REUTLINGEN. Was wäre, wenn die Überflutungskatastrophe, die vor vier Jahren für über 180 Tote und katastrophale Verwüstung im Ahrtal gesorgt hatte, in der Region passieren würde? Wenn also Wassermassen für großflächige Überflutungen und Zerstörung sorgen würden?
Dieses Szenario haben jetzt Behörden unter anderem in den Landkreisen Reutlingen, Tübingen und Zollernalb in Zusammenarbeit mit der Berufsfeuerwehr Reutlingen simuliert und am grünen Tisch geübt. Außerdem waren am Donnerstag die Landratsämter aller acht Landkreise im Regierungsbezirk Tübingen, die Stadt Ulm, das Regierungspräsidium Tübingen sowie etliche Gemeinden an der Übung beteiligt, die den Namen Kükex trug.
Kükex steht dabei für kreisübergreifende Krisenmanagement-Exercise (Übung) im Regierungsbezirk Tübingen. Reutlingens Feuerwehrkommandant Stefan Hermann im Gespräch mit dem GEA: »Diese Übung gab es vor ein paar Jahren schon einmal, aber jetzt sind erstmals auch Kommunen in der Region beteiligt gewesen, also auch die Stadt Reutlingen.« Geübt wurde unter realistischen Bedingungen, also was passiert in den Stabsräumen in den Landratsämtern, den Rathäusern und im Tübinger Regierungspräsidium wenn sich, wie angenommen, Flutwellen über Berghänge in Täler ergießen.
»Angenommen wurde ein Starkregenereignis, ähnlich wie im Ahrtal, das dazu führt, dass alle Gewässer in der Region nicht nur über ihre Ufer treten, sondern Wassermassen und Hochwasser sich in der Fläche ausbreiten und für Gebäudeschäden, Verletzte und Tote sorgen«, erklärte Hermann. Zusätzlich seien die Beteiligten davon ausgegangen, dass der Verkehr, nicht nur auf der Straße, komplett zusammenbricht.
»Angenommen wurden Wassermassen die sich in der Fläche ausbreiten und für Gebäudeschäden, Verletzte und Tote sorgen«
»Was ist also in den Stabsräumen zu tun, dass schnelle Evakuierungen passieren und Hilfe für die Menschen in Not geleistet wird, lautete eine der Maßgaben dabei«, beschrieb Hermann das Katastrophenbild der Übung. Dass dies alles vernetzt »an grünen Tischen« in den Ämtern, Rathäusern und Feuerwehren passierte und keine Einsatzfahrzeuge und Rettungshelfer in der Region unterwegs waren, bedeutete in Hermanns Augen kein Manko für die Übung. »In dieser Übung sind die Lehren, die aus den Fehlern im Ahrtal gezogen wurden, mit eingearbeitet worden.« Dazu zählten bei Kükex vor allem frühzeitige Warnungen.
»Mittlerweile gibt es ja unterschiedliche Warn-Apps, auf die die Menschen im Notfall zurückgreifen können. So zum Beispiel die Wetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) oder die Warn-App Nina«, so der Feuerwehrkommandant.
»In dieser Übung sind die Lehren, die aus den Fehlern im Ahrtal gezogen wurden, mit eingearbeitet worden«
Zudem habe die Übung gezeigt, wie auf neue Entwicklungen im Verlauf des Szenarios reagiert werden könne. So wie es auch im realen Krisenfall sein müsste.
Für den Reutlinger Feuerwehrkommandanten wichtig: »Ganz klar: Die Verbesserung der Kommunikation in Krisenlagen, sowohl zwischen verschiedenen Behörden als auch über verschiedene Ebenen hinweg.« Die Beteiligten hätten bereits zum Ende der Übung positive Erkenntnisse gewonnen - beispielsweise wie im Katastrophenfall Warnketten funktionieren und Einsätze vernetzt auf den Weg gebracht werden können. Eine genaue Auswertung werde noch folgen. (GEA)