REUTLINGEN. Die spannendste Frage vor Beginn des Fassrollens beim 38. Reutlinger Herbst am Freitag war: Hält das Wetter? So mancher Blick, auch im Teilnehmerfeld, ging deshalb gegen 18 Uhr bang zum Himmel. Bis zum Start des Gaudi-Rennens blitzte die Sonne noch siegreich aus dramatischen Wolken hervor, dann begann es aber zu tröpfeln, immer stärker, bis die Wettkampfstrecke schließlich komplett nass war.
Schließlich spannte sich zwar ein schöner Regenbogen übers Weindorf, doch das rutschige Pflaster stellte eine zusätzliche Herausforderung für die 16 Teilnehmer dar – je vier Vertreter der Reutlinger Feuerwehr, der Feuerwehr aus der Schweizer Partnerstadt Aarau, der Reutlinger Polizei und der Weindorfwirte. Es wurde also spannend.
Vorjahreseinzelsieger und Allzeitfavorit Silvio Müller von der Aarauer Wehr blieb gelassen: »’S rutscht ja fir alle gliich«, stellte er fest. Dennoch hatte später ausgerechnet er das Pech, dass ihm beim Zieleinlauf nach einem einmal mehr erstaunlich versierten, schnellen Lauf in einhändiger Technik die Füße wegrutschten – das dürfte ihn kurz vor knapp noch wertvolle Sekunden gekostet haben.
Marcus Vohrer als Moderator hatte den zahlreichen auch von weit her angereisten Zuschauern vorab die Modalitäten erklärt: Beim Fassrollen geht es darum, »das schöne Barrique-Fässle von oben nach unten zu bringen«. Und zwar auf der Kante rollend. Ob ein- oder beidhändig angetrieben, das ist jedem selbst überlassen. Wichtig ist aber, das leere 400-Liter-Holz-Weinfass in der Mitte des rund 80 Meter langen Parcours um ein zweites Fass herumzubalancieren und ein dort stehendes Zehntel-Weinglas zu leeren, bevor es weiter Richtung Ziel geht. Das technisch anspruchsvolle und anstrengende Fassrollen erfordert deshalb zugleich auch, dass die Teilnehmer »einen guten Zug haben«.
Einmal warnte der Moderator im Verlauf des spaßigen Wettkampfs einen Teilnehmer beim allzu zackigen Zieleinlauf: »Aufpassen, da hinten, wir brauchen jeden Gast - bei dem Wetter.« Ein anderes Mal wies er launig darauf hin, »der Stausee will sein Zelt erst in einer Woche abbauen, nicht schon jetzt«, als das Fass bedrohlich flott auf die Laube zurollte. Dem Wirte-Wettkämpfer vom »Rössle«, Roland Stoll, attestierte der Sohn des Weindorf-Gründers Julius Vohrer, »beim Skateboarden würde man sagen, er rollt goofy, nicht regular«.
Entsprechend war auch im Publikum die Stimmung bestens. Die Fans, die sich entlang der Rennstrecke vor dem Rössle-Zelt und rings um die Alteburg-Laube drängten, feuerten die Fässlesroller - gleich welcher Mannschaft und welcher Nationalität - begeistert an. Immer wieder erklang der Ruf, »trinken nicht vergessen!«
Armin Fritz von der Reutlinger Wehr erwies sich als ebenso witterungsbeständiger wie fairer Zeitnehmer. Als »absolut unparteiisch«, lobte ihn der stellvertretende Kommandant Frank Wittel. Nach kurzem Zusammenrechnen gab Marcus Vohrer letztlich gegen 18.45 Uhr Fritz' Ergebnis bekannt: Das beste Einzelergebnis errang in diesem Jahr mit 30,83 Sekunden Steffen Urban, gefolgt von seinem Reutlinger Feuerwehrkameraden Maximilian Krohmer (30,99) und dem Aarauer Favoriten Silvio Müller (31,14).
Die Mannschaftswertung jedoch gewannen einmal mehr die Aarauer Gäste mit einer Bilanz aus allen vier Läufen von 2,27 Minuten, gefolgt von der insgesamt nur zwei Sekunden langsameren Reutlinger Wehr (2,29 Minuten) und den Weindorfwirten (3,29 Minuten). Platz vier errang die Polizei. Die Medaillen hat erneut die neunjährige Lea Stoll vom Forellenhof »Rössle« aus Honau überreicht. (GEA)