LICHTENSTEIN. Die Honauer Straße bleibt vom Pech verfolgt: Nachdem am Montag ein umgestürzter Baum für eine mehrstündige Sperrung gesorgt hatte, ist der Albaufstieg der B312/B313 seit Montagabend schon wieder gesperrt. Mehrere größere Steine sind laut Polizei-Angaben auf die Fahrbahn gestürzt. Aufgrund anhaltender Steinschlaggefahr muss die Honauer Steige beidseitig bis voraussichtlich Mitte der kommenden Woche gesperrt bleiben, teilte das Landratsamt am Dienstagabend mit. Das Landratsamt Reutlingen arbeitet in Abstimmung mit dem Regierungspräsidium Tübingen mit Hochdruck daran, das lose Gesteinsmaterial zu sichern, heißt es in einer Pressemitteilung. Der Individualverkehr wird über die Stuhlsteige umgeleitet. Für den öffentlichen Nahverkehr wurde kurzfristig eine Umleitung mit Einbahnregelung eingerichtet, sodass insbesondere der Schülerverkehr großteils aufrechterhalten werden kann.
Verkehrsteilnehmer hatten am Montag kurz vor 21 Uhr eine größere Zahl von Steinen und Felsbrocken auf der Fahrbahn vor der zweiten Kehre aus Richtung Honau gemeldet, berichtet die Polizei. Nach der sofortigen Absicherung der Gefahrenstelle ergab eine Überprüfung der Hänge, dass der starke Niederschlag zum Lösen von Gesteinsmaterial geführt hat, das in der Folge auf die Straße gestürzt war. Verletzt wurde laut Polizei niemand. Jedoch könne nicht ausgeschlossen werden, dass Fahrzeuge beschädigt wurden, die über die Steine gefahren sind. Durch die Straßenmeisterei wurde die Fahrbahn geräumt und der Albaufstieg komplett gesperrt.
Der Pkw- und Schwerlastverkehr muss über die Stuhlsteige umgeleitet werden, da derzeit auch die Holzelfinger Steige aufgrund von Bauarbeiten nicht befahren werden kann. Auch die Göllesberger Steige und die Sicheringer Steige sind noch gesperrt. Am Dienstagmorgen gab es im Berufsverkehr auch Rückstau auf der Eninger Steige. »Die kurzfristige Sperrung der Honauer Steige kommt damit für alle betroffenen Verkehrsteilnehmer zu einer denkbar ungünstigen Zeit und es ist mit deutlich längeren Fahrtzeiten zu rechnen«, heißt es in der Mitteilung des Landratsamtes. Und weiter: »Die Freigabe der Honauer Steige hat daher für das Landratsamt höchste Priorität.« In der Zwischenzeit sind die Absperrungen trotz der erheblichen Unannehmlichkeiten durch alle Verkehrsteilnehmenden zwingend einzuhalten.
Kurzfristige Lösung für den Busverkehr
Für den öffentlichen Personennahverkehr konnte das Landratsamt kurzfristig eine Lösung finden, die insbesondere den Schülerverkehr ab Mittwoch, 24. September, großteils gewährleisten kann. Die Busse werden über einen Rad- und Wirtschaftsweg umgeleitet, der allerdings für zwei Fahrzeuge zu schmal ist. Damit sich die Fahrzeuge nicht treffen, musste eine Einbahnregelung getroffen werden: Morgens bis 11.15 Uhr fahren die Busse talabwärts vom Traifelberg Richtung Honau, ab 11.45 Uhr bis 2:00 Uhr nachts in die umgekehrte Richtung. So kann kurzfristig gewährleistet werden, dass insbesondere Schülerinnen und Schüler aber auch Berufspendelnde morgens nach Reutlingen kommen und später wieder zurück auf die Alb. Ziel des Landratsamtes ist es, die Situation zu verbessern und idealerweise den kompletten öffentlichen Nahverkehr wiederherzustellen. Dazu wurde eine spezielle Ampelanlage angefragt, die im Idealfall ab morgen Nachmittag zur Verfügung steht. Diese könnte auch vom Rettungsdienst genutzt werden und deren Fahrtzeiten in beide Richtungen verkürzen.
