ENINGEN. 100 Stunden bei lebendigem Leib in einer engen Kiste unter der Erde – dieser außergewöhnlichen Herausforderung hat sich der Eninger Musiker und Content Creator Lewin Ray Wester gestellt. Auf TikTok, YouTube und Instagram ist er mehreren Millionen Followern als Lewinray bekannt. Der 21-Jährige war Teil der Reality-Sendung »Deep Down – Die Vergrabenen«, zu der Twitch-Star Jens »Knossi« Knossalla und Fitness-Influencer Sascha Huber eingeladen hatten. Insgesamt sechs Internet-Persönlichkeiten nahmen an dem Experiment teil: kein Tageslicht, kein Zeitgefühl, kein Kontakt zur Außenwelt.
Kurz vor dem Abstieg in die hölzerne Kiste zeigte sich Wester »sehr nervös«. Zur Vorbereitung habe er mehrere Nächte auf dem Dachboden mit niedriger Decke verbracht, um sich an Enge und Dunkelheit zu gewöhnen. »Wenn ich Panik bekomme, weil ich merke, ich bin komplett eingeschlossen – das wäre der Moment, in dem ich abbreche«, sagte er vor dem Start. In der Box, die nur wenig größer war als ein Sarg, selbst blieb ihm nur Liegen oder der Schneidersitz – die Deckenhöhe ließ keine andere Haltung zu. Ausgerüstet war der »Sarg« lediglich mit einem Kanister Trinkwasser und einem Plumpsklo.
Als der Kistendeckel zugeschraubt wurde, wirkte Wester ruhig – bis eine gespenstische Stimme über Lautsprecher die möglichen Gefahren einer Beerdigung bei lebendigem Leib schilderte, inklusive qualvollem Tod. Auch wenn die Box technisch sicher war, hinterließ die Inszenierung Eindruck bei ihm.
Isolation und erste Erschöpfung
Schon nach wenigen Stunden zeigten sich erste psychische Effekte. Wester versuchte, sich mit Zeichnungen an der Wand zu beschäftigen. Sein gewählter »Hosentaschen-Gegenstand« war ein Kugelschreiber, mit dem er Zeitstriche aufzeichnete. Nach etwa zehn Stunden berichtete er von starker mentaler Belastung. »Ich glaube, ich bin am Rand der Erschöpfung«, sagte er.
In einer der ersten an die Kandidaten gestellten Aufgaben sollte er seinen Puls für sechs Minuten unter einen bestimmten Wert senken – eine Herausforderung, die er nur knapp bestand. Als Belohnung erhielt er einen Schlafsack und eine erste Mahlzeit: geschmacklosen Haferbrei. »Schmeckt beschissen, aber ist wenigstens Essen«, kommentierte er nüchtern.
Wachsende Zweifel
Mit Gesangseinlagen, Tierstimmen-Imitationen und simuliertem Schulunterricht versuchte er, die Isolation zu überbrücken. Doch Hunger, Rückenschmerzen und Müdigkeit machten ihm zunehmend zu schaffen. »Ich vermisse mein Zuhause, meine Freundin, unseren Hund. Ich will einfach duschen«, bekannte er. Ein künstlich erzeugtes Gewitter mit Vibrationen der Box konnte ihn dagegen nicht aus der Fassung bringen. »Ich kann bei Gewitter super entspannen.« Dennoch beschrieb er die psychische Belastung als wachsend: »Mein Kopf spielt gerade richtig verrückt.« Nach rund 51 Stunden klagte Wester zudem über Schmerzen an Rücken, Ellenbogen und Knien: »Mir geht’s ziemlich beschissen.«
Lewinray mit Selbstreflexion und Geständnissen
Während der Isolation begann der 21-Jährige, sich kritisch mit seiner Rolle als Influencer auseinanderzusetzen. »Ich bin richtig views- und likes-gesteuert«, sagt der Conten Creater, der auf TikTok 2,7 Millionen, auf YouTube 1,7 Millionen und auf Instagram mehr als 300.000 Follower hat. »Wenn ein Video floppt, bin ich schlecht drauf. Ich lasse mich viel zu sehr von Instagram-Stories beeinflussen. Die ganze Zeit gucke ich, was andere machen – und vergleiche mich. Das ist kompletter Bullshit.«
Im Rahmen einer weiteren Aufgabe wurde er zu persönlichen Geständnissen aufgefordert. Dabei erzählte er von einem Vorfall aus seiner Jugend: Gemeinsam mit einem Freund sei er in seine Schule eingebrochen und habe Klassenkassen ausgeräumt, um sich von der Beute Döner zu kaufen. »Ich schäme mich bis heute dafür – selbst einigen Familienmitgliedern habe ich es nie erzählt«, so Wester. Die Aktion sei ein Versuch gewesen, zu den »Coolen« zu gehören. Als Belohnung für seine Offenheit erhielt er ein Buch von seiner Freundin – mit privaten Fotos. »Es ist so schön, das zu sehen«, sagte er sichtlich gerührt.
Zwischen Enttäuschung und Erleichterung
Doch die gute Laune hielt nur kurz. Wester klagte über Erkältungssymptome, körperliche Beschwerden und mentale Erschöpfung. »Das ist Psycho-Terror«, sagte er. Schließlich stand er kurz davor, das Experiment abzubrechen. Mit der Hand bereits am Notschalter, entschied er sich, eine aus Holz gebastelte Münze zu werfen – das Ergebnis: »Exit«.
Darum geht's bei »Deep Down - Die Vergrabenen«
In der Reality-Show »Deep Down – Die Vergrabenen« geht es darum, dass sechs Social-Media-Stars für 100 Stunden in engen Holzkisten unter der Erde begraben werden. Ziel des Experiments ist es, die psychischen und physischen Grenzen der Teilnehmer unter extremen Bedingungen zu testen. Die 16-teiligen Serie wurde von Streamer Jens »Knossi« Knosalla und Fitness-Star Sascha Huber initiiert. Außer den beiden selbst sind die Conten Creatoren Lewinray, Ronny Berger, Fibii und Willi Whey als Kandidaten dabei. Alle Folgen von »Deep Down« sind auf der Streamingplattform Joyn sowie auf den YouTube-Kanälen von Knossi und Sascha Huber zu sehen. (GEA)
Nach kurzem Zögern drückte er schließlich nach zwei Tagen, 16 Stunden und 55 Minuten den Schalter. Mit einem erleichterten Grinsen wurde er von Sanitätern aus dem hölzernen Sarg befreit. »Das Experiment war eine krasse Erfahrung – aber ich war jetzt einfach am Ende«, resümierte er nach seiner Befreiung. Die Rückkehr an die Oberfläche, das Atmen frischer Luft und das Tageslicht empfand er als großes Glück.
Aus der Erfahrung bei »Deep Down – Die Vergrabenen« habe Lewin Ray Wester eine Menge gelernt: »Dass Isolation sehr hart ist – und dass ich ab jetzt viel mehr im Jetzt leben und das Leben genießen will.« (GEA)