STUTTGART. Und plötzlich geht eine Vielzahl von Notrufen bei der Polizei ein: Mitten in bewohntem Gebiet im Stuttgarter Süden hat ein Wildschwein am Samstag eine mehrstündige Fahndung der Polizei ausgelöst – und einen 77-Jährigen mit Bisswunden schwer verletzt. Der Wildschwein-Alarm begann gegen 15.40 Uhr. »Erst war es der Bereich Rebenreute, dann wurde gemeldet, dass in der Frauenstraße eine Wildsau steht, es gab auch Meldungen aus der Böheim- und Eierstraße«, sagt Klaus Enderes von der Polizeieinsatzzentrale. Doch wo auch immer die Polizei auftauchte, das Wildtier war schon weg. Kurz vor 17 Uhr meldete eine Zeugin, dass ihr 77-jähriger Ehemann mit erheblichen Bissverletzungen in einem Krankenhaus behandelt werde. Er war bereits gegen 15.50 Uhr in der Karl-Kloß-Straße nahe der Shell-Tankstelle vom Wildschwein angegriffen worden. Das Tier bleibt verschwunden, der Polizeieinsatz endet gegen 18 Uhr.
Wegrennen hilft nicht
Erfahrene Jäger wissen, dass man bei unverhofften Begegnungen mit Wildschweinen besser Abstand halten und Fluchtwege freimachen sollte. »In die Enge getrieben werden die Tiere kopflos, daher sollte man sich vorher in langsamen Bewegungen zurückziehen«, sagt René Greiner vom Landesjagdverband. Hektisches Wegrennen sei falsch, die Tiere seien mit 50 bis 60 km/h deutlich schneller. Bei einem ähnlichen Zwischenfall in Sachsenheim (Kreis Ludwigsburg) im Dezember 2018 konnte sich eine Passantin am Bahnhof etwa in einen Bus retten. Ein 74-Jähriger wurde dagegen angegriffen und schwer verletzt. Polizeibeamte mussten ein Kind in einer Bahnunterführung in höchster Not retten, indem sie an ihrem Streifenwagen das Martinshorn einschalteten. (StZ)