REUTLINGEN. Gemeinsam sind sie Unesco-Kulturerbe: Die Schwörtage in Ulm, Esslingen und Reutlingen beleben seit vielen Jahren die sommerlichen Veranstaltungskalender. In Reutlingen ist es am Sonntag, 13. Juli, wieder so weit. Rund um das traditionelle Schwörzeremoniell rankt sich auch in diesem Jahr wieder ein abwechslungsreiches Wochenend-Programm.
- Hintergrund
Um die Bedeutung der Demokratie wussten die Reutlinger schon im Mittelalter. In der freien Reichsstadt Reutlingen war der Schwörtag vom 14. Jahrhundert bis zum Jahr 1802 das zentrale politische Ereignis und zugleich ein allgemeiner Festtag, den der Chronist Christoph Friedrich Gayler als »Tag demokratischen Frohsinns« beschrieb. Jedes Jahr aufs Neue wurden an diesem Tag die Bürgermeister der Reichsstadt vorgestellt, gewählt und vereidigt – und zugleich die Bürgerschaft auf die neue Regierung eingeschworen. An dieses Erbe erinnert der Schwörtag der Neuzeit bereits zum 19. Mal.
- Freitag, 11. Juli
Auftakt ist traditionell ein von Geschichtsverein und städtischem Kulturamt veranstalteter Vortragsabend, der den Bogen von der geschichtlichen Rückschau zu aktuellen gesellschaftspolitischen Themen schlägt.
In diesem Jahr spricht der ehemalige Staatsminister Professor Dr. Julian Nida-Rümelin über »Die Krise der Demokratie und ihre Überwindung aus dem Geist der Stadt«. Der Vortrag beginnt um 19 Uhr im Foyer des Reutlinger Ratsgebäudes. Der Eintritt ist frei.
- Samstag, 12. Juli
Tanzbare Rhythmen prägend den Vorabend des Schwörtags. Pünktlich um 18 Uhr sticht Oberbürgermeister Thomas Keck auf der Bühne des einstigen »Schwörhofs«, heute der Schulhof des Friedrich-List-Gymnasiums, das Fass an. Danach übernimmt die Stadtkapelle Musikverein Reutlingen, die unter der Leitung ihres Dirigenten Markus Frieß Volksmusik, Rock, Pop und Swing zum Besten gibt. Ab 20 Uhr gehört die Bühne DJ Ernst O. Der Party-DJ hat die schönsten Partysongs aus vier Jahrzehnten zum Tanzen und Mitsingen im Gepäck.
Passend zum Reutlinger Schwörtags-Wochenende bietet eine Stadtführung zum Thema »Zunftgeschichte – Reutlingens Handwerk im Wandel« von 16 bis 17.30 Uhr Einblick in eine Zeit, in der Handwerk weit mehr war als ein Beruf – es war eine Gemeinschaft, die Stadtgeschichte schrieb. Treffpunkt: Tourist-Information am Marktplatz 14. Kosten: 8,50 Euro (4,50 Euro ermäßigt). Tickets gibt es in der Tourist-Information.
- Sonntag, 13. Juli
Höhepunkt der Feierlichkeiten zum Schwörtag ist der Sonntag. Dem Auftakt um 9.40 Uhr mit den Turmbläsern folgt um 10 Uhr der ökumenische Gottesdienst in der Marienkirche mit Dekan Marcus Keinath und Pfarrer Roland Knäbler. Der anschließende Festzug mit Fahnenträgern, der Stadtkapelle und Gruppen zieht um 11.10 Uhr von der Marienkirche über den Marktplatz zum Schwörhof.
Hier schließt sich um 11.30 Uhr das Schwörtagszeremoniell mit der Rede und dem Schwörtagseid des Oberbürgermeisters an.
Umrahmt wird das Zeremoniell von Auftritten des Fahnenflaigers, der Reutlinger Stadtkapelle, den Schulchören des Friedrich-List-Gymnasiums und dem Reutlinger Liederkranz sowie der Schützengilde Reutlingen. Die historischen Rituale wie das Fahnenflaigen, das Turmblasen und das Böller- und Salutschießen sind auf die Neuzeit übertragen worden. Eine Gebärdensprachdolmetscherin wird das Schwörtagszeremoniell für Menschen mit Hörbehinderung in Gebärdensprache übersetzen.
- Mittelalterlicher Markt
Der große mittelalterliche Markt im Volkspark bietet ab Freitag, 11. Juli, von 17 bis 23 Uhr, buntes Treiben wie im Mittelalter: Handwerker laden zum Mitmachen ein, Händler bieten ihre Waren feil, Schwertkämpfer, Gaukler, Zauberer und Musiker ziehen die Besucher in ihren Bann und sorgen auch am Samstag, 12. Juli, 11 bis 23 Uhr, und am Sonntag, 13. Juli, 11 Uhr bis 17.30 Uhr, für abwechslungsreiche Aktivitäten.
- Verkehr
Das Schwörtagsfest in Reutlingen findet beim Friedrich-List-Gymnasium sowie in der angrenzenden Kanzlei-, Kloster- und Deckerstraße statt. Daher ist die Einfahrt in diese sowie in die Nürtinger-hofstraße am Samstag, 12. Juli, während der Zeit von 8 bis etwa 1 Uhr und am Sonntag, 13. Juli, von 9 bis etwa 16.30 Uhr nicht möglich. Die Einfahrt in die Marchtalerhofstraße ist frei. Sie dient der Abfahrt aus der Linden- und Weingärtnerstraße.
Wegen der Aufbauarbeiten sind die Parkplätze vor dem Friedrich-List-Gymnasium in der Kanzleistraße schon ab Freitag, 11. Juli, 7 Uhr, bis einschließlich Sonntag gesperrt, am Samstag und Sonntag überdies die umliegenden Parkplätze Kanzleistraße. (eg)