 und 15 Uhr - nach Möglichkeit meiden sollen.
Auch die meisten Busverbindungen, die normalerweise die Hauptader der Unistadt passieren, werden zwischen 12 und 16 Uhr großzügig umgeleitet. Lediglich die Linien 10 und 22 fahren die Neckarbrücke direkt an. Die Linien 1 bis 6 sowie die Nummer 8 stadtauswärts fahren über die Europastraße und den Schlossbergtunnel über die Westbahnhofstraße und den Stadtgraben. Die Linien 9 und 11 halten nicht wie gewöhnlich an der Wilhelmstraße, Hölderlinstraße und Rümelinstraße.
Vor dem Rennen wetteifern die Besatzungen um die besten Kostüme
Startschuss für das Stocherkahnrennen ist am Donnerstag, Fronleichnam, 19. Mai, um 14 Uhr. Eine Stunde früher startet der ebenfalls zur Tradition gewordene Kostümwettbewerb, bei dem sich die Besatzungen der Kähne thematisch gemeinsam verkleiden und sich entlang der Neckarmauer dem Publikum präsentieren. Eine Jury bestimmt die Sieger, die sich über einen Gutschein für ein Spanferkel freuen dürfen. (pru)
Für die Busse Richtung Bahnhof gilt: Kein Halt am Stadtgraben und am Nonnenhaus. Weil sich viele Fahrwege verändern und auch verlängern, weisen die Stadtwerke Tübingen, die den Busverkehr organisieren, explizit darauf hin, dass sich Busse verspäten können. Das Wetter und der Pegelstand des Flusses sollen den derzeitigen Prognosen nach mitspielen. Bei Regen, hohem Wasserstand und zu starker Störmung kann das Rennen wegen Sicherheitsbedenken kurzfristig abgesagt werden. (GEA)