METZINGEN/BAD URACH. Wir schreiben den 21. Oktober 2000. Zehn schwerbehinderte Arbeiter »zu viel« hat die Gebrüder Holder GmbH in ihren Personalreihen. Was bedeutet, dass beim diesem Metzinger Unternehmen entgegen der gesetzlich geforderten Behindertenquote von sechs Prozent der Belegschaft, bei Holder 10,2 Prozent in Lohn und Brot stehen. Zum Vergleich: Die meisten Betriebe bringen es auf gerade mal 3,5 Prozent. Dafür gibt’s eine Auszeichnung des Landeswohlfahrtsverbandes.
Ausgezeichnet ist offenbar auch das selbst gebraute Bier, das in Bad Urachs Freien Republik Attemptonien durch durstige Kehlen rinnt. Attemptonien? Das ist ein »Schule als Staat«-Projekt des Graf-Eberhard-Gymnasiums, das einen unerwartet hohen Besucheransturm erlebt, weshalb insbesondere die Gastro-Betriebe brummen. Andere Branchen stehen indes kurz vor dem Aus.
"›Die Leute wollen weder Aktien verkaufen noch kaufen. Bei den meisten läuft das Geschäft viel zu gut, als dass sie Anteile abgeben wollen‹, erklärt Schüler Thomas Bächle als attemptonischer Außenminister. Daher werde überlegt, die Börse aufzulösen und das Personal an der Salatbar einzusetzen. Auch im Secondhand-Kleiderladen und bei der Wahrsagerin lasse der Umsatz zu wünschen übrig.
Die wirtschaftlich erfolgreichsten Betriebe sind der PC-Treff und zwei Spielecenter, erzählt der Außenminister auf Zeit. Prompt beschloss das Parlament eine 33-prozentige Vergnügungssteuer für diese Firmen. Bächle legt Wert auf die Feststellung, dass in Attemptonien alles selbst hergestellt wird. (…) Die 140 Liter selbst gebrautes Bier – schon im September wurde der hopfige Tropfen angesetzt – sahen die Braumeister allerdings schon vor zwei tagen zur Neige gehen. Für den heutigen Endspurt müsse deshalb für ergänzenden Nachschub gesorgt werden – falls die Alkoholkontrolle vorher nicht erbarmungslos zuschlägt. Denn eigentlich wird das Bier streng rationiert: Drei Kästen pro Tag waren vorgesehen." (GEA/ekü)