REUTLINGEN. Im Dezember soll der Gemeinderat entscheiden, wo die Regional-Stadtbahn Neckar-Alb im Reutlinger Stadtgebiet langfahren soll. Nach der Vorstellung der Ergebnisse der Standardisierten Bewertung im Gemeinderat gaben die Räte erste Stellungnahmen ab.
CDU und AfD interessieren sich vor allem für die Auswirkungen auf den Autoverkehr und die Kosten. So hätte sich nicht nur die Christdemokratin Anna Mylona mehr Erläuterungen zu den Zahlen gewünscht. Und: »Wer trägt die Kosten von Fehlprognosen der Standardisierten Bewertung?«
Der Blick auf andere Projekte zeige, dass die Prognosen bei Stadtbahnprojekten im Hinblick auf Fahrgastzahlen eher übertroffen werden, erwiderte der Stadtbahn-Zweckverbands Geschäftsführer Professor Dr. Tobias Bernecker. Was die Stadt vom Regionalanteil konkret zahlen muss, muss noch errechnet werden vor der Entscheidung.
AfD-Rat Heiko Brucker warnte vor »massiven Eingriffen« auf Garten- und Lederstraße für die Autofahrer, etwa durch die Reduzierung von Fahrspuren. »Das sehen wir kritisch. Die meisten wollen doch mit dem Auto in die Stadt.« Die Planer gaben sich gelassen: »Die Ergebnisse funktionieren«, beteuerte Bernecker. Man werde diese aber – vor der Entscheidung – mit weiteren Simulationen testen.
Eingriffe in den Autoverkehr: Weitere Überprüfung versprochen
Aus den anderen Fraktionen kamen neben viel Zuspruch fürs Projekt Detailfragen. So wollte etwa Silke Bayer (SPD) wissen, ob man Fördermittel zurückzahlen muss, wenn die Gartenstraße nach so relativ kurzer Zeit erneut umgestaltet wird. Die Frage wird geprüft: Stadtplaner Stefan Dvorak gab sich jedoch zuversichtlich, dass man nach zehn Jahren nichts erstatten müsse.
Zu den Kosten und ihrer Verteilung
200 Kilometer Streckenlänge soll die Regional-Stadtbahn Neckar-Alb zunächst haben, davon 137 Kilometer auf bestehenden Gleisen. Der Gesamt-Nutzen-Kosten-Index liegt bei 1,16. Die Gesamtbaukosten sind im aktuellen Planungsstand auf rund 1,7 Milliarden Euro plus 400 Millionen Euro Planungskosten angesetzt (Preisstand 2021). 95 Prozent davon tragen Land und vor allem der Bund. Der Rest, der »regionale Anteil«, wird anteilig auf die Projektpartner verteilt: die Städte Reutlingen und Tübingen, die Landkreise Reutlingen, Tübingen und Zollernalb sowie der Regionalverband Neckar-Alb. (GEA)
Für die Grünen und Unabhängigen sei vor allem wichtig, so viele Fahrgäste wie möglich in die Bahn zu bekommen, betonte Jaron Immer: »Wir wollen neues Zentrum werden.«
Die Kosten verteilen sich
Das ist auch für die FDP zentrales Ziel. »Die Bahn soll hundert Jahre und mehr fahren«, sagte Hagen Kluck. Entsprechend verteilt müsse man die Kostenbelastung sehen. »Wir müssen in die Zukunft planen«, riet er den Skeptikern.
»Wir stehen positiv zur Stadtbahn«: Erich Fritz formulierte für die FWV ein klares Bekenntnis. Eine »Chance für Stadt und Region« stelle das Projekt dar – und zu stemmen sei es finanziell auch, so die Haltung der FWV. (igl)