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Hitze-Check: Tübingen fällt aus dem grünen Bereich

Hitze-Hotspots in Baden-Württemberg: Es gibt viele Städte, die im Sommer zur Sauna werden können. Zu viel Beton, zu wenig Bäume: Auch in Reutlingen und Tübingen gibt es aus Sicht der Deutschen Umwelthilfe Verbesserungsbedarf.

REUTLINGEN/TÜBINGEN. Beton und Asphalt, zu wenig Schatten, die Luft steht: Millionen Menschen sind aus Sicht der Deutschen Umwelthilfe (DUH) der extremen Sommerhitze in baden-württembergischen Großstädten ausgesetzt. Vor allem Mannheim und Ludwigsburg, Heilbronn und Rastatt fallen beim zweiten bundesweiten Hitze-Check der DUH durch. Insgesamt erhalten elf Städte mit über 50.000  Einwohnern im Südwesten die Rote Karte der Umweltorganisation.

Tübingen schneidet beim Hitze-Check zwar noch vergleichsweise gut ab, verschlechterte sich allerdings im Vergleich zum Ranking 2024 als es noch mit der Ampelfarbe grün eingestuft worden war. Dieses Mal reichte es nur für gelb. Zwar erhielt Tübingen weiterhin grüne Wertungen in den Kategorien Versiegelung (42,48 Prozent) und Grünvolumen (4,91 Vegetationskörper pro Flächeneinheit), doch die auf 24,62 Grad Celsius gestiegene Oberflächentemperatur wurde nur mit gelb bewertet und riss die Gesamtwertung nach unten.

Reutlingen schneidet schlechter ab als Tübingen

Schlimmer ist die Lage in Reutlingen, wo die durchschnittliche Oberflächentemperatur bei 35,22 Grad lag - ein alarmierender Wert, der von der DUH rot eingestuft wurde. Bei den Kriterien Versiegelung (48,23 Prozent) und Grünvolumen (3,09 Vegetationskörper pro Flächeneinheit) schnitt Reutlingen schlechter ab, wurde aber insgesamt noch als gelb gewertet und lag damit vor Städten wie Heidelberg, Stuttgart, Karlsruhe oder Konstanz, jedoch hinter Ulm und Pforzheim.

Auch bundesweit schneidet Mannheim im Ranking der Organisation am schlechtesten ab. In der Quadratestadt staut sich die Hitze in dicht bebauten Vierteln, der Asphalt speichert sie bis tief in die Nacht. Laut DUH leben rund 88 Prozent der etwa 315.000 Menschen in solchen stark belasteten Gebieten. Die Oberfläche in der Stadt heizt sich laut Studie in den Sommermonaten auf mehr als 38 Grad auf, 56 Prozent der Fläche in der Stadt sind versiegelt und nur auf 2 Prozent stehen Bäume, Hecken oder auch Beete, in denen Pflanzen blühen können.

Auch Rastatt und Waiblingen, Karlsruhe, Offenburg und Böblingen sowie Freiburg, Konstanz und Heidelberg fallen bei der Aufstellung der DUH durch. Im Mittelfeld der Landesübersicht liegen Großstädte wie Stuttgart, Esslingen, Reutlingen und Sindelfingen, aber auch Pforzheim und Ulm. Die Umwelthilfe verteilte keine einzige grüne Karte an eine baden-württembergische Kommune. Das sind laut Untersuchung Städte mit vergleichsweise wenig Versiegelung und viel kühlendem Grün.

Für ihren sogenannten Hitze-Check ließ die Umwelthilfe Satellitendaten auswerten und verglich Flächenversiegelung und Grünausstattung von 190 Städten in Deutschland mit mehr als 50.000 Einwohnern.

Mit Hilfe des Potsdamer Unternehmens Luftbild Umwelt Planung GmbH ließ die DUH das Land in Raster von jeweils 100 x 100 Metern unterteilen. Für jedes Quadrat wurden die Oberflächentemperatur der Sommermonate, der Grad der Versiegelung, das Grünvolumen auch im direkten Umfeld und die Bevölkerungsdichte ermittelt.

Wenig Hoffnung auf Abkühlung

Die Werte wurden verglichen mit den deutschlandweiten Mittelwerten bewohnter Flächen. Je nach Abweichung vom Mittelwert wurden Punkte vergeben. Grundlage waren Zensusdaten aus dem Jahr 2022 und Satellitendaten. Das liefere wichtige Hinweise für Städte, könne das Mikroklima vor Ort aber nicht abbilden, sagen die Macher. Luftbewegungen zum Beispiel seien nicht erfasst.

Dafür hat die DUH ihren bereits im Vorjahr veröffentlichten Hitze-Check weiterentwickelt und dabei nun auch Daten zur durchschnittlichen Oberflächentemperatur im Sommer und zur Bevölkerungsdichte einbezogen.

Materialien wie Beton, Glas oder Metall speichern Wärme. Deshalb kühlen Städte nachts langsamer wieder ab. Die gespeicherte Wärme steigt am Abend auf und sorgt für hohe Temperaturen in der Nacht. In einer stark bebauten Stadt wie Mannheim kann auch die Luft nicht gut zirkulieren: Kühlender Wind kann deshalb die Straßen nicht ausreichend belüften.

Die Aussichten für Baden-Württemberg machen wenig Hoffnung auf Abkühlung: Deutschlandweit und auch global war das vergangene Jahr nach Angaben der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) das wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Zu den deutschen »Hotspots« gehören die Regionen Oberrheingraben, Hochrhein und das Gebiet nördlich von Stuttgart. (dpa/GEA)