REUTLINGEN. Und weiter geht’s mit der Foto-Fahndung von Stadtarchiv und Reutlinger General-Anzeiger. Denn die Trefferquote der bisherigen Suchläufe ist höchst erfreulich. Zwar konnten bei der jüngsten Serien-Folge vom März dieses Jahres »nur« vier der insgesamt sechs abgedruckten Motive identifiziert werden, diese jedoch hieb- und stichfest.
Darunter der Pfullinger Marktbrunnen, zu dem ein GEA-Leser folgendes schreibt: »Das Bild zeigt eindeutig den Brunnen der Stadt Pfullingen. Links im Hintergrund ist das Kriegerdenkmal, die Treppe daneben führt auf die ehemalige Planie, danach kommt ein weiterer Aufgang zur Planie und das Gebäude nach dem Aufgang ist der ehemalige Saalbau zum Hirsch.«
Überaus hilfreich außerdem ein Hinweis von Pfullingens Stadtarchivar Stefan Spiller: »Die Kugel wurde in den 1920er-Jahren auf die Brunnensäule gesetzt, nachdem die alte Brunnenfigur - eine Göttin der Gerechtigkeit - in der Neujahrsnacht 1919/20 von einem Schriftsetzer aus Metzingen mit einem Handgranatenwurf im wahrsten Sinne des Wortes vom Sockel gestürzt worden war. Im Hintergrund erkennt man links das im August 1934 eingeweihte Kriegerdenkmal an der 'Planie'. Das Foto muss zwischen diesem Zeitpunkt und Anfang Juni 1956 entstanden sein, als die jetzige 'Justitia' aufgestellt wurde.«
Von findigen Foto-Detektiven konnte überdies das Wohnhaus mit der Achalm im Hintergrund aus seiner Anonymität befreit werden. Es handelt sich um die Kaiserstraße 159, das Geburtshaus einer GEA-Leserin. Derweil ein anderer Ortskundiger die Aufnahme »eines Klosters oder einer Schule« als Schloss Haigerloch enträtseln konnte. »Es war«, schreibt der Tipp-Geber, »in den 1960ern/1970ern Sitz der Verwaltungsschule für Südwürttemberg-Hohenzollern und wurde später als Hotel genutzt. Ich habe 1971/72 dort gewohnt und 'studiert'«. Und das gesuchte Luftbild mit Fabrik? Das zeigt die Alte Spinnerei in Rupperswil (Schweizer Kanton Aargau).
So weit, so gut. Doch wie schaut's heute aus? Gelingt es GEA-Lesern abermals, unbekannte Impressionen zu lokalisieren? Der Reutlinger Archivar und Serienbetreuer Philipp Klais ist schon mächtig gespannt, freut sich gleichzeitig über die bisherigen Fahndungs-Erfolge und dankt allen Foto-Detektiven, die sich bislang an den Bilderrätseln beteiligt und dazu beigetragen haben, die Bildinhalte historischer Aufnahmen vor dem Vergessen zu bewahren und für die Nachwelt erhaltenswert zu machen.

Denn was taugen schließlich Fotografien von Häusern, Straßenzügen, Hinterhöfen und Landschaften, wenn sich diese nicht zuverlässig verorten lassen? Antwort: nichts. Zumal Schnappschüsse und Profi-Bilder für die lokalhistorische Forschung nur dann archivarisch wertvoll sind, wenn sich die Motive dem Betrachter erschließen.
Bitte melden
Wer meint, den Aufnahmeort beziehungsweise Bildinhalt der abgedruckten Fotomotive zu erkennen, ist gebeten, sich per Mail ans Stadtarchiv zu wenden. Und zwar bitte direkt. Der Weg über den GEA, der mitunter von Lesern eingeschlagen wird, ist ein Umweg, der zu Verzögerungen führt. (GEA)
Übrigens: Das Reutlinger Stadtarchiv hat auf seiner Homepage viele weitere digitalisierte Lichtbilder eingestellt. Solche, deren Geheimnisse es noch zu lüften gilt und andere, die bereits identifiziert wurden. (GEA)
www.reutlingen.de/unbekannte-fotos
www.reutlingen.de/identifizierte-fotos