REUTLINGEN. Mit gerade einmal 2.000 Dollar im Gepäck kam Ira Wallet im Jahr 1973 nach Deutschland. »Ohne Pläne, aber mit viel Hoffnung.« Er studierte Musik in Frankfurt und kam dann als Bratscher zum »Schwäbischen Symphonieorchester« - heute WPR - in Reutlingen. Diesem bliebt er unglaubliche 34 Jahre, bis zu seiner Pensionierung, treu. Doch das ist nicht der Grund, weshalb Wallet am Dreikönigsmontag von OB Thomas Keck in der Stadthalle geehrt wurde. Vielmehr wurde sein riesiges Engagement für den Naturschutz gewürdigt. Wallet protestierte in den 1980er-Jahren mit gegen das geplante Atomkraftwerk in Mittelstadt, war immer ein »Kämpfer für den Umweltschutz, der Idealismus und Realismus zu vereinbaren wusste«, so der OB. 2015 bis 2024 war er Vorsitzender des BUND Reutlingen, setzte sich in dieser Zeit unter anderem für eine Vogelschutz-konforme Beklebung der neuen Tonne-Fassade ein. Amphibienschutz und ein umweltfreundliches Verkehrskonzept waren weitere Baustellen, denen er sich mit viel Engagement widmete.
»Er schafft es, vieles zum Laufen zu bringen, viele Menschen zu motivieren - etwas zu bewegen.« Damit meinte OB Keck den zweiten Geehrten: Otto Haug. Haug übernahm vor rund 10 Jahren die Koordination der Gruppe Job- und Schulpaten, die seitdem mehr als 500 Schüler begleitet hat. 2015 gründete er die Plattform »lebenswert« mit, laut OB Keck ein »absolutes Vorzeige-Modell für bürgerschaftliches Engagement« im Quartier. Ursprünglich als Nachbarschaftsinitiative der Kreuzkirchengemeinde im Ringelbach gedacht, entwickelte sich diese Plattform schnell weiter. Haug, vom OB augenzwinkernd auch als »Ottomotor« bezeichnet, gab die Lorbeeren weiter: »Sowas kann man nicht alleine stemmen, die Auszeichnung gebührt auch allen, die mir geholfen haben.«
Seit mehr als 20 Jahren bringt sich Birgit Groner, die dritte Geehrte des Tages, beim Verein gÖrls e.V. ein, seit 2014 trägt sie Verantwortung im Vorstand. Sie kümmert sich um Konzeptentwicklung, um Fundraising und Drittmittelakquise, und unterstützt die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen inhaltlich. Bei der Konzeption der Mentorinnenqualifikation hat sie sich intensiv eingebracht, seitdem wurden 180 Mädchen zu Mentorinnen. »Sie setzen sich dafür ein, dass Mädchen und junge Frauen in ihrer Selbstwirksamkeit gestärkt werden, Hürden überwinden und ihr Leben in die Hand nehmen«, würdigte OB Keck ihr Schaffen. Groner zeigte sich gerührt: »Ich war jedes Jahr hier beim Empfang - aber dass ich mal hier oben stehen würde, hätte ich nicht gedacht.« (GEA)