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Aktuell Geschichte

Der holprige Weg zur eigenen Post in Gammertingen

Seit 200 Jahren gibt's ein eigenes Postamt in Gammertingen: Der Briefmarkensammlerverein erinnert an die lokale Geschichte.

In der Wirtschaft zum Ochsen wurde die erste Postexpedition und Fahrpost in Gammertingen eingerichtet.  FOTO: BRIEFMARKENSAMMLER
In der Wirtschaft zum Ochsen wurde die erste Postexpedition und Fahrpost in Gammertingen eingerichtet. FOTO: BRIEFMARKENSAMMLERVEREIN
In der Wirtschaft zum Ochsen wurde die erste Postexpedition und Fahrpost in Gammertingen eingerichtet. FOTO: BRIEFMARKENSAMMLERVEREIN

GAMMERTINGEN. Der Briefmarkensammlerverein Trochtelfingen-Gammertingen beschäftigt sich auch mit der Postgeschichte. Eine besondere Historie gibt es in Gammertingen. Die erste allgemein zugängliche Postlinie quer durch Deutschland wurde 1490 auf Anordnung von Kaiser Maximilian I. eingerichtet. In Gammertingen wurde nach langwierigen Bemühungen erstmals ein Postamt am 1. August 1825 als »Postexpedition und Fahrpost« eröffnet.

In früherer Zeit war die Postbeförderung mühselig und unsicher. Während Fürsten und Reichsstädte meist eigene Botenposten unterhielten, war der kleine Mann auf die »Metzgerpost« angewiesen. Die Metzger legten für ihre Vieheinkäufe oft längere Strecken zurück und hatten gute Ortskenntnisse. Anfänglich nahmen sie die Post mehr freiwillig und gefälligkeitshalber mit, später wurden sie zur Mitnahme gegen Entlohnung verpflichtet.

Gammertingen unberücksichtigt

Im 13. Jahrhundert wurde in der Bürgerschaft immer mehr der Wunsch nach einer schnellen und sicheren Postverbindung laut. Der Fürst von Thurn & Taxis betrieb bereits eine Reichspost, die Brief, Geld und Wertsachen schnell und sicher über weite Strecken beförderte. Nach einem vorausgegangenen missglückten Versuch wurde 1756 in Hechingen die erste Thurn & Taxis’sche Poststation in Hohenzollern endgültig eingerichtet. Kleine Gebiete wie die Herrschaften Gammertingen und Hettingen blieben unberücksichtigt.

Gemeinsam mit dem Fürst von Hohenzollern Hechingen, der seit 1756 eine Kaiserliche Reichsposthalterei betreiben durfte, bemühte sich für Gammertingen der Freiherr von Speht um eine Querverbindung der beiden wichtigen Handelsstraßen von Cannstadt über Ulm, Riedlingen, Mengen nach Schaffhausen und von Cannstadt/Stuttgart über Tübingen, Hechingen, Balingen nach Schaffhausen. Die Einrichtung eines Postamtes wurde aber abgelehnt, weil den Kosten keine entsprechenden Einnahmen gegenüberständen. Es wurde jedoch die Einrichtung einer Relaisstation (für Pferdewechsel und Gästebetreuung) genehmigt, die aber keine Post annehmen durfte. Man war also weiterhin auf Boten und die Metzgerpost angewiesen. Dennoch freute man sich 1776 über die Eröffnung der Poststation, die im Gasthof Ochsen eingerichtet wurde.

Im Verlauf der Jahre gab es eine Vielzahl von Veränderungen bei den Posthaltern und durch politische Gegebenheiten. Die Poststation wurde in das Gasthaus Sonne verlegt, das später in Post umbenannt wurde. Gravierend war die Besetzung Gammertingens am 5. Dezember 1805 durch württembergische Soldaten. In der Folge wurde die Poststation von der fürstlichen Verwaltung übernommen. Wegen der fehlenden Postverbindung war sie jedoch wertlos und die Verhandlungen zwischen dem Fürsten von Thurn & Taxis und dem Fürstentum Sigmaringen zogen sich in die Länge. Die Postverhältnisse wurden nur behelfsmäßig geregelt.

Ausbau gestaltet sich schwierig

In Gammertingen gab es zwar einen fahrenden Boten, dem es erlaubt war, in engem und vorgeschriebenem Rahmen die Verbindung zu den Postämtern Hechingen und Sigmaringen zu bedienen. Die Einschränkungen machten die Postaufgabe aber immer noch schwierig.

1819 wurde in Sigmaringen ein eigenes Postamt eingerichtet. Aber bereits kurz danach, im Oktober, ging die Post in Württemberg und in den hohenzollerischen Fürstentümern wieder an Thurn & Taxis zurück. Der Ausbau des Postwesens scheiterte jahrzehntelang an den desolaten Wegeverhältnissen. Erst nachdem 1825 die durchgehende Postlinie Haigerloch –Hechingen–Gammertingen–Sigmaringen fertiggestellt werden konnte, wurde am 1. August 1825 nach längerer Vorbereitung in Gammertingen die Postexpedition und Fahrpost eröffnet. Von nun an ging regelmäßig am Dienstagabend eine Brief- und Fahrpost von Gammertingen nach Sigmaringen und am Freitagmorgen von Sigmaringen nach Gammertingen.

Zu der weiteren örtlichen Postgeschichte zeigt der Briefmarkensammlerverein Trochtelfingen-Gammertingen Bilder und Belege an seinem Großtauschtag am 4. Mai in Trochtelfingen. (v)