Mehrere Kubikmeter lose Steine und Felsen
Seitdem am Montagabend Steine und Felsbrocken auf die Fahrbahn der Honauer Steige gestürzt sind, musste diese für den Verkehr voll gesperrt werden. Die herabgestürzten Steine und Felsbrocken wurden umgehend entfernt. Erste Untersuchungen des Hangs haben jedoch ergeben, das dort weiterhin Steinschlaggefahr besteht. Die starken Niederschläge haben den Boden aufgeweicht, wodurch mehrere Kubikmeter Steine und Felsen lose im Hang liegen.
Es besteht die Gefahr, dass dieses Gestein fast senkrecht bis zu 15 Meter auf die Fahrbahn hinabstürzt, weshalb eine einseitige Sperrung nicht ausreichen würde. Das Landratsamt Reutlingen arbeitet in Abstimmung mit dem Regierungspräsidium Tübingen mit Hochdruck daran, die Stelle durch eine Fachfirma sichern zu lassen. Die Sicherungsarbeiten werden allerdings einige Tage in Anspruch nehmen. Die Honauer Steige bleibt daher voraussichtlich bis Mitte der kommenden Woche gesperrt.
Hangrutsch auf Honauer Steige erst vor wenigen Monaten
Erst im vergangenen Jahr war die Honauer Steige wegen eines Hangrutsches für etwas mehr als einen Monat gesperrt. Die Extremwetterlage im Mai und Juni hat in Baden-Württemberg zu zahlreichen Überschwemmungen von Straßen sowie Schäden an der Straßeninfrastruktur gesorgt. Betroffen war auch die Honauer Steige im Verlauf der B312 zwischen Lichtenstein-Honau und dem Kreisverkehr beim Traifelberg. Dort ereignete sich Anfang Juni ein durch Starkregen ausgelöster Hangrutsch am talseitigen Fahrbahnrand.
Der Albaufstieg wurde vom 6. November voll gesperrt und am 10. Dezember wieder freigegeben. Zur Stabilisierung der Böschung wurde in diesem Zeitraum ein Stahlgitternetz angebracht, das mit 70 Stahlnägeln im Untergrund verankert ist. Gleichzeitig wurde die dafür erforderliche Straßensperrung genutzt, um parallel vier Setzungsbereiche mit Geokunststoffen zu sanieren und rund 600 Kubikmeter Boden auszutauschen. Abschließend wurden auf einer Fläche von rund 1.000 Quadratmetern Asphaltbeläge ausgetauscht. Aufgrund der erforderlichen Mehrarbeiten beliefen sich die Baukosten an der B312 auf rund 500.000 Euro. Sie wurden vom Bund getragen.
Steinschlag sorgte für einmonatige Sperrung
Zuvor war die Honauer Steige aufgrund eines Steinschlags Ende Januar mehrere Monate halbseitig gesperrt. Ein Gutachten des Landesamts für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB) in Freiburg bestätigt damals eine akute Steinschlaggefahr. Für dringend erforderliche Felssicherungsarbeiten wurde die B312 zwischen Honau und dem Kreisverkehr Traifelberg vom 13. Mai bis 12. Juni voll gesperrt. Die Kosten für die Felssicherung in Höhe von rund 240.000 Euro wurden vom Bund als Baulastträger der Bundesstraße getragen.
Im oberen Bereich der Honauer Steige wurde aufgrund vorhandener Gefährdungen durch Steine und kleinere Felsblöcke, die sich aus dem Oberhang lösen, eine sogenannte Vernetzung installiert. Die steinschlaggefährdete Felsböschung kurz vor der letzten Haarnadelkurve in der Honauer Steige wurde mit einem Stahlgitternetz überzogen, das an rund 200 Stahlnägel verankert wurde, um die mürben Felspartien zu sichern. In den anschließenden Böschungsbereichen wurde auf einer Länge von rund 400 Metern Länge lockeres Gestein von Hand aus den Felswänden gelöst und gezielt zum Absturz gebracht, um ein unkontrolliertes Herunterfallen auf die Straße zu verhindern. Das Lösen von Hand ist notwendig, um die Eingriffe in den sensiblen Naturraum so gering wie möglich zu halten.
Verbindung zwischen Honau und Traifelberg
Die Honauer Steige ist ein Albaufstieg über die Bundesstraße B 312, zwischen Honau und dem Traifelberg. Sie verbindet das Echaztal mit der Albhochfläche. Es gibt einen Rad- und Fußweg entlang der alten Zahnradbahntrasse, der parallel zur Honauer Steige verläuft. Dieser Weg wird gelegentlich für Umleitungen genutzt, zum Beispiel, wenn die Straße gesperrt ist. (GEA)