EVENTS

Logo
Aktuell Projekt

Wannweiler »Haus in der Dorfmitte« zeigt Geschichte(n) aus dem Kochtopf

Die sechste »Ein-Quadratmeter-Geschichte«-Ausstellung widmet sich im Seniorenzentrum »Haus in der Dorfmitte« Wannweil der Küche vergangener Zeiten.

Auf diesem Notherd kann immer noch gekocht werden.  FOTO: DE RIESE
Auf diesem Notherd kann immer noch gekocht werden. FOTO: DE RIESE
Auf diesem Notherd kann immer noch gekocht werden. FOTO: DE RIESE

WANNWEIL. Was man so alles auf der »Bühne« – dem Dachboden – findet. In einem alten Wannweiler Haus stießen Erben vor einigen Jahren auf ein besonders rares Relikt aus der Nachkriegszeit: einen sogenannten Notherd. Wahrscheinlich um 1945 gefertigt, in einer Zeit größter materieller Not, steht dieser kleine, nie benutzte Herd heute im Mittelpunkt der sechsten Ausstellung der Geschichtswerkstatt im Seniorenzentrum »Haus in der Dorfmitte«. Eine Spende der Besitzer machte es möglich, dass das historische Stück nun im Besitz der Geschichtswerkstatt ist. Die Ausstellung gehört zur Reihe »Ein-Quadratmeter-Geschichte«, die sich durch ihr ungewöhnliches Format auszeichnet: Alle Ausstellungsexponate werden auf einem exakt einen Quadratmeter großen Podest präsentiert, das eigens von den Mitgliedern des Wannweiler Vereins gefertigt wurde. Der feste Platz im Foyer des Seniorenzentrums der Zieglerschen zeigt, dass auch begrenzter Raum ausreicht, um Geschichte greifbar zu ma-chen.

Glut über Nacht bewahrt

Inhaltlich richtet sich der Blick diesmal auf das Kochen in früheren Jahrzehnten. Vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis in die schwierige Nachkriegszeit lässt sich anhand ausgewählter Alltagsgegenstände die Entwicklung der Küchenarbeit nachvollziehen. Zu sehen sind mechanische Rührgeräte, ein Kochhafen aus Steingut, Krautstände mit Hobel, eine historische Küchenwaage, eine Milchkanne, ein historisches Foto eines Kochkurses von 1912 – und eben jener Notherd. Solche kleinen, holzbefeuerten Herde gehörten in der unmittelbaren Nachkriegszeit zum Alltag vieler Menschen – vor allem von Flüchtlingen und Ausgebombten, die provisorisch untergebracht waren und über keinen eigenen Kohleherd verfügten. Der damalige Alltag war geprägt von Handarbeit und Improvisation – Zutaten wurden eingeweckt, gepökelt oder geräuchert, und Glut wurde über Nacht be-wahrt, um morgens wieder kochen zu können.

Lebendig wird die einzigartige Ausstellung durch die persönlichen Erinnerungen der Bewohner. So erzählt etwa die 95-jährige Brunhilde Henes, wie sie 1944 während ihres verpflichtenden Dienstjahres auf einem Bauernhof erstmals mit dem Kochen in Berührung kam. »Dort habe ich auch das Kraut in genau so einer Krautstand gestampft, wie sie hier ausgestellt ist«, erinnert sie sich.

Vergangenheit im Alltäglichen

Einrichtungsleiterin Chrisi Pantsidou bedankte sich bei Hauke Petersen und Walter Ott von der Geschichtswerkstatt für ihr Engagement im Rahmen der vorangegangenen Biografiearbeit und der Organisation der neuen Ausstellung. »Das neue Ausstellungsthema weckt wieder zahlreiche Erinnerungen bei unseren Bewohnerinnen und Bewohnern«, so Chrisi Pantsidou. »Es ist faszinierend, wie viel Vergangenheit in alltäglichen Gegenständen steckt.«

Die Ausstellung ist im Foyer des Wannweiler Seniorenzentrums »Haus in der Dorfmitte« zu sehen und lädt Besucher dazu ein, den Küchenalltag vergangener Generationen zu entdecken – und damit ein Stück Geschichte neu zu erleben. (eg)