REUTLINGEN. Am Sonntagabend gibt es Himmel über Reutlingen und der Region ein seltenes Schauspiel zu bestaunen: eine totale Mondfinsternis. Wenn das Wetter mitspielt, ist das Phänomen sogar zur besten Sendezeit zu sehen. »Die Chancen stehen gut«, sagt eine Meteorologin des Deutschen Wetterdienstes (DWD) auf GEA-Anfrage. Lediglich einige Schleierwolken könnten die Sicht trüben. Wer jedoch Details der Mondlandschaft erspähen will, braucht ein Teleskop. Sternwarten in der Region geben besondere Einblicke. Die wichtigsten Fragen und Antworten über das Spektakel.
Wann beginnt und endet die Mondfinsternis?
Die Finsternis startet, wenn der Mond um 17.30 Uhr in den Kernschatten der Erde eintritt. Die Totale Phase beginnt um 19.30 Uhr und endet gegen 20.55 Uhr. Danach wandert der Mond wieder langsam aus dem Kernschatten heraus, bis die Finsternis mit dem Austritt aus dem Halbschatten gegen 22.55 Uhr vorbei ist.
Ein »Haken« bei dieser Finsternis: »Der Mond geht in Reutlingen erst gegen 19.30 Uhr auf, da ist er schon vollständig verfinstert«, erklärt Heinz Lenhart, Leiter der Reutlinger Sternwarte. Erst etwa ab 20.30 Uhr dürfte das Spektakel wirklich sichtbar werden. »Das ist ein höchst seltener Zufall, dass so etwas zur besten Sendezeit passiert.«
Wie sieht der Mond während der Finsternis aus?
In der Totalität färbt sich der Mond kupferrot bis blutrot – daher wird das Phänomen auch »Blutmond« genannt. Die Erde schirmt dabei das direkte Sonnenlicht ab. Nur die langwelligen roten Anteile im Lichtspektrum, die durch die Erdatmosphäre gestreut werden, erreichen noch die Mondoberfläche. Wer sich schon einen Eindruck verschaffen will, wie so eine Mondfinsternis aussieht, findet zum Beispiel auf der Webseite der Sternwarte Zollern-Alb Videos von einem ähnlichen Ereignis vor fünf Jahren.
Wo kann man die Mondfinsternis draußen sehen?
»Mit bloßem Auge ist die Finsternis schon beeindruckend«, sagt Lenhart. Hilfreich ist ein normales Fernglas, um dann zu beobachten, wie der Mond bei zunehmender Dunkelheit immer heller wird. »Ein kleiner Wermutstropfen ist jedoch, dass der Mond relativ tief steht.« Das bedeutet: Wer die Finsternis sehen will, muss einen möglichst freien Blick nach Osten haben, damit der rote Mond beim Aufgang nicht hinter Häusern oder Dunst verschwindet. Gut möglich ist das etwa auf den freien Hochflächen der Schwäbischen Alb.
Welche Sternwarten in der Region haben geöffnet?
Wer nicht einfach nur am Himmel einen verfinsterten Mond suchen will, findet in der Region professionelle Unterstützung. Am Sonntagabend kann der Verlauf der totalen Mondfinsternis bei einer öffentlichen Führung in der Sternwarte Reutlingen verfolgt werden. Ab 20 Uhr gibt es in der Sternwarte Reutlingen eine öffentliche Führung mit Blick auf die Silhouette der Alb. Im neuen digitalen Planetarium wird der Lauf des Mondes am Sternenhimmel und die Finsternis im Zeitraffer genauer unter die Lupe genommen, heißt es auf der Webseite der Sternwarte. Die dreiteilige Führung beinhaltet als dritte Station den digitalen Globus und das Sonne-Erde-Mond-Modell. Der Eintritt beträgt 5 Euro, ermäßigt 3 Euro. Anmeldungen sind nicht erforderlich. Jedoch ist die Teilnehmerzahl im Planetarium auf 50 Personen begrenzt. Ab 20 Uhr ist kein Einlass am Eingang der Ferdinand von Steinbeis Schule in der Karlstraße 40 mehr möglich.
Die Sternwarte in Tübingen öffnet bei gutem Wetter ab 19.30 Uhr. Es gibt auch einen kleinen Vortrag zur Mondfinsternis. Über das Stern-Symbol auf der Webseite der Astronomischen Vereinigung können Interessierte erkennen, ob die Mond-/Sternbeobachtung stattfindet. Der Eintritt ist frei.
In Nürtingen wird neben der Sternwarte mit einem mobilen Teleskop beobachtet. »Der Mond steht zu tief steht für die Sternwarten-Teleskope«, heißt es als Begründung auf der Webseite der Sternwarte. Der Eintritt ist frei. Die Beobachtung kann nur bei wolkenfreiem Himmel stattfinden, weist die Astronomische Vereinigung hin. Und: Wer ein Fernglas besitzt, sollte dieses mitbringen.
Auch in der Sternwarte Zollern-Alb in Rosenfeld-Brittheim kann die Mondfinsternis beobachtet werden. Fachleute stellen ab 19.45 Uhr auf den Parkplätzen Geräte zur Verfügung. Dafür ist aber eine Anmeldung bis Freitagmittag über ein Onlineformular nötig. Der Eintritt hierfür ist frei. Sollte das Wetter nicht mitspielen, wird ein - dann allerdings kostenpflichtiges - Ersatzprogramm aus Präsentationen zu verschiedenen Themen geboten. »Bei einer Wetteränderung und der Möglichkeit zur Beobachtung der Finsternis wird das Programm sofort unterbrochen«, heißt es weiter.
Wann findet die nächste totale Mondfinsternis statt?
Wer die Finsternis am Sonntag verpasst, braucht Geduld oder muss weit reisen: Die nächste totale Mondfinsternis ist hierzulande erst am 31. Dezember 2028 sichtbar. Weltweit gibt es allerdings früher Gelegenheiten, etwa am 3. März 2026 – dann allerdings in Asien, Australien, im pazifischen Raum sowie in Teilen Nord- und Südamerikas. Ein kleiner Trost: Schon am 28. August 2026 ist in Reutlingen und der Region eine partielle Mondfinsternis zu sehen – dann allerdings in den frühen Morgenstunden. (GEA)