REUTLINGEN. Seit Langem wundert sich ein Reutlinger GEA-Leser, warum es in seiner Stadt keine Fahrrad-Staffel der Polizei gibt. Seine Beobachtung bei einem Besuch in Ansbach vor wenigen Tagen: »Allein die Präsenz einer solchen Staffel hat schon Wirkung gezeigt. Radler fuhren anständig, Fußgänger hielten sich an die Regeln.« Für ihn liegt der Vorteil auf der Hand: Mit Fahrrädern könne die Polizei schnell das gesamte Stadtgebiet erreichen, auch die Vororte – und das Tag und Nacht. Deshalb stellt er die Leserfrage: »Warum gibt es eigentlich in Reutlingen keine Fahrrad-Staffel der Polizei?«
In Metropolen wie Berlin, Hamburg oder Stuttgart sind Fahrrad-Staffeln längst etabliert. Dort patrouillieren speziell geschulte Beamte regelmäßig auf dem Rad – oft erkennbar an eigener Uniform. Die Vorteile: Sie sind schneller und flexibler unterwegs als Fußstreifen, erreichen Orte, die mit dem Auto schwer zugänglich sind, und wirken allein durch ihre Präsenz auf Verkehrsteilnehmer. Zudem gelten sie laut Umfragen als nahbarer als Polizisten im Streifenwagen.
Dass es eine solche Staffel in Reutlingen nicht gibt und wohl auch nicht geben wird, liegt an der Struktur des Polizeipräsidiums Reutlingen, erklärt Polizeisprecher Christian Wörner. Fahrrad-Staffeln gelten als gesonderte Einheiten wie Hundestaffeln und werden zentral an einem Ort stationiert. »Mit dieser Organisation ist es unmöglich, den gesamten Zuständigkeitsbereich abzudecken«, sagt Wörner. Das Präsidium sorgt auf einer Fläche von 3.172 Quadratkilometern in den Landkreisen Reutlingen, Tübingen, Esslingen und den Zollernalbkreis für Sicherheit und Ordnung.
Pilotprojekt in Esslingen startet
Ganz ohne Fahrräder ist die Polizei im Zuständigkeitsbereich aber nicht unterwegs. »Mehrere unserer 14 Polizeireviere sind mit Dienstfahrrädern ausgestattet«, so Wörner, »darunter auch das Polizeirevier Reutlingen mit zwei Pedelecs.« Diese würden von interessierten Kollegen genutzt – etwa auf dem Neckartalradweg oder in der Altstadt. Ob Fahrräder eingesetzt werden, entscheiden die Dienststellenleiter. »Das ist ein ganz normales Einsatzmittel, wie Streifenwagen oder Fußstreifen – es kommt darauf an, ob es taktisch passt und genügend Personal vorhanden ist«, erklärt Wörner. Bei Großveranstaltungen wie den »Flammenden Sternen«, einem Feuerwerkfestival in Ostfildern, habe man bereits gute Erfahrungen gemacht. Regelmäßige Fahrrad-Streifen gebe es jedoch nicht.
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Das könnte sich bald ändern. Ab 1. Oktober startet das Polizeipräsidium Reutlingen einen einjährigen Pilotversuch in Esslingen: Zwölf Polizistinnen und Polizisten werden mit vier Pedelecs und spezieller Einsatzkleidung ausgestattet. Ziele des Projekts sind mehr Polizeipräsenz im öffentlichen Raum, eine bessere Erreichbarkeit schwer zugänglicher Orte und zusätzliche Verkehrskontrollen. »Anhand der Ergebnisse wird entschieden, ob die Fahrradeinheiten verstetigt oder auf andere Reviere ausgeweitet werden«, kündigt Wörner an – möglicherweise auch nach Reutlingen. (GEA)



