TÜBINGEN. Sogenannte Organ-on-Chip-Modelle werden immer wichtiger, um neue Therapie-Optionen zu erforschen. Die Biochips im Miniaturformat simulieren die Mikroarchitektur und die Funktionen von Organen und haben das Potenzial, die Zukunft der Arzneimittelentwicklung zu revolutionieren. Um die Krebsimmuntherapie weiter zu verbessern, wird eine Tübinger Forschungsgruppe mit rund sechs Millionen Euro von der Carl-Zeiss-Stiftung gefördert.
Krebs ist mit 231.500 Todesfällen pro Jahr weiterhin die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Die Heilungschancen haben sich im Vergleich zu früher jedoch verbessert, nicht zuletzt durch die Entwicklung neuer Behandlungsoptionen, wie etwa der Immuntherapie. Doch Krebsimmuntherapie ist nicht gleich Krebsimmuntherapie. Bevor neue Therapien zum Einsatz kommen, bedarf es eines langwierigen Entwicklungsprozesses, der im Schnitt mehr als 13 Jahre dauern kann. Diesen in Zukunft effizienter zu gestalten, ist eines der Ziele der Organ-on-Chip-Technologie. Mithilfe der Gewebekulturmodelle können komplexe biologische Prozesse außerhalb des Körpers nachgebildet werden.
Um die Krebsforschung und die Impfstoffentwicklung voranzutreiben, wird das Projekt »ImmuneMPS« Modelle des menschlichen Immunsystems entwickeln. Organ-on-Chip-Modelle lymphatischer Gewebe ermöglichen es, verschiedene Aspekte der Immunantwort zu simulieren. Die Plattformen verfügen über blutgefäßähnliche Kanäle im Mikrometermaßstab, die die Kombination verschiedener Organ-Modelle in einem sogenannten Multi-Organ-Modell ermöglichen.
Offizieller Start des Projektes ist im April 2025 und die Förderung ist auf sechs Jahre angelegt. Mit Organ-on-Chip-Modellen gewinnt die biomedizinische Forschung neben Tiermodellen eine weitere Methode, um neue Therapieoptionen zu testen. (eg)