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Aktuell Digitalisierung

Was der interaktive Stadtplan der Unistadt Tübingen alles kann

Straßennamen, Hausnummern und Sehenswürdigkeiten - das kann fast jeder Stadtplan. Wie die Fachabteilung Geoinformation der Stadt Tübingen aber jetzt präsentierte, kann der aktuelle Internet-Stadtplan noch viel mehr. Über ein Schmankerl dürfen sich insbesondere Geschichts-Fans freuen.

Der Internet-Stadtplan Tübingens kann mithilfe von Geodaten die verschiedensten Themen visualisieren - so wie eine Darstellung ü
Der Internet-Stadtplan Tübingens kann mithilfe von Geodaten die verschiedensten Themen visualisieren - so wie eine Darstellung über die verschiedenen Stadtteile. Foto: Universitätsstadt Tübingen/Fachabteilung Geoinformation
Der Internet-Stadtplan Tübingens kann mithilfe von Geodaten die verschiedensten Themen visualisieren - so wie eine Darstellung über die verschiedenen Stadtteile.
Foto: Universitätsstadt Tübingen/Fachabteilung Geoinformation

TÜBINGEN. Es ist eine Kampfansage an Google Maps: Die Unistadt Tübingen hat am Mittwoch die Funktionen des aktuellen Internet-Stadtplans präsentiert. Damit habe die Stadt etwas geschaffen, was eine deutlich »bessere Alternative« als der US-amerikanische Online-Kartendienst sei, wie Pressesprecherin Claudia Salden versprach: »Hier sind Schätze zu bergen.«

Wenngleich auch kein schwarzes Kreuz eine Kiste voll Gold im Keller des Schlosses Hohentübingen vermuten lässt, sind die Schätze dafür modernerer Natur: Geodaten. Ganz allgemein sind das Daten, denen eine bestimmte räumliche Lage zugewiesen werden kann. Aufbereitet und gesammelt wurden diese über die vergangenen Jahrzehnte von der Fachabteilung für Geoinformationen, die bei ihrer Gründung vor rund 35 Jahren noch »grafische Datenverarbeitung« hieß.

Spezifische Detailansichten

Seitdem führt Heidi Schweizer die Abteilung und hat - als ein kleiner Teil eines großen Ganzen in ihrem breiten Aufgabenbereich - maßgeblich an der Digitalisierung der städtischen Kartografie mitgewirkt. »Wir haben immer mehr Möglichkeiten, diese Geo-Datensätze zu visualisieren«, erklärt Schweizer. Deshalb gehen heute die Funktionen deutlich über das hinaus, was ein klassischer, analoger Stadtplan zu leisten vermag. Sind dort Straßen, Gebäude und Sehenswürdigkeiten verzeichnet, kann der Internet-Stadtplan durch die Fülle an Geodaten ganz spezifisch in kleinste Detailbereiche gehen.

Umso abstrakter die eigentliche Arbeit der Datensammler erscheint, desto praktikabler ist das Ergebnis ihrer Arbeit. Entwickler Karl-Martin Haug erläuterte den Nutzen an einem Studenten, der die Uni Tübingen besuchen möchte und noch gar nichts über die schwäbische Stadt weiß. Wichtig für die erste Anreise mit dem Auto: ein geeignetes Parkhaus. »Alle Parkhäuser im Stadtgebiet können mit einem Klick angezeigt werden - inklusive freier Parkplätze«, erklärte der Kartograf. Die exakte Anzahl der Parkmöglichkeiten werden liebevoll mit grünen Ziffern neben dem Standort präsentiert - und alle fünf Minuten automatisch aktualisiert. »Auch sehr nützlich für Besucher und Touristen«, ergänzte Schweizer.

Infos in Echtzeit eingepflegt

Nun möchte der Erstsemestler aber von seiner neuen Wohnung in Pfrondorf mit dem Bus zur Uni fahren. Ein weiterer Klick, und alle Bushaltestellen im Stadtgebiet werden angezeigt. Ein weiterer Klick offenbart die Echtzeit-Fahrpläne und die unterschiedlichen Einfärbungen der kleinen Marker sagen dem Nutzer, welche Haltestellen im Moment nicht befahren werden und wo etwaige Ersatzhaltestellen zu finden sind.

Auch Straßensperrungen werden in Echtzeit in das System eingepflegt. »Das macht die Verkehrsbehörde, die ebenfalls Zugriff auf das Geo-Informationssystem haben«, sagte Schweizer. Fast alle Fachbereiche können die Datensätze ansteuern und mit aktuellen Informationen füttern. »Wichtig ist uns vor allem, dass alle Daten an einer Stelle zusammenlaufen.«

Historische Stadtpläne digitalisiert

Und sollte der Student eine Familie gründen wollen, können mit wenigen Klicks die Kitas, Bildungseinrichtungen und sogar sichere Schulwege angezeigt werden - klar erkennbar in farblichen Highlights. »Durch die Geodaten können wir eine hohe Genauigkeit der Darstellung erreichen«, sagte die Abteilungsleiterin. Zudem sei es gelungen und sehr wichtig, dass sich der Stadtplan schnell aufbaue und flüssig funktioniere. Die Zoom-Funktion erlaubt zudem eine Vergrößerung, durch die man jeden städtischen Baum finden kann.

Als besonderes Schmankerl wurden neben Luftbildern aus mehreren Jahrzehnten auch historische Karten digitalisiert: Zwischen 1819 und 2018 sind bislang 13 Stadtpläne hochgeladen. Um die Nutzung - immerhin besuchen aktuell rund 13.500 Nutzer im Monat den digitalen Stadtplan - weiter anzufeuern, haben sich Schweizer und ihre Kollegen ein Quiz einfallen lassen, das mit der geschickten Nutzung des Plans beantwortet werden kann. Zu gewinnen gibt's - für die Leute, die Papier in der Hand halten wollen - die neuen, analogen Stadtpläne, die im September erscheinen werden. »Für mich war klar: Solange ich hier bin, wird es auch immer Karten aus Papier geben«, sagte Schweizer und lachte. (GEA)