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Aktuell Mostfest

Ein Muss für Glemser und Gäste

Trachtenverein und Förderverein bewirten mit deftigen Speisen zum 26. Mal im Obstbaumuseum

Trachtenvereinsvorsitzender Hubertus Seiler (links) mit den Gästen.  FOTO: RUOF
Trachtenvereinsvorsitzender Hubertus Seiler (links) mit den Gästen. FOTO: RUOF
Trachtenvereinsvorsitzender Hubertus Seiler (links) mit den Gästen. FOTO: RUOF

METZINGEN. Die Außenbestuhlung entfiel, drinnen waren die Heizstrahler an: Ein goldener Oktober fühlt sich anders an. Aber von den Wetterunbilden unbeeindruckt, feierten der Förderverein des Glemser Obstbaumuseums und der Trachtenverein gemeinsam das 26. Mostfest und die Glemser samt Gästen aus Metzingen, Neuhausen und dem übrigen Ermstal genossen deftige Speisen, Glemser Most und die selbst gebackenen Kuchen.

Fast alles wie immer: Der Trachtenverein sorgt für das Essen und spült, der Förderverein ist für den Ausschank und die Kuchen zuständig. Nur der Service war anders geregelt. »Nach dem Ansturm im vorigen Jahr, haben wir umgestellt auf Selbstbedienung. An der Kasse müssen die Bons eingekauft werden, die dann jeweils eingelöst werden«, sagte Florian Röhrig, stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins.

Für jeden das richtige Getränk

Yvonne Boß, zweite Vorsitzende des Trachtenvereins erinnert sich noch genau, wie alles Ende der neunziger Jahre in der Glemser Mosterei nebenan begann: »Die Anfänge waren relativ einfach. Obwohl alles offen war, haben wir es gemütlich hergerichtet und haben gemeinsam gefeiert.«

»Seit 2004 findet das Mostfest hier im Obstbaumuseum statt«, erzählt Hubertus Seiler, Vorsitzender des Förderkreises Obstbaumuseum Glems. »Und seither hat es jedes Jahr stattgefunden, nur während der Corona-Pandemie ist es zwei Mal ausgefallen«, weiß er.

»Früher haben wir am Samstag und Sonntag gefeiert, teilweise auch mit Musik«, weiß Yvonne Boß. Aber der Aufwand für die Musik habe den eh schon geringen Gewinn weiter geschmälert, der aus den Einnahmen erwirtschaftet und unter den beiden Vereinen gerecht verteilt wird. Geblieben ist der kulinarische Part, der natürlich mit den klassischen Mosten beginnt: Ob süß, räs oder ausgegoren, ob als Prickler mit weniger Alkohol, ob im Glas oder Krug – jeder findet hier das richtige Getränk – auch Alkoholfreies, Wein oder Bier. »Verdursta tuat bei ons koiner«, so Florian Röhrig.

Eine Spezialität auf der Karte sind die sauren Kutteln mit Rotwein verfeinert und Bratkartoffeln serviert, sagt Yvonne Boß. »Manche kommen extra deshalb zu unserem Mostfest.« Zu den Klassikern gehören aber auch Bratkartoffeln mit Leberwurst, Zwiebel- oder Rahmkuchen sowie der klassische Wurstsalat: Alles was der schwäbische Magen goutiert. Dazu gibt es, wer mag, das im Glemser Backhaus von den Männern des Trachtenvereins gebackene Brot.

Dies zeigt, dass die Dorfgemeinschaft funktioniert. »Es geht bei uns ums Miteinander«, sagt Yvonne Boß. Oder wie ein Glemser sagte: »Das Mostfest ist ein Muss für alle.« Dennoch kämpfen beide Vereine um den Nachwuchs. »Wir haben zwar 120 Mitglieder im Förderverein«, sagt Röhrig, »aber letztlich sind es 20 Aktive, die unsere Veranstaltung stemmen. Wir sind froh über jede helfende Hand. Nur zusammen können wir so ein Event wie das Mostfest wuppen«, betont Röhrig. Seit 1988 ist Yvonne Boß im Verein dabei, war jahrelang Vorsitzende und ist jetzt Vize. Jahrelang hat sie auch die Kinder- und Jugendtanzgruppe geführt. »Seit Corona ist dies aber eingeschlafen. Die Kinder haben sich anders orientiert.«

Beim Landesmuseum forschen

Rührig ist der Verein aber nach wie vor bei der Pflege des Brauchtums. Die Original-Tracht wurde ihren Worten zufolge in Zeit um 1840/1850 getragen. "Da leider keine Originaltrachten mehr gefunden wurden, musste man beim Landesmuseum in Stuttgart nachforschen und anhand von alten Unterlagen die Tracht nachschneidern lassen. "Vieles ist in mühevoller Handarbeit entstanden", berichtet die zweite Vorsitzende. "Die Tracht ist keine eigentliche Sonntags- oder Feiertagskleidung. Sie wurde werktags getragen, wenn Markt war, wenn man aufs Rathaus vorgeladen wurde, oder den Pfarrer oder Arzt aufsuchte." Heute präsentiert der Verein, der knapp 90 Mitglieder hat, die Tracht aktiv bei Umzügen wie dem Stadt- und Heimatfest in Metzingen, dem Uracher Schäferlauf, immer wieder mal beim Umzug zum Cannstatter Volksfest, beim Backhaushock oder auf dem Weihnachtsmarkt. (ber)