REUTLINGEN. Nach Polizeiangaben rund 300 Menschen sind am Samstagmittag bei bestem Spätherbstwetter durch Reutlingen gezogen und haben für »Friede, Freiheit, den Erhalt des Bargelds und vor allem freie Medien« protestiert. Die Kundgebung, die unter dem Label der Bewegung »Baden-Württemberg steht auf« stattfand, wurde federführend von Kevin Brügmann organisiert. Der 39-Jährige hatte schon die Demos gegen die Corona-Maßnahmen organisiert, später die Proteste der Initiative »Gemeinsam für Deutschland« (GfD).
Von GfD hatten sich Brügmann und seine Mitstreiter nach der zweiten Reutlinger Demo im Mai dann distanziert. Mehrfach waren dabei nämlich junge Männer mitgelaufen, die sich durch ihre Kleidung als Anhänger von Gruppen outeten, die der Verfassungsschutz als »rechtsextremistisch« einstuft.
»Wir wollen keine Nazis dabeihaben«, sagte Brügmann dem GEA erneut. Lautstarke Unterstützung hatten die Demo-Organisatoren dieses Mal aus der Schweiz erhalten: Sogenannte Freiheitstrychler waren angereist und sorgten mit Kuhglocken an der Spitze des Demo-Zugs für viel Lärm. Die Bewegung hatte in der Schweiz unter anderem gegen Corona-Maßnahmen demonstriert.
»Überwachung, bis fast auf die Toilette«
In Redebeiträgen an verschiedenen Orten in der Innenstadt wurden »Überwachung, bis fast auf die Toilette«, »Doppelmoral« der Politiker und »Aufrüstungsorgien« angeprangert. Friedens- und Deutschlandflaggen waren zu sehen, sowie der Aufruf für ein »friedliches Europa mit Russland«. Auch auf dem Marktplatz fand noch eine Kundgebung statt.
Ein großes Polizeiaufgebot, inklusive Reiterstaffel, war an diesem Samstag in Reutlingen im Einsatz. Auch, weil es bei ähnlichen Demonstrationen in der Vergangenheit mehrfach zu Blockaden von Gegendemonstranten aus dem linken Spektrum gekommen war. Das war dieses Mal nicht der Fall. Rund 70 Menschen, so die Schätzung der Polizei, hatten sich einer Gegendemo angeschlossen, deren Route ebenfalls einmal um die Altstadt führte.
Polizei und Ordnungsamt gelang es, beide Kundgebungen zeitlich und räumlich gut auseinanderzuhalten. Die Gegendemonstranten forderten ein »buntes Reutlingen« und prangerten unter anderem die jüngsten Aussagen von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zum »Stadtbild« und Migranten an. In den Reihen dieser Kundgebung: unter anderem Mitglieder von Linke, SPD und Grünen, den »Omas gegen rechts« und dem Hilfsverein Drei Musketiere. (GEA)