REUTLINGEN. Seit vielen Jahren sorgen sie für ein tristes Bild im Reutlinger Stadtzentrum: die alten Häuser am Reutlinger zentralen Omnibusbahnhof (ZOB), an der Ecke zur Eberhardstraße. Ihre Rückseiten liegen zur Federnseestraße. Sowohl die Rückseite als auch die vorderen Fassaden sind von immer traurigerer Gestalt. Dort, wo früher einmal ein Friseurladen war und auch ein Waffengeschäft, sind nur noch mit Brettern vernagelte ehemalige Schaufenster zu erahnen. Auch im Obergeschoss: Bretter statt Fensterscheiben. An den Fassaden wurde seit Jahrzehnten nichts gemacht. Manche Reutlinger sprechen schon vom Schandfleck-Eck. GEA-Leser fragten: Was soll aus den alten und hässlichen Häusern dort werden?
Antwort: Ganz genau weiß das niemand, aber schon in einigen Wochen könnte so etwas wie ein Zukunftsplan geschmiedet werden. Denn Eigentümerin der Immobilien ist seit 2013 die Reutlinger Wohnungsgesellschaft GWG, eine Tochtergesellschaft der Stadt Reutlingen. Sie teilte dem GEA auf Anfrage mit: »Die entsprechenden Abstimmungen sind für den Herbst dieses Jahres vorgesehen. Nach interner Klärung wird die GWG ein Konzept zur baulichen Entwicklung oder Sanierung der Gebäude vorlegen.«

Dabei ist noch offen, ob die alten Gebäude, deren Ursprünge wohl in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts liegen, erhalten und saniert werden sollen. Eine andere Möglichkeit: Die Altbauten abreißen und durch Neubauten ersetzen: »Sowohl Sanierung als auch Abriss mit anschließender Neubebauung sind derzeit Optionen, die im Rahmen eines umfassenden Entwicklungskonzepts geprüft werden«, teilt GWG-Sprecherin Michelle Gruszka mit. Sicher ist, dass die Häuser, obwohl sie sehr alt sind, nicht unter Denkmalschutz stehen. Ein Abriss wäre also möglich.
Doch selbst, wenn es im Herbst ein fertiges Entwicklungskonzept oder einen Plan für die »hässlichen Enten« am ZOB geben sollte, so schnell dürften weder Bauhandwerker noch Abrissbagger anrücken, um dort mit der Arbeit zu beginnen. Denn die Gebäude, deren Zustand die Eigentümerin GWG als »nicht mehr nutzbar« beschreibt, müssen weiter warten: auf die Regional-Stadtbahn »Die Planungen für das betroffene Areal sind bislang zurückgestellt, da die Trassenführung der geplanten Stadtbahn noch nicht abschließend feststeht« teilt die GWG mit. Im Klartext: Solange noch nicht sicher ist, wo die geplante Regional-Stadtbahn durch diesen Teil von Reutlingen fährt und wo die Haltestellen sind, ergibt eine Planung für die alten Häuser momentan keinen Sinn.

Gerade für die Innenstadtstrecke von Reutlingen sind verschiedene Varianten im Gespräch und laut Zweckverband Regional-Stadtbahn Neckar-Alb auch an der entsprechenden Häuserecke. Dass die Stadtbahn am ZOB entlangfahren könnte, ist aus den öffentlich einsehbaren Planungsvarianten klar erkennbar. Auch ist ersichtlich, dass es unterschiedliche Möglichkeiten gäbe, wie die Gleise an dieser Stelle vorbeigeführt werden könnten.
Das Langzeitprojekt Regional-Stadtbahn verzögert also die Entwicklung der tristen Häuser. Und das, obwohl es in den vergangenen Jahren bereits mehrfach Versuche gegeben hatte, das ehrgeizige Schienenprojekt anzuschieben und zu beschleunigen, damit es gerade dort, rund um den Reutlinger ZOB, vorangeht.
Also auch in der Folge mit der weiteren Planung für die Häuser dort. So hat unter anderem die SPD-Gemeinderatsfraktion in der Vergangenheit öffentlich mehr Tempo gefordert. Das war vor sechs Jahren. Dann gab es 2022 nochmal einen öffentlichen Vorstoß und zuletzt bei den Kommunalwahlen 2024. Hier waren es auch Vertreter anderer Parteien, denen das »Schneckentempo« der Regional-Stadtbahn missfällt. (GEA)
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