REUTLINGEN. Die Zahl der Opfer häuslicher Gewalt ist auch 2023 wieder gestiegen: auf rund 256.276, das sind 6,5 Prozent mehr als im Jahr davor. Meist sind Männer die Täter. Seit 2002 arbeitet der Verein »Pfunzkerle« mit diesen Männern - ein Gewalt-Sensibilisierungsprogramm soll sie dazu bringen, ihre Aggressionen in den Griff zu bekommen. Der Verein mit Sitz in Tübingen, der auch in Reutlingen aktiv ist, kümmert sich zudem um Rückfallprävention für Jugendliche, die sexuell übergriffig geworden sind und ist auch Ansprechpartner für Betroffene.
Eine wichtige Arbeit, für die der Verein auch auf Spenden angewiesen ist - 10 bis 20 Prozent ihrer Finanzierung muss er nämlich selbst erwirtschaften. Da war die Freude groß, dass der Erlös der GEA-Kriminacht in diesem Jahr an ihn ging - und das gleich mit einer Rekordsumme: Einen Scheck über 4.500 Euro wurde überreicht, 2.000 Euro davon stammen von der Kreissparkasse Reutlingen (KSK). »Noch nie zuvor haben wir mit der Kriminacht einen so hohen Spendenbetrag zusammen bekommen«, freute sich Mitorganisator, Autor und Musiker Veit Müller, der an der Scheckübergabe krankheitsbedingt leider nicht teilnehmen konnte.
Hilfe für Täter und Betroffene
Die Arbeit, die die Pfunzkerle leisten, sei einzigartig, betonte GEA-Verleger Valdo Lehari jr., und in der Art so nirgends sonst zu finden. Rund 50 bis 60 Täter melden sich pro Jahr bei dem Verein, berichten Armin Amann und Maximilian Grauer. In Einzelgesprächen und Gruppenstunden erfolgt ein spezielles Sensibilisierungsprogramm. Damit sind die Spendenkriterien, die unter anderem Bekämpfung und Aufarbeitung von Kriminalität, aber auch deren Prävention beinhalten, voll erfüllt.
Das Format der Kriminacht sei »einfach toll«, schwärmte KSK-Pressesprecher Thilo Schmid. Sie wird jedes Jahr gemeinsam vom Reutlinger General-Anzeiger, dem Verlag Oertel+Spörer und der Autorenvereinigung Syndikat organisiert. Die Lesung war wieder einmal qualitativ hochwertig, spannend und vergnüglich. Zur 15. Auflage kamen zehn Autorinnen und Autoren, die aus ihren Krimis vorlasen, ruckzuck war die Veranstaltung ausverkauft. Einige der Autoren leben in der Region, andere haben eine weite Anreise in Kauf genommen und das übrigens ganz ohne Honorar, um möglichst viel Geld für den guten Zweck zusammen zu bekommen.
Mit der Spendensumme wollen die »Pfunzkerle« ihre Erreichbarkeit verbessern, wie Grauer und Amann erklären, »daran hapert es ein wenig«. Sie wollen die 4.500 Euro in einen Telefondienst investieren, damit es für Hilfesuchende leichter wird, sie zu erreichen. (GEA)