EVENTS

Logo
Aktuell Leserfrage

Sind lange Polizei-Heli-Einsätze verhältnismäßig?

Immer wieder muss die Reutlinger Polizei mit dem Hubschrauber ausrücken - etwa, wenn Menschen gesucht werden. Was natürlich nicht ohne Lärm abgeht. Sind stundenlange Einsätze dieser Art verhältnismäßig?, will ein Leser wissen. Oder ginge es nicht auch anders?

Wenn Personen vermisst werden und man fürchten muss, dass ihr Leben in Gefahr ist oder bei größeren Straftaten, kommen mitunter
Wenn Personen vermisst werden und man fürchten muss, dass ihr Leben in Gefahr ist oder bei größeren Straftaten, kommen mitunter Hubschrauber zum Einsatz. Auch wenn das mit Lärmbelästigung verbunden ist. Foto: dpa
Wenn Personen vermisst werden und man fürchten muss, dass ihr Leben in Gefahr ist oder bei größeren Straftaten, kommen mitunter Hubschrauber zum Einsatz. Auch wenn das mit Lärmbelästigung verbunden ist.
Foto: dpa

REUTLINGEN. Große Sucheinsätze, egal ob nun nach Vermissten oder nach flüchtigen Straftätern, werden oft von Hubschraubern begleitet. Auch in Reutlingen kam es vor Kurzem wieder zu solch einem Einsatz. Mehrere Stunden kreiste der Helikopter über der Innenstadt, erst über der Pomologie, dann über der Kreuzeiche und schließlich über dem Wasenwald.

Ein Leser hat sich daraufhin mit mehreren Fragen an den GEA gewandt. Etwa, ob ein solcher Einsatz verhältnismäßig sei oder ob sich das nicht anders umsetzen lasse. »Wieso kann man so eine Suche heutzutage nicht mit Drohnen machen?«, fragte er beispielsweise konkret. Zumal dies »viel präziser, leiser, umweltfreundlicher und vor allem viel kostengünstiger wäre«? Drohne seien zum Einsatz gekommen, erklärt Lutz Jaksche, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit im Polizeipräsidium Reutlingen auf Rückfrage des GEA, aber nicht alleine, sondern unterstützend. »Eine Drohne kann einen Hubschrauber vor allem beim Absuchen großer Gebiete oder Freiflächen nicht ersetzen.«

»Wieso kann man so eine Suche heutzutage nicht mit Drohnen machen?«

Bei Vermisstensuchen, Rettung von Menschenleben, aber auch bei der Aufklärung von Verbrechen seien die speziellen technischen Ortungs- und Fahndungsmöglichkeiten, die der Polizeihubschrauber bietet, vielfach unverzichtbar, erklärt Jaksche. In den Helikoptern sind sehr gute Kamerasysteme eingebaut, mit denen die Beamten gut sehen können. Zusätzlich kommen Wärmebildkameras zum Einsatz - diese funktionieren auch tagsüber und eignen sich beispielsweise, wenn Wälder überflogen werden. Große Vorteile des Helikopters sind vor allem seine Schnelligkeit und Reichweite, etwa wenn man größere Gebiete absuchen muss. »Eine Drohne hat nur eine gewisse Reichweite«, erläutert Jaksche. Mit einem Hubschrauber kommt man weiter und ist auch schneller. 

Die Frage, wie effizient solche Einsätze sind, also wie viele Flugstunden pro Gefundenem aufgebracht werden müssen, kann nicht eindeutig beantwortet werden. »Dazu führen wir beim PP Reutlingen keine Statistik. Wir berichten jedoch regelmäßig über das Auffinden von vermissten Personen, insbesondere wenn hierfür auch ein Polizeihubschrauber eingesetzt wurde.«

»Wieso gibt es keine öffentliche Such-App, über die die Bürger als «Schwarmintelligenz» mitsuchen können?«, fragt sich unser Leser außerdem. In besonderen Fällen werde durchaus auf die Mithilfe der Bevölkerung gesetzt, erklärt Lutz Jaksche: »Im Rahmen von Öffentlichkeitsfahndungen nutzt die Polizei bereits die beschriebene Schwarmintelligenz« - etwa indem Fotos und Fahndungsaufrufe in der Presse oder den sozialen Medien veröffentlicht werden. Das ist jedoch gar nicht so einfach in die Wege zu leiten, denn: »Diese Maßnahme greift ganz erheblich in die Persönlichkeitsrechte der Betroffenen ein, weshalb die Voraussetzungen dafür nur vereinzelt vorliegen.«

»Bei Vermisstensuchen steht der Schutz von Leib und Leben im Mittelpunkt.«

Ob ein Hubschrauber zum Einsatz kommt, darüber entscheidet der Leiter der Gruppe im Führungs- und Lagezentrum. Aber: »Wird bei der Polizei auch das Verhältnismäßigkeitsprinzip unseres Grundgesetz für solche Einsätze erwogen?«, fragt der Leser. Ein klares »Ja« von Seiten der Polizei. »Bei Vermisstensuchen steht der Schutz von Leib und Leben im Mittelpunkt, es geht also mit um die gewichtigsten Rechtsgüter überhaupt. Vorübergehende Lärmbeeinträchtigungen oder andere einsatzbedingte Störungen von Dritten sind vor diesem Hintergrund mit dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit vereinbar«, betont Jaksche.

Hier können Sie fragen

Sie haben eine Frage oder eine Anregung für ein Thema? Dann schicken Sie diese per E-Mail an: leserfragen@gea.de

Wobei die Beamten durchaus um den Lärm wissen, den ein Polizeihubschrauber verursachen kann, besonders wenn er nachts über einem bewohnten Gebiet kreist. »Daher sind wir immer bemüht, den Einsatz so kurz wie möglich zu halten und auf das unabdingbar notwendige Maß zu beschränken«, versichert Lutz Jaksche. (GEA)