BAD URACH. Ein knappes, aber klares Ergebnis: Beim Bürgerentscheid am 9. November haben sich die Bürgerinnen und Bürger von Bad Urach gegen ein Verteilzentrum von Amazon in Hengen entschieden. 47,5 Prozent stimmten dafür, 52,5 Prozent dagegen. Von den 9.389 Wahlberechtigten gaben 4.214 ihre Stimme ab, das ist eine Wahlbeteiligung von 44,9 Prozent.
Das Ergebnis im Detail: 1.995 beantworteten die Frage des Bürgerentscheids (»Soll die Stadt Bad Urach städtische Flächen zur Ansiedlung von Amazon zur Verfügung stellen?«) mit Ja, 2.209 mit Nein. Am deutlichsten war die Ablehnung - erwartungsgemäß - in Hengen, wo 77 Prozent gegen Amazon stimmten.
Für Bürgermeister Elmar Rebmann, der sich - mit einer Zweidrittel-Mehrheit des Gemeinderats im Rücken - maßgeblich für das Verteilzentrum eingesetzt hatte, ist das Ergebnis eine Niederlage. »Ich hätte mir das natürlich anders gewünscht«, sagte der Rathaus-Chef. »Ich bin aber Demokrat, ich bin demokratisch gewählt und stehe dann auch zu diesem Ergebnis«, kommentierte er das Votum eine Stunde nach Schließung der Wahllokale vor dem Rathaus. Besonders bitter für ihn: Es waren plusminus hundert Stimmen, die den Ausschlag gaben, rechnet er im Kopf nach.
»Ich bin Demokrat und stehe zu diesem Ergebnis«
Hermann Kiefer, der den Protest in Hengen ins Rollen gebracht hat und jetzt immer noch einer der Köpfe des »Bürgerforums« ist, gibt sich in einer ersten Reaktion überrascht. »Das war bis zum Ende völlig unsicher. Jeder ist in seiner Blase und sieht nur noch seine Sache, insofern konnte man nichts sagen.« Der Bürgerentscheid hätte auch anders ausgehen können. Wobei in der letzten Woche vor der Wahl: Es habe sich irgendwas in der Bevölkerung gedreht. »Insofern bin ich doch nicht wirklich überrascht.« Auf jeden Fall habe der Bürgerentscheid etwas Gutes für die Demokratisierung in Bad Urach bewirkt.
Enttäuscht zeigt sich Amazon-Pressesprecher Steffen Adler: »Wir bedauern die Entscheidung gegen die Ansiedlung.« Nach dem Bürgerdialog in der Festhalle habe er den Eindruck gehabt, eine Mehrheit sei dafür. »Es ist nur immer das Problem, die zu aktivieren.« Für Adler ist das Aus bedauerlich, »weil das schon ein Standort war, den wir gebraucht hätten, weil wir nach wie vor wachsen und der sehr gut gepasst hätte.« Aber das Thema Hengen ist jetzt definitiv vom Tisch, so Adler. »Wir werden andere Möglichkeiten suchen, unser bestehendes Netzwerk in der Region zu optimieren.« (GEA)


