TÜBINGEN. In der Unistadt Tübingen hat die Ankündigung der AfD, eine Kundgebung abhalten zu wollen, im Juli einiges an Wirbel verursacht. Jetzt geht die Auseinandersetzung in die zweite Runde: Der Termin für das von OB Boris Palmer angekündigte Streitgespräch mit Markus Frohnmaier steht. Am Freitag, 5. September, 19 Uhr, trifft der stellvertretender Vorsitzender der AfD-Fraktion im Bundestag und Co-Vorsitzender des AfD-Landesverbandes Baden-Württemberg in der Hermann-Hepper-Halle auf Palmer. Anmelden können sich allerdings nur Personen, die mit Wohnsitz in Tübingen gemeldet sind. Für alle anderen Interessierten gibt es einen Livestream auf der Webseite der Stadt Tübingen.
Das Streitgespräch hat eine ganz besondere Vorgeschichte. Es kam aufgrund eines Deals zwischen Palmer und der AfD zustande. Die Rechtspartei hatte eine Kundgebung mit 35 Menschen in Tübingen für Samstag, 19. Juli, angemeldet. Ursprünglich wollten sie damit auf den Holzmarkt. Das lehnte allerdings die Polizei aus Sicherheitsgründen ab. So kam es zum Standort Zinser-Dreieck.
Sehr schnell hatte sich daraufhin ein breites Bündnis aus Parteien und Organisationen gebildet, um gemeinsam gegen Rechts zu demonstrieren. Die Stadt rechnete für diesen Samstag mit mehreren Tausend Gegendemonstranten und einem Zusammenbruch des Busverkehrs in der Innenstadt.
Zinser-Geschäftsführer Christian Klemp befürchtete große Umsatzeinbußen und meldeten sich deshalb bei Palmer. Dort stieß er auf offene Ohren. Der Oberbürgermeister konnte die Sorgen nachvollziehen und schlug der AfD vor, auf einen anderen Tag auszuweichen. Das lehnte die Partei allerdings ab. Ihr Gegenvorschlag: Man verzichte auf die Kundgebung, wenn sich Palmer zu einer Podiumsdiskussion in Tübingen mit einem AfD-Vertreter bereit erkläre.
Palmer wollte Schaden von der Stadt abwenden
Palmer hatte sich damals die Entscheidung nicht leicht gemacht. Letztendlich habe ihn der Gedanke angetrieben, Schaden von der Stadt abzuwenden, begründete er damals seine Entscheidung, einen Deal mit der AfD einzugehen.
Die Gegendemo fand am 19. Juli trotzdem statt. Allerdings mit deutlich weniger Teilnehmern. Dort wurde Palmer für seine Entscheidung stark kritisiert. »Ich bin einigermaßen entsetzt, dass der OB mit der AfD verhandelt hat, um ihr in der Stadt ein Podium zu bieten«, sagte damals Hans-Peter Hellermann von der Tübinger Geschichtswerkstatt.
Jetzt steht also der Termin fest. Die Stadt hat sich aus Sicherheitsgründen dazu entschieden, nur Tübinger zuzulassen, die sich im Vorfeld mit Name, Anschrift und Geburtsdatum angemeldet haben. Anmeldungen sind ab sofort möglich. Sämtliche Kosten – einschließlich für die Security – übernehme die AfD, teilt die Stadt mit. (GEA)