EVENTS

Logo
Aktuell Öffentlicher Dienst

Tausende demonstrieren in Reutlingen für mehr Gehalt

Im Rahmen eines zweitägigen Warnstreiks haben am Mittwoch laut Verdi rund 2.000 Menschen in Reutlingen für mehr Gehalt im Öffentlichen Dienst demonstriert.

Knapp 2.000 Streikende demonstrierten laut Verdi.
Knapp 2.000 Streikende demonstrierten laut Verdi. Foto: Frank Pieth
Knapp 2.000 Streikende demonstrierten laut Verdi.
Foto: Frank Pieth

REUTLINGEN. »Eine Erzieherin ist wie ein Dessous. Spitzenqualität für einen Hauch von Nichts«, hat die junge Frau auf ihr Pappschild geschrieben, mit dem sie gemeinsam mit Hunderten am Mittwoch auf dem Reutlinger Marktplatz für mehr Gehalt im Öffentlichen Dienst demonstriert. Laut Gewerkschaft Verdi sind es rund 2.000 Menschen, denen vor allem eins übel aufstößt: Immer noch kein Angebot von den Arbeitgebern.

In zwei Demonstrationszügen sind die Warnstreikenden am Morgen vom Klinikum am Steinenberg sowie vom Gelände der Stadtwerke Reutlingen in die Stadtmitte gelaufen, um dann mit einer Protestkundgebungen ihren Forderungen in der aktuellen Tarifrunde noch mehr Gewicht zu verleihen. Zwei Tage lang, auch am heutigen Donnerstag noch, wird nicht gearbeitet. Denn die dritte Verhandlungsrunde in Potsdam soll am Freitag dieser Woche beginnen.

Origineller Protest für höhere Löhne im öffentlichen Dienst.
Origineller Protest für höhere Löhne im öffentlichen Dienst. Foto: Stephan Zenke
Origineller Protest für höhere Löhne im öffentlichen Dienst.
Foto: Stephan Zenke

»Die Stimmung ist kämpferisch«, sagt Benjamin Stein als Geschäftsführer im Verdi-Bezirk Fils-Neckar-Alb. »Ich habe den Eindruck, dass die Arbeitgeber blockieren«, berichtet Christine Behle als eine der Verhandlungsführerinnen im Verdi-Bundesvorstand, »in zwei Verhandlungsrunden keinerlei Entgegenkommen – zu nichts«. Dabei äußert Behle in ihrer Rede durchaus Verständnis für die finanziell kritische Lage der Kommunen. Die warnen schon, wie etwa auch aus dem Reutlinger Rathaus gegenüber dem GEA zu hören gewesen ist, sie seien bei steigenden Löhnen dazu gewungen, Investitionen zu streichen. »Eure Arbeitsbedingungen gegen Investitionen zu setzen – das werden wir nicht mitmachen«, versichert Behle. Bundesweit seien »570.000 Stellen im öffentlichen Dienst unbesetzt«, weil Arbeitnehmer in der Industrie mehr verdienen könnten. Die Folgen des Personalmangels spürten dann die Bürger.

»Wir brauchen mehr Leute«

»Wir brauchen mehr Leute«, ruft Frank Münzberg in seiner Funktion als Vorsitzender des Gesamt-Betriebsrates der Kreiskliniken Reutlingen GmbH in die trotz Regen auf dem Marktplatz stehende Menge, »die Leute brennen aus«. Damit das nicht auch in Zukunft passiere, fordert Verdi für die Beschäftigten eine Entgelterhöhung im Volumen von acht Prozent, mindestens aber 350 Euro monatlich mehr. Ausbildungsvergütungen und Praktikantenentgelte sollten um 200 Euro monatlich angehoben werden. Außerdem will die Gewerkschaft zusätzliche freie Tage durchsetzen. Für mehr »Zeitsouveränität und Flexibilität soll zudem ein Meine-Zeit-Konto sorgen, über das Beschäftigte selbst verfügen können«. Die Arbeitgeber halten das für »weit überzogen« und fern jeder Realität.

Die Stimmung der Streikenden ist kämpferisch.
Die Stimmung der Streikenden ist kämpferisch. Foto: Stephan Zenke
Die Stimmung der Streikenden ist kämpferisch.
Foto: Stephan Zenke

Wie Teile der Öffentlichkeit die Streiks von Verdi sehen, hat eine Frau auf ihrem Schild kommentiert: »Wieso streiken die? Ich verdiene auch zu wenig und beklage mich nicht. Deutschland in einem Satz«. Eines machen die Protestierenden auf dem Marktplatz deutlich: Sie werden nicht Kleinbei geben, und falls erforderlich auch in einen unbefristeten Streik treten. (zen)