REUTLINGEN. Auf einmal waren sie da! Vier Holzkonstruktionen in Pyramidenform. Alle vier historischen Brunnen in der Reutlinger Altstadt haben sie verpasst bekommen. Und sie sind nicht nur brandneu, sondern auch richtig wichtig für die beliebten Fontänen. Den GEA-Lesern sind sie sofort aufgefallen und sie fragten: Warum sehen die so aus und was können die?
Antwort: Die Abdeckungen, im Fachjargon auch Einhausungen genannt, sichern die Brunnen im Winter. In einer offiziellen Vorlage des städtischen Amts für Tiefbau, Grünflächen und Umwelt heißt es dazu: »Vier der historischen Brunnen in der Altstadt (Kaiser-Maximilian-Brunnen, Gerberbrunnen, Kaiser-Friedrich-Brunnen und Gartentorbrunnen) sind aufgrund ihrer kulturhistorisch wertvollen Ausführung und Bausubstanz Stadtbild-prägend und stellen besonders schützenswerte Kleinode in der Altstadt dar.« Schützenswert bedeutet dabei wohl: Wir wollen bloß keine Frostschäden an Aufbau, Figuren und Wasserleitungen.
Genauer heißt es zu den Einhausungen: »So können Frostschäden, wie Abplatzungen oder größere Risse im Stein, verringert und vermieden werden. Auch häufige Temperaturschwankungen in Verbindung mit anhaltender Feuchtigkeit können zur Materialermüdung führen.« Das war nicht immer so. Laut einer Mitteilung der Stadt waren die genannten Kleinode bis zum vergangenen Winter ganzjährig in Betrieb. Das bedeutete: Auch bei minus zehn Grad Celsius lief das Wasser.
Dann fiel im Frühjahr die Entscheidung: »Über die Winterzeit sollten die Brunnen mit einer Einhausung vor Witterungseinflüssen versehen werden.« Zusätzlich könnten die Brunnen vor Vandalismus geschützt, über die Wintermonate immerhin etwa 9,6 Millionen Liter Trinkwasser eingespart und Betriebskosten um etwa 30.000 Euro reduziert werden.
Also wurde in der Folge die Sondelfinger Firma Holzbau Schenk beauftragt, entsprechende Schutzkonstruktionen zu planen, zu konstruieren und anzubringen. Am Ende wurden es Maßanfertigungen für jeden einzelnen Brunnen, die aber alle eines gemeinsam haben: Ihre Form, die schon etwas an Pyramiden erinnert. Ein Mitarbeiter des Meisterbetriebes, der maßgeblich an den neuen Brunnenabdeckungen beteiligt war, erklärte dem GEA: »Diese Konstruktionen haben den entscheidenden Vorteil, dass sie den ganzen Brunnen mit den Wasserbecken, Rohren, Leitungen, Fontänen und Figuren schützen. Flache Aufbauten hätten hingegen nur die Wasserbecken abgedeckt und wären dazu noch eine Art Einladung gewesen, darauf herumzuklettern.« Bei einer flachen Ausführung bestehe zudem die Gefahr der Vermüllung. Auf einer Schräge könne nichts abgelegt werden. Unter den neuen Abdeckungen plätschert kein Wasser mehr und auch die Gitterabdeckungen sind nach einer Reinigung vor weiterer Korrosion geschützt.
Im Frühjahr werden sie eingelagert
Was für Reutlingen als Neuerung daherkommt, ist in Nachbarkommunen längst üblich. In Tübingen werden Brunnen wie der Georgsbrunnen auf dem Holzmarkt und der Neptunbrunnen auf dem Marktplatz im Winter abgestellt und abgedeckt. Ach in anderen Städten werden die Brunnen vor dem Frost entleert oder abgedeckt, um Schäden zu vermeiden.
Die neuen Reutlinger Abdeckungen sollen jetzt bis zum kommenden Frühling an den Springbrunnen bleiben. Dann, voraussichtlich im April, werden sie von den Technischen Betriebsdiensten (TBR) abmontiert und eingelagert. Bis zum nächsten Winter. (GEA)
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