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Wird die Dettinger Promillesteige wieder geöffnet?

Kaum eine andere Straße ist in Dettingen in den vergangene Monaten und Jahren mehr diskutiert worden als die sogenannte Promillesteige zwischen Dettingen und Hülben. Obwohl sie seit vielen Monaten für den Autoverkehr gesperrt ist, wollte ein GEA-Leser wissen: »Wird sie vielleicht doch wieder geöffnet?«

Ziemlich wuchtig kommt die neue Barriere auf der ehemaligen Promillesteige daher. Unterstützt wird ihre sperrende Wirkung gegen
Ziemlich wuchtig kommt die neue Barriere auf der ehemaligen Promillesteige daher. Unterstützt wird ihre sperrende Wirkung gegen Autoverkehr durch eine Schranke. Foto: Steffen Schanz
Ziemlich wuchtig kommt die neue Barriere auf der ehemaligen Promillesteige daher. Unterstützt wird ihre sperrende Wirkung gegen Autoverkehr durch eine Schranke.
Foto: Steffen Schanz

DETTINGEN. Mit Gerüchten ist es wie mit Provisorien. Sie halten sich beide in der Regel länger als allgemein angenommen. So auch im Fall der Dettinger Promillesteige. Das Gerücht, es könnte vielleicht doch noch eine Wiedereröffnung der Steige geben, hält sich hartnäckig. So erreichte den GEA auch die Frage eines Lesers, ob daran irgendetwas stimmen könnte.

Doch in Wirklichkeit darf seit 2023 definitiv kein Auto mehr über den kleinen Albaufstieg rauf in den Nachbarort Hülben fahren und umgekehrt natürlich auch nicht. Verschiedene Absperrungen hat es bislang gegeben, manche wurden zerstört, um die Straße doch wieder fürs »Heilixblechle« zu nutzen. Verbotenerweise.

Stattdessen gibt es eine neue Barriere gegen illegalen Autoverkehr. Unzerstörbar und unpassierbar soll sie wirken. Es handelt sich um eine (dürftig) bepflanzte und mit Felsbrocken umrandete Verkehrsinsel, die in die asphaltierte Fläche der Straße hineinragt und so keinen Raum mehr lässt, um mit dem Auto vorbeizufahren. Nur noch Radfahrer und Fußgänger passen vorbei. Die neue Barriere soll eine dauerhafte bleiben. Sie soll zudem Teil der Waldflora werden, sprich: Pflanzen des Waldes sollen sich die wenigen Quadratmeter Erdreich der Insel erobern und auf ihr ganz natürlich wachsen.

Und es bleibt definitiv dabei: »Die Promill«, wie sie die Dettinger auch nennen, ist damit für Autos nicht nur verboten, sondern unpassierbar. Die Sprecherin der Gemeinde, Ulrike Müller, betonte auf GEA-Anfrage: »Die Promillesteige bleibt gesperrt. Es gibt im Rathaus auch keine Überlegungen, an diesem Zustand etwas zu ändern.« Sie fügt hinzu: »Die bisherigen Absperrungen, wie zum Beispiel eine Schranke, wurden entweder ignoriert oder gleich kaputtgemacht.« Eine Schranke gibt es wieder. Ein paar Meter vor der neuen Barriere.

Die kleine Steige ist zudem offiziell keine Gemeindeverbindungsstraße mehr, sondern mittlerweile ein privater Wirtschaftsweg. Sie gehört der Gemeinde Dettingen und im Rathaus ist man gespannt, aber auch irgendwie guter Dinge, dass die neue Barriere ihren Zweck erfüllt und den Autoverkehr endgültig zum Erliegen bringt. Viele Autofahrer macht das aber traurig, weil die kleine Straße für viele Pendler auf der Alb zu einer beliebten Umgehungsstraße geworden war. Von Albgemeinden wie Hülben, Böhrigen oder Zainingen gelangten sie ins Ermstal, ohne durch Bad Urach fahren zu müssen.

Das alles ist so gekommen, weil vor einigen Jahren festgestellt wurde, dass die Gemeindeverbindungsstraße nach Hülben dringend hätte saniert werden müssen, um die Voraussetzungen für eine verkehrssichere Straße zu erfüllen. Doch laut eines Gutachtens, das im Gemeinderat von Dettingen vorgestellt wurde, hätte eine Sanierung geschätzt etwa 18 Millionen Euro gekostet. Das war sogar die preiswerteste Kalkulation. Eine Summe, welche die Gemeinde alleine nicht hätte aufbringen wollen und können. Nachbargemeinden und auch der Landkreis Reutlingen hatten es abgelehnt, bei der Finanzierung zu helfen. In der entscheidenden Gemeinderatssitzung hieß es seinerzeit: Das Geld wird dringender für die Kinderbetreuung im Ort und für ein neues Feuerwehrhaus benötigt. Der Gemeinderat entschied sich also gegen die Sanierung der Promill.

So wurde das Ende der vier Kilometer langen Straße eingeleitet. Zunächst gab es eine vorübergehende Sperrung, die dann verlängert wurde, bis sie schließlich zur Dauerlösung wurde. (GEA)

Wieso heißt die Promillesteige so?

Promillesträßle, Promillewege oder Promillesteigen existieren nicht nur in Dettingen, sondern überall in Deutschland. Sie werden im Volksmund deshalb so genannt, weil sie Autofahrern, die (zu viel) Alkohol getrunken haben, als vermeintlich sicherer Weg gelten, weil sie dort keine Polizeikontrollen vermuten. Oft handelt es sich auch um Feldwege oder sonstige für Autos gesperrte kleinere Straßen. Bei der Dettinger Promillesteige handelte es sich dagegen um eine asphaltierte Gemeindeverbindungsstraße zwischen der Ermstalgemeinde und Hülben. Was gerne übersehen wird: Natürlich kennt die örtliche Polizei all diese Promillewege auch.

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