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Aktuell Rettungskräfte

Reutlinger Malteser beklagen fehlende Unterkunft

Keine Sanitärräume und Umkleidemöglichkeiten: Die täglichen Probleme des Hilfsdienstes.

Der Kreisbeauftragte Michael Donth (ganz links) zusammen mit den geehrten und berufenen Personen (von links): Rettungshelfer Jör
Der Kreisbeauftragte Michael Donth (ganz links) zusammen mit den geehrten und berufenen Personen (von links): Rettungshelfer Jörg Rönisch (Ehrenurkunde), Stadtbeauftragter Alexander Thomys (Berufung zum Zugführer), Leiterin Einsatzdienste Melanie Votteler (Ehrenurkunde), Rettungssanitäter Andreas Böhler (Leiter der HVO-Gruppe, Berufung zum stellvertretenden Leiter Einsatzdienste). FOTO: THOMYS
Der Kreisbeauftragte Michael Donth (ganz links) zusammen mit den geehrten und berufenen Personen (von links): Rettungshelfer Jörg Rönisch (Ehrenurkunde), Stadtbeauftragter Alexander Thomys (Berufung zum Zugführer), Leiterin Einsatzdienste Melanie Votteler (Ehrenurkunde), Rettungssanitäter Andreas Böhler (Leiter der HVO-Gruppe, Berufung zum stellvertretenden Leiter Einsatzdienste). FOTO: THOMYS

REUTLINGEN. Bei der Hauptversammlung des Malteser Hilfsdienstes beklagte der Stadtbeauftragte Alexander Thomys die schwierige Situation der ehrenamtlichen Bereitschaft der Malteser in Reutlingen. Im Beisein der Stadträte Edeltraut Stiedl und Mert Akkeceli sowie des Malteser-Kreisbeauftragten Michael Donth, MdB, und des Feuerwehrkommandanten Stefan Hermann schilderte Thomys die Probleme, die den Helfern der Malteser entstehen, weil der Stadtgliederung in Reutlingen keine eigenen Räumlichkeiten zur Verfügung stehen.

"Im Alarmfall haben wir keine Sanitärräume zur Verfügung, wir haben keine Umkleidemöglichkeiten und müssen unsere Einsatzkleidung zu Hause lagern und mitbringen. Auch das kameradschaftliche Zusammensein nach Dienstabenden ist kaum möglich", erklärte Thomys. Zudem stehen die Fahrzeuge des Katastrophenschutzes in der Nachbarstadt Metzingen – im Alarmfall müssen die Helfer also erst das Stadtgebiet verlassen, um die Einsatzfahrzeuge zu besetzen und gegebenenfalls wieder nach Reutlingen zu fahren. "Für den Erstschlag steht unser Krankentransportwagen in Reutlingen an der hauptamtlichen Wache", so der 38-Jährige weiter. "Dort steht der KTW allerdings im Freien und ist den Unbilden der Witterung ausgeliefert." Darunter leidet insbesondere die empfindliche Medizintechnik: "Im Sommer sind die Akkus großer Hitze ausgeliefert, im Winter schaffen es die elektrischen Heizlüfter nicht immer, Frost zu vermeiden.

»Viele anderen hätten unter diesen Bedingungen irgendwann den Dienst quittiert«, sagte Thomys. »Umso stolzer bin ich auf das, was wir im vergangenen Jahr geleistet haben.« Und das war in der Tat eine ganze Menge, wie Melanie Votteler, Leiterin Einsatzdienste, in ihrem Bericht vortrug: Bei 55 Sanitätsdiensten sicherten die Malteser mit ihren Einsatzkräften Veranstaltungen im Stadtgebiet und in der Region ab, von Footballspielen im Kreuzeichestadion über die Konzerte im Echazhafen bis hin zu Vereinsjubiläen und der 24-Stunden-Aktion der katholischen Jugend. Bei Workshops für Absolvierende des Freiwilligen Sozialen Jahres gaben die Malteser Know-how zur Ersten Hilfe weiter und bei der Fußball-Europameisterschaft waren die Malteser im Katastrophenschutz gefordert, als die Einsatzeinheit 1 des Landkreises Reutlingen – besetzt von Helfern von DRK und Maltesern – einen EM-Spieltag in Stuttgart mit vielen weiteren Einsatzeinheiten und Kräften aus dem Land absicherte.

Hinzu kamen die Notfalleinsätze: 15- mal wurde die Bereitschaft der Malteser alarmiert, um den hauptamtlichen Rettungsdienst zu verstärken oder abzulösen. In Erinnerung bleibt den Helfern der Großbrand im Industriegebiet In Laisen, bei dem die Malteser über mehrere Stunden einen eigenen Einsatzabschnitt übernahmen und die sanitätsdienstliche Absicherung der Feuerwehrleute sicherstellten. Zum Jahreswechsel hatten die Malteser eine Silvesterbereitschaft organisiert, die in den frühen Morgenstunden des 1. Januar zu drei Einsätzen alarmiert wurde. Auch an einem internationalen Einsatz waren die Reutlinger Malteser beteiligt: Als nach den verheerenden Hochwassern in Polen an Oder und Neiße im Oktober die dortigen Malteser um Unterstützung baten, kam für eine Woche auch Hilfe aus der Achalmstadt. »Ohne das große Engagement unserer Helfer wäre das alles nicht zu stemmen gewesen«, betonte Melanie Votteler.

Hilfe vor Ort leisteten die Malteser in Altenburg, Oferdingen, Rommelsbach, Reicheneck und Sickenhausen: 104-mal rückten sie aus, um eine professionelle Erstversorgung bei medizinischen Notfällen noch vor dem Eintreffen des Rettungsdienstes zu ermöglichen. Mittlerweile sind die Malteser auch in Sondelfingen als Helfer vor Ort tätig. »Wer in seinem Ort helfen will, ist bei uns immer willkommen – Ausbildung und Ausrüstung stellen wir zur Verfügung«, wirbt Andreas Böhler, Leiter der HVO-Gruppe, um weitere ehrenamtliche Unterstützung, denn die Helfer vor Ort können nur dann helfen, wenn sie auch vor Ort verfügbar sind: Im vergangenen Jahr war dies in etwas mehr als 50 Prozent der Alarmierungen der Fall: 104-mal rückten die HVO aus, bei 194 Alarmierungen.

»Mit mehr Helfern könnten wir mehr Menschen noch schneller helfen«

»Mit mehr Helfern könnten wir auch mehr Menschen noch schneller helfen«, führt der Rettungssanitäter und Gruppenführer aus. Der HVO-Dienst erfolgt ehrenamtlich, auch seitens der Krankenkassen gibt es keine finanzielle Unterstützung. »Wir sind hier auf Spenden angewiesen, um unsere Helfer mit der nötigen persönlichen Schutzausrüstung und dem medizinischen Material auszustatten«, ergänzte Thomys.

Als Anerkennung für besondere Leistungen im Ehrenamt der Malteser wurden Melanie Votteler und Jörg Rönisch mit Ehrenurkunden bedacht. Doch noch so vorbildliches ehrenamtliches Engagement allein reiche auf Dauer nicht: Um weiter voranzukommen, sei es nun unbedingt notwendig, eigene Räumlichkeiten zu finden, in denen im Optimalfall auch die Einsatzfahrzeuge unterkommen können. Immerhin verfügt die Gliederung derzeit über zwei Krankentransportwagen, einen Mannschaftstransportwagen und einen Gerätewagen-Betreuung. (pm